Aufenthalt unerwünscht
Der Journalist Hasnain Kazim wurde 1974 im niedersächsischen Oldenburg geboren und wuchs in dem Dorf Hollern Twielenfleth im Alten Land vor den Toren Hamburgs auf. Seine Eltern sind indisch-pakistanischer Abstammung. Auf dem Dachboden der Familie findet er eine Kiste mit alten Dokumenten. Darüber erfährt der junge Mann, dass seine Familie in den 80er-Jahren mehrfach von der Ausweisung aus Deutschland bedroht war. Er beginnt, seine Familiengeschichte zu erforschen.
Die Eltern von Hasnain Kazim passen nicht in das übliche Klischee. Sie kommen weder als Gastarbeiter, noch als Asylbewerber oder Wirtschaftsflüchtlinge nach Deutschland. Sein Vater stammt aus einer wohlhabenden indischen Familie, die 1947 mit der Abtrennung Pakistans nach Karatschi übersiedelt. Dort wird vier Jahre später die Mutter von Hasnain Kazim geboren. Sie wächst in einer großen Villa auf, ihr Vater kann der Familie ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglichen. Die Ehe der beiden wird von den Familien arrangiert. 1974 findet die Hochzeit nach muslimischem Ritual statt.
Hasnain Kazims Vater hat als junger Mann den Wunsch, Pilot zu werden und die Welt zu sehen. Stattdessen findet er 1962 eine kleine Zeitungsanzeige, in der die Deutsche Dampfschifffahrtsgesellschaft Hansa aus Bremen, damals eine der weltgrößten Reedereien, dringend Personal sucht. Er bewirbt sich und wird angenommen. Vier Jahre später besucht er die Seefahrtschule in Bremen und macht dort sein erstes Kapitänspatent.
Die frischgebackene Ehefrau reist ihrem Ehemann hinterher und so kommt es, dass sie ihr erstes Kind in Oldenburg zur Welt bringt. Da der Ehemann in der Ausbildung ist, bekommen Mutter und Kind problemlos eine Aufenthaltserlaubnis. Eine deutsche Familie nimmt sich der jungen Frau an und erleichtert ihr das Einleben in diesem völlig fremden Kulturkreis.
Der nächste Ausbildungskurs zum Kapitänspatent findet an der Seefahrtschule Grünendeich im Alten Land statt. So gelangt die pakistanische Familie in den Nachbarort Hollern Twielenfleth. Der Anfang auf eigenen Füßen ist schwierig. Die junge Frau, die aus einem großen Haushalt in Pakistan mit vielen Angestellten kommt, muss sich nun um alles selber kümmern. Dazu kommen die vielen Vorurteile der Nachbarn, die glauben, sie sei aus einem unterentwickelten Land geflohen. Doch die Familie lebt sich ein und empfindet das kleine niedersächsische Dorf immer mehr als ihre Heimat.
Allerdings endet mit der Ausbildung auch die Aufenthaltsgenehmigung der Familie. Während der Kapitän weiterhin für eine deutsche Reederei arbeiten darf, muss seine Frau mit dem Kind nach Karatschi zurückkehren. Später kommen die beiden mit einem Besuchsvisum zurück nach Deutschland - lediglich für drei Monate. Durch eine Risikoschwangerschaft ist der Rückflug nicht möglich und es kommt zu einer Aufenthaltsduldung.
Damit beginnt ein jahrelanger zermürbender Kleinkrieg mit den Behörden. Immer wieder wird die Duldung kurzzeitig verlängert, aber die Familie weiß nie, wie lange sie noch in Deutschland bleiben darf. Hasnain besucht inzwischen den Kindergarten und die Schule in Hollern Twielenfleth und fühlt sich als "Hansi" seinen deutschen Mitschülern als absolut ebenbürtig.
In der Auseinandersetzung mit den deutschen Ausländerbehörden bekommt die Familie viel Unterstützung von Freunden, Nachbarn und nicht zuletzt einem Arzt, der mehrfach die Reiseunfähigkeit der kränklichen kleinen Schwester bescheinigt, und einem sehr durchsetzungsfähigen Pastor. Nach vielen Jahren schließlich, im November 1990, erhält die Familie Kazim die deutsche Staatsbürgerschaft.
