Neue Kleider – ohne zu shoppen
Jeansjacke, Blazer, Plisseerock – wer seinen Kleiderschrank up to date halten möchte, muss in der Regel tief in die Tasche greifen. Wer sparen möchte, muss nicht bei billigen Modeketten einkaufen – es gibt eine Alternative: Klamottentausch-Partys.
Sara sortiert gerade ihre mitgebrachten Kleider an einem der 15 Tische, die hier im ganzen Raum verteilt sind: T-Shirts, Pullover, Kleider, Röcke und Hosen sind nach Größe geordnet aufgestapelt. Sie habe ihren ganzen Schrank ausgemistet, sagt sie. "Ich bin total happy, kam mit einer Riesentüte voller Klamotten. Ich bin froh, dass mein Kleiderschrank leer ist."
Die 24-Jährige hat ihre Freundin Sabrina zur Klamottentausch-Party in einem Künstlertreffpunkt in der Essener Innenstadt mitgenommen. Nach einem kurzen Rundgang hat sie schon zwei Kleider entdeckt: "Hier hängt ein super Abendkleid, das bestimmt mal teuer war und das ist echt schön." Ein Kleid bunt mit asiatischem Print, das andere schwarz, edel und bodenlang – unterschiedlicher geht’s kaum. Sara nimmt beide mit.
"Das coole daran ist ja, dass ganz, ganz viele verschiedene Stile vertreten sind und da findet man immer was", bestätigt die Schülerin Annika. Auch für sie hat sich die Party gelohnt: "Ich habe Schuhe, ich habe einen Mantel, tausende von T-Shirts, Pullis."
Tauschen statt Wegwerfen
Gebrauchte Kleider für lau, das geht und neue Klamotten für sehr wenig Geld, das geht auch - günstige Modeketten machen es möglich. Angesagte Teile kosten einen einstelligen Betrag. Sie ersetzen die langwierige Entscheidung für das eine Teil durch die Anschaffung von vielen verschiedenen. Man könnte auch sagen: das demokratisiert die Mode.
"Das gibt ja dann jedem Menschen in jeder Schicht die Möglichkeit, sich dann auch so trendy zu kleiden und irgendwie dabei zu sein und mitzumachen und sich dann nicht so ausgeschlossen zu fühlen, deswegen finde ich das ganz gut", sagt Jennifer. Die 23-jährige ist Studentin, ihr steht nur ein bestimmtes Budget für Klamotten zur Verfügung. Da freut sie sich über diese Alternative.
Man kann die Partys auch als Chance verstehen, dem Wegwerfen von überflüssigen Teilen etwas Nachhaltigeres entgegenzusetzen, meint Tabea vom Veranstalterteam: "Denn wir kommen alle aus dieser Fair-Handels-Alternativ-Leben-Ecke, und haben gesagt: 'Man schmeißt so schnell Sachen weg, die einem dann doch nicht passen oder gefallen. Schöner wäre es doch, wenn andere sich darüber freuen können und man dann dadurch Geld spart'."
Ihr schönster Moment war, als eine Frau selbstverliebt im schwarzem Samtkleid vor dem Spiegel stand. Das Kleid hatte Tabea aussortiert, weil sie es nicht mehr mochte. "Und ich dachte: Wie schön, das Kleid darf noch weiter ein schönes Leben führen und an festlichen Tagen getragen werden."