Dietrich Grönemeyer: "Weltmedizin: Auf dem Weg zu einer ganzheitlichen Heilkunst"
S. Fischer Verlag, Berlin 2018
288 Seiten, 20 Euro
Panchakarma-Kur statt Tabletten
Der Arzt Dietrich Grönemeyer hat ein neues Buch geschrieben. Es geht um nichts weniger als die "Weltmedizin" - dem Versammeln alles heilenden Wissens. Für die Diagnose von Krankheiten, meint er, sei kaum Technik vonnöten. Es reiche ein Arzt, der hinguckt.
Manchmal ist es ganz simpel. Der Grund für die Rückenschmerzen sind Muskelverspannungen. Der Patient bekommt aber keine Massagen oder Osteopathie verschrieben, sondern landet auf dem OP-Tisch. Folge eines technikzentrierten und von wirtschaftlichen Interessen getriebenen Gesundheitssystems.
Der Arzt Dietrich Grönemeyer, durch Bestseller inzwischen ähnlich bekannt wie sein singender Bruder, setzt dem System die Idee einer "Weltmedizin" entgegen. Alles heilende Wissen weltweit soll zusammengetragen werden. Die Medizin hierzulande werde zunehmend zu einem "sinnlosen Betrieb", die Menschen wendeten sich ab, sagte Grönemeyer im Deutschlandfunk Kultur.
Der Arzt und Autor plädiert unter anderem für alternative Heilmethoden - die Entschlackungskur statt Medikamenten. Grönemeyer ist viel gereist und hat die Methoden selbst ausprobiert - eine Panchakarma-Kur half ihm, wie er berichtet, erhöhte Cholesterin-Werte loszuwerden.
Entspannt, kräftiger und klar im Kopf
Außerdem habe er sich innerlich entspannt gefühlt und sei hinterher kräftiger und "klar im Kopf" gewesen. Zugleich warnt Grönemeyer aber auch vor Scharlatanen und Wunderheilern. Jede Methode müsse wissenschaftlich überprüft werden.
Im Zentrum eines neuen Gesundheitssystems hierzulande sieht er den Hausarzt. Dieser müsse zum "Co-Piloten" für den Patienten werden, sagte er - und die medizinischen Angebote für diesen sortieren. Denn der Patient selbst sei inzwischen aufgeschmissen. Hausärzte müssten deutlich mehr Geld für Gespräch und Fortbildungen bekommen, forderte Grönemeyer.
Von seinem Vorbild, einem Allgemeinmediziner, habe er gelernt, dass man den Menschen als Arzt "angucken" und auf Hautbeschaffenheit, Gang, Vorlieben und Ähnliches achten müsse. 90 Prozent der Diagnose könne man als Arzt selbst stellen, dazu brauche man keine Technik. Diese müsse erst danach eingesetzt werden - um die Diagnose zu bestätigen oder zu verwerfen. (ahe)