Hasnain Kazim beschreibt sehr anschaulich, wie zwei junge Menschen aus Pakistan eher zufällig nach Deutschland kommen, sich mit der Zeit anpassen und einfügen und trotzdem immer wieder mit den deutschen Behörden in Konflikt geraten. Ein sehr persönlicher Bericht, der ermutigt, zu seinen Zielen und Träumen zu stehen, und uns Deutsche - ohne anzuklagen oder zu jammern - auffordert, zu überdenken, wie wir mit "Gästen" umgehen.
Besprochen von Birgit Koß
Hasnain Kazim: Grünkohl und Curry - Die Geschichte einer Einwanderung
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009
259 Seiten, 14,90 Euro
Hasnain Kazims Vater hat als junger Mann den Wunsch, Pilot zu werden und die Welt zu sehen. Stattdessen findet er 1962 eine kleine Zeitungsanzeige, in der die Deutsche Dampfschifffahrtsgesellschaft Hansa aus Bremen, damals eine der weltgrößten Reedereien, dringend Personal sucht. Er bewirbt sich und wird angenommen. Vier Jahre später besucht er die Seefahrtschule in Bremen und macht dort sein erstes Kapitänspatent.
Die frischgebackene Ehefrau reist ihrem Ehemann hinterher und so kommt es, dass sie ihr erstes Kind in Oldenburg zur Welt bringt. Da der Ehemann in der Ausbildung ist, bekommen Mutter und Kind problemlos eine Aufenthaltserlaubnis. Eine deutsche Familie nimmt sich der jungen Frau an und erleichtert ihr das Einleben in diesem völlig fremden Kulturkreis.
Der nächste Ausbildungskurs zum Kapitänspatent findet an der Seefahrtschule Grünendeich im Alten Land statt. So gelangt die pakistanische Familie in den Nachbarort Hollern Twielenfleth. Der Anfang auf eigenen Füßen ist schwierig. Die junge Frau, die aus einem großen Haushalt in Pakistan mit vielen Angestellten kommt, muss sich nun um alles selber kümmern. Dazu kommen die vielen Vorurteile der Nachbarn, die glauben, sie sei aus einem unterentwickelten Land geflohen. Doch die Familie lebt sich ein und empfindet das kleine niedersächsische Dorf immer mehr als ihre Heimat.
Allerdings endet mit der Ausbildung auch die Aufenthaltsgenehmigung der Familie. Während der Kapitän weiterhin für eine deutsche Reederei arbeiten darf, muss seine Frau mit dem Kind nach Karatschi zurückkehren. Später kommen die beiden mit einem Besuchsvisum zurück nach Deutschland - lediglich für drei Monate. Durch eine Risikoschwangerschaft ist der Rückflug nicht möglich und es kommt zu einer Aufenthaltsduldung.
Damit beginnt ein jahrelanger zermürbender Kleinkrieg mit den Behörden. Immer wieder wird die Duldung kurzzeitig verlängert, aber die Familie weiß nie, wie lange sie noch in Deutschland bleiben darf. Hasnain besucht inzwischen den Kindergarten und die Schule in Hollern Twielenfleth und fühlt sich als "Hansi" seinen deutschen Mitschülern als absolut ebenbürtig.
In der Auseinandersetzung mit den deutschen Ausländerbehörden bekommt die Familie viel Unterstützung von Freunden, Nachbarn und nicht zuletzt einem Arzt, der mehrfach die Reiseunfähigkeit der kränklichen kleinen Schwester bescheinigt, und einem sehr durchsetzungsfähigen Pastor. Nach vielen Jahren schließlich, im November 1990, erhält die Familie Kazim die deutsche Staatsbürgerschaft.
Hasnain Kazim beschreibt sehr anschaulich, wie zwei junge Menschen aus Pakistan eher zufällig nach Deutschland kommen, sich mit der Zeit anpassen und einfügen und trotzdem immer wieder mit den deutschen Behörden in Konflikt geraten. Ein sehr persönlicher Bericht, der ermutigt, zu seinen Zielen und Träumen zu stehen, und uns Deutsche - ohne anzuklagen oder zu jammern - auffordert, zu überdenken, wie wir mit "Gästen" umgehen.
Besprochen von Birgit Koß
Hasnain Kazim: Grünkohl und Curry - Die Geschichte einer Einwanderung
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009
259 Seiten, 14,90 Euro