Auf der Suche nach dem Klang der 50er Jahre
Der Gitarrensound der 50er und 60er Jahre wurde maßgeblich durch die Verstärker der Firma Fender geprägt. Studenten der Technischen Universität Berlin haben nun nach den Originalplänen die Technik rekonstruiert.
Henry Westphal, Geschäftsführer einer Elektronikfirma und Lehrbeauftragter an der TU Berlin hat sich lange mit dem speziellen 50er-Jahre-Gitarrensound beschäftigt.
"Dann kommt man eben darauf, dass es zwei sehr legendäre Verstärker gibt aus den 1950er Jahren, die beiden Urverstärker sozusagen, auf die sich alles weitere bezogen hat, das ist der Fender Bassmann, und dann gibt es den Fender Deluxe, vor allem der Deluxe 5b3, denn über den Fender Deluxe 5b3 hat der Gitarrist Scotty Moore gespielt, von Elvis Presley, der sicher der einflussreichste und meist gehörte Gitarrist der Welt ist, auch wenn keiner seinen Namen kennt."
Es gibt noch einen zweiten unbekannten und doch viel gehörten Gitarristen: Hank Garland. Auch er begleitete Elvis über einen Gitarrenverstärker der Marke Fender:
"Es sind Milliarden von Elvisplatten verkauft worden, 1,8 Milliarden meines Wissens, 6,6 Milliarden Menschen auf der Welt, da sind die fast überall dabei, das heißt, es sind die meist gehörten Gitarristen und auch die einflussreichsten, weil es waren die Vorbilder für sehr viele, die danach kamen."
Warum klingen die historischen Verstärker so besonders? Das wollte Henry Westphal zusammen mit neun Studenten herausfinden. Ein Grund, so fanden sie heraus, liegt in einem technischen Mangel, den die Entwickler damals nicht beheben konnten, dem Übersteuern:
"Übersteuerung heißt eben nicht 'gar nicht übersteuert' oder 'völlig übersteuert', sondern da gibt es ein Kontinuum von Zwischenzuständen und gerade der Fender Bassmann fügt durch die Übersteuerung ganz spezielle Oberschwingungen hinzu, die den Klang auf eine ganz besondere Art färben, eine ganz besondere Intensität schaffen."
Die Fender-Verstärker haben, wie Henry Westphal erklärt, verschiedene Klangfarben, der Deluxe etwas "dreckiger", der "Bassman" klinge dagegen heller, glasiger. Moderne Gitarrenverstärker könnten dieses Spektrum meist nicht erzeugen, was oft an den billigen Komponenten liegt.
Aber es gibt sie noch, die Schaltpläne der alten Modelle:
"Die Originalschaltbilder von Fender, die sind veröffentlicht publiziert, und wir haben die eben ganz genau analysiert, alles nachgerechnet, anhand der Röhrendatenblätter."
Auch die Bauteile sind überraschenderweise noch oder wieder auf dem Markt, wie die 23-jährige Studentin Vera Erbes erzählt:
"Verschiedene Röhrentypen, jede Menge Widerstände, Kondensatoren, der Transformator, Halbleiter sind nicht drin, wirklich so nachgebaut wie in den 50er Jahren, mit dem Stand der Technik von damals."
Über zwei Semester lief das Projekt, jeden Samstag, auch in den Ferien. Das alles nur für den Nachbau eines Verstärkers?
"Von der prinzipiellen Arbeitsweise her war es, glaube ich, schon ziemlich nahe an dem, was man später im Beruf macht, dass man sich theoretisch überlegt und entwickelt, danach aufbaut und testet, ich denke der Prozess ist schon allgemein was von Wert."
Wildcat – so haben sie ihren Retro-Verstärker genannt, den sie mit ein paar zusätzliche Funktionen ausgestattet haben, Hall beispielsweise. Drei Prototypen sind nun im Praxistest bei "Ike and the Capers", einer Band, die mit genau jenem 50er Jahre-Sound durch die Lande tourt.
"Wir waren uns am Anfang gar nicht so sicher, ob das was ist, und dann waren wir dort im Studio und dann hat sich der Gitarrist eingesteckt, hat er gesagt, oh das klingt aber Klasse und dann war erst mal fünf Minuten Gitarren solo."
Die Band spielte auch zum Abschluss des Projektes in der TU auf, in einem Laborraum. Ein großer Moment für die Soundtüftler:
"Es macht richtig Freude, man baut und baut und dann wird’s, rechnet und macht und dann wird es zum Leben gebracht, das macht richtig Freude, hat man als Ingenieur richtig selten, so ein direktes Erfolgserlebnis."
Und in der Firma von Henry Westphal steht unter einem Tisch bereits das Verstärker-Gehäuse, mit dem Wildcat in ein paar Monaten in Serie gehen soll.
