Couchsurfing in Saudi-Arabien
08:23 Minuten
Kein Typ fürs Hotel: Der Autor und Reporter Stephan Orth übernachtet von jeher in Privatwohnungen, wenn er unterwegs ist. Auf diese Weise hat er schon Russland, China und den Iran bereist. Und nun auch Saudi-Arabien.
"Mich faszinieren Länder, die einen schlechten Ruf haben", meint Stephan Orth zur Auswahl seiner Reiseziele. Denn gerade dort seien private Begegnungen wichtig, um auch weniger bekannte Seiten kennenzulernen.
Diesmal also Saudi-Arabien. Ein Land, das man hierzulande mit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi assoziiert, mit der Todesstrafe, der Diskriminierung von Frauen, der Verfolgung von Andersdenkenden und Homosexuellen. Aber auch mit atemberaubenden Landschaften, großer Gastfreundschaft und einem einzigartigen Nebeneinander von Tradition und Fortschritt.
Stephan Orth hat bei seiner Reise ein Land erlebt, das sich erst ganz allmählich für den Tourismus öffnet. Der 2017 zum Kronprinzen ernannte Mohammed bin Salman treibt eine vorsichtige und medienwirksame Liberalisierung voran. Einiges scheint im Wandel. Frauen dürfen jetzt Auto fahren. In der Wüste finden riesige Rave-Partys statt, obwohl Musik bis vor kurzem noch als "unislamisch" galt. Doch wie tiefgreifend sind diese Veränderungen tatsächlich?
Kurz vor Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie war Stephan Orth einige Monate lang im Königreich unterwegs, als einer der ersten westlichen Journalisten. Von seinen vielfältigen Begegnungen und Erlebnissen erzählt er in dieser Serie.
Stephan Orth im Gespräch mit Martin Böttcher:
Alle Folgen
Folge 1: Beim Wüsten-Rave
Ein Festival mit westlicher Musik? Noch bis vor Kurzem undenkbar. Doch 2019 fand erstmals das Middle Beast Festival statt, ein gigantischer Rave am Rande von Riad. Wie feiert die saudische Jugend?
Folge 2: Weihnachten im Beduinen-Zelt
"Christliche Propaganda" ist nicht erlaubt in Saudi-Arabien - das gilt auch für Weihnachtsfeiern. Doch plötzlich landete da diese Einladung zu einer klandestinen Christmas Party im Postfach von Stephan Orth.
Folge 3: Tür an Tür mit dem Bürgerkrieg
Couchsurfing verschlägt einen bisweilen an Orte, an denen man als Tourist tatsächlich nie landen würde. Zum Beispiel an die Grenze zum Jemen. Die Einheimischen haben sich an den Lärm der Granateneinschläge und Abwehrfeuer scheinbar schon gewöhnt. Der Reisende aus Deutschland noch nicht.
Folge 4: Unter Männern
Auf gleichgeschlechtlichen Sex steht in Saudi-Arabien nach wie vor die Todesstrafe. Man könnte vermuten, dass Homosexuelle, wenn überhaupt, nur im Verborgenen Kontakt zueinander suchen. Doch ganz so verborgen spielt sich das Ganze dann auch wieder nicht ab, hat Stephan Orth festgestellt, als er im Netz nach einer Unterkunft suchte.
Folge 5: Die Wüste lebt
Es geht in die Wüste. Nicht allein, sondern mit einer kleinen Gruppe von Leuten, die Stephan Orth im Laufe seiner Reise kennengelernt hat. Eine reine Männertruppe, das Geschlechterleben ist nach wie vor streng getrennt.
Folge 6: Kameltreiben
Die tollsten Tiere der Welt? Seit diesem Trip ist Stephan Orth überzeugt, dass das nur Kamele sein können. Der Inbegriff von Eigensinn und Schönheit - auch wenn da manchmal mit Botox nachgeholfen wird. Liebe auf den ersten Blick!
Folge 7: Begegnungen mit Frauen
Selbst wer als Couchsurfer privat unterkommt, hat Stephan Orth erfahren, lernt nicht unbedingt die Ehefrau seines Gastgebers kennen. Frauen und Männer leben in getrennten Sphären. Einige wenige Begegnungen haben sich aber doch ergeben.
Folge 8: Überstürzte Abreise
Die Reise nach Saudi-Arabien endet plötzlicher als gedacht. Ein unbekanntes Virus taucht in den Nachrichten auf, ein Land nach dem anderen schließt seine Grenzen, Flugverbindungen werden eingestellt. Stephan Orth nimmt einen der letzten Flieger nach Deutschland - und zieht ein erstes Fazit seiner Reise.
Das Buch "Couchsurfing in Saudi-Arabien" erscheint am 1. Februar im Malik-Verlag.