"Den Kasten, den haben wir in Deutschland bestellt, die kommen aus Amerika, werden extra gebaut, angeblich mit amerikanischen Pinienholz, wie es mal war, schön mit tweed finish und mit den Originallautsprechern, die Farbe ist so Nitrolack , auch wie in 50er Jahren. Angeblich soll selbst die Lackfarbe was für den Klang tun, aber ich glaub da inzwischen alles."
"Dann kommt man eben darauf, dass es zwei sehr legendäre Verstärker gibt aus den 1950er Jahren, die beiden Urverstärker sozusagen, auf die sich alles weitere bezogen hat, das ist der Fender Bassmann, und dann gibt es den Fender Deluxe, vor allem der Deluxe 5b3, denn über den Fender Deluxe 5b3 hat der Gitarrist Scotty Moore gespielt, von Elvis Presley, der sicher der einflussreichste und meist gehörte Gitarrist der Welt ist, auch wenn keiner seinen Namen kennt."
Es gibt noch einen zweiten unbekannten und doch viel gehörten Gitarristen: Hank Garland. Auch er begleitete Elvis über einen Gitarrenverstärker der Marke Fender:
"Es sind Milliarden von Elvisplatten verkauft worden, 1,8 Milliarden meines Wissens, 6,6 Milliarden Menschen auf der Welt, da sind die fast überall dabei, das heißt, es sind die meist gehörten Gitarristen und auch die einflussreichsten, weil es waren die Vorbilder für sehr viele, die danach kamen."
Warum klingen die historischen Verstärker so besonders? Das wollte Henry Westphal zusammen mit neun Studenten herausfinden. Ein Grund, so fanden sie heraus, liegt in einem technischen Mangel, den die Entwickler damals nicht beheben konnten, dem Übersteuern:
"Übersteuerung heißt eben nicht 'gar nicht übersteuert' oder 'völlig übersteuert', sondern da gibt es ein Kontinuum von Zwischenzuständen und gerade der Fender Bassmann fügt durch die Übersteuerung ganz spezielle Oberschwingungen hinzu, die den Klang auf eine ganz besondere Art färben, eine ganz besondere Intensität schaffen."
Die Fender-Verstärker haben, wie Henry Westphal erklärt, verschiedene Klangfarben, der Deluxe etwas "dreckiger", der "Bassman" klinge dagegen heller, glasiger. Moderne Gitarrenverstärker könnten dieses Spektrum meist nicht erzeugen, was oft an den billigen Komponenten liegt.
Aber es gibt sie noch, die Schaltpläne der alten Modelle:
"Die Originalschaltbilder von Fender, die sind veröffentlicht publiziert, und wir haben die eben ganz genau analysiert, alles nachgerechnet, anhand der Röhrendatenblätter."
Auch die Bauteile sind überraschenderweise noch oder wieder auf dem Markt, wie die 23-jährige Studentin Vera Erbes erzählt:
"Verschiedene Röhrentypen, jede Menge Widerstände, Kondensatoren, der Transformator, Halbleiter sind nicht drin, wirklich so nachgebaut wie in den 50er Jahren, mit dem Stand der Technik von damals."
Über zwei Semester lief das Projekt, jeden Samstag, auch in den Ferien. Das alles nur für den Nachbau eines Verstärkers?
"Von der prinzipiellen Arbeitsweise her war es, glaube ich, schon ziemlich nahe an dem, was man später im Beruf macht, dass man sich theoretisch überlegt und entwickelt, danach aufbaut und testet, ich denke der Prozess ist schon allgemein was von Wert."
Wildcat – so haben sie ihren Retro-Verstärker genannt, den sie mit ein paar zusätzliche Funktionen ausgestattet haben, Hall beispielsweise. Drei Prototypen sind nun im Praxistest bei "Ike and the Capers", einer Band, die mit genau jenem 50er Jahre-Sound durch die Lande tourt.
"Wir waren uns am Anfang gar nicht so sicher, ob das was ist, und dann waren wir dort im Studio und dann hat sich der Gitarrist eingesteckt, hat er gesagt, oh das klingt aber Klasse und dann war erst mal fünf Minuten Gitarren solo."
Die Band spielte auch zum Abschluss des Projektes in der TU auf, in einem Laborraum. Ein großer Moment für die Soundtüftler:
"Es macht richtig Freude, man baut und baut und dann wird’s, rechnet und macht und dann wird es zum Leben gebracht, das macht richtig Freude, hat man als Ingenieur richtig selten, so ein direktes Erfolgserlebnis."
Und in der Firma von Henry Westphal steht unter einem Tisch bereits das Verstärker-Gehäuse, mit dem Wildcat in ein paar Monaten in Serie gehen soll.
"Den Kasten, den haben wir in Deutschland bestellt, die kommen aus Amerika, werden extra gebaut, angeblich mit amerikanischen Pinienholz, wie es mal war, schön mit tweed finish und mit den Originallautsprechern, die Farbe ist so Nitrolack , auch wie in 50er Jahren. Angeblich soll selbst die Lackfarbe was für den Klang tun, aber ich glaub da inzwischen alles."