Aufklärungsbuch für Evolutionszweifler
Die Evolutionstheorie wird in den USA von vielen evangelikalen Christen nicht akzeptiert. Stattdessen setzen sie sich für die wissenschaftliche Anerkennung des Kreationismus' ein, der auf den wortwörtlichen Aussagen der biblischen Schöpfungsgeschichte basiert. Dagegen wehren sich Evolutionsforscher mit einem "Aufklärungsbuch".
"Wissenschaft, Evolution und Kreationismus", so der übersetzte Titel des Buches, das die US-Akademie der Wissenschaften heute der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Knapp 90 Seiten ist das Bändchen dick. Zieht man davon noch einmal das Vorwort, das Inhaltsverzeichnis und den Anhang ab, bleiben gerade einmal 54 Seiten übrig. Schon der geringe Umfang macht klar: Hier sollte kein Lehrbuch für Universitäten geschrieben werden. Der Anspruch des Büchleins: Es soll in einfachen Worten erklären, auf welchem Fundament die Evolutionsbiologie gründet und wo die Forschung heute steht. Gilbert Omenn, Medizinprofessor an der University of Michigan Medical School in Ann Arbor und Mitautor:
"Dieser Bericht ist ein anschaulich bebildertes und verständlich geschriebenes Buch, das vor allem von Wert sein wird für Wissenschaftler, Lehrer, andere Menschen in der Öffentlichkeit und für alle, die sich in die Diskussion einbringen wollen, über die Grenzen und Schnittstellen zwischen Religion und Wissenschaft."
Eine Art Aufklärungsbuch über Evolution, für Schulen und für die Öffentlichkeit. Grafisch ist das schmale Bändchen so aufbereitet, wie man es von einem populärwissenschaftlichen Werk erwartet: Mit farbigen Fotos und Abbildungen, Info-Kästen und Begriffserläuterungen am Seitenrand. Und auch didaktisch spricht es an: Anhand vieler Beispiele erklärt es die Grundbegriffe und Mechanismen der Evolution und gibt einen Schnellkurs in Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Im zweiten Kapitel präsentieren die Autoren dann Belege für die Evolutionstheorie - und zwar aus allen möglichen Fachrichtungen. Von der Astrophysik über die Molekularbiologie und Genetik bis hin zur Anthropologie und Verhaltensforschung. Denn während der Streit um Schöpfung oder Evolution in der amerikanischen Öffentlichkeit weiterhin ausgetragen wird, haben sich die Vorstellungen von Charles Darwin auf nahezu alle akademischen Disziplinen ausgedehnt - und beeinflussen auch die Alltagskultur.
"Es ist faszinierend, wie viele Menschen auf der ganzen Welt versessen darauf sind, mit neuen Technologien, mit einem Gentest, ihren eigenen Ahnen auf die Spur zu kommen; und auch ihren Krankheitsrisiken. Das ist natürlich ebenso ein großes Thema in Medizinerkreisen."
Trotzdem: Mit europäischen Augen gelesen hinterlässt das Bändchen einen leicht zwiespältigen Eindruck: Es ist so, als würde ein Werk über Astronomie ständig beteuern, dass in der Welt der Wissenschaft keine Zweifel mehr über das Kopernikanische Weltbild bestehen. Aber hier in den USA kann Evolutionskritik im Gegensatz zu Deutschland auf eine lange und beständige Tradition zurückblicken. Der Kreationismus, der die Entstehung des Lebens mit Hilfe von biblischen Vorstellungen erklären will, wird von vielen Menschen als gleichberechtigte Alternative zu den Lehren von Charles Darwin angesehen. so zum Beispiel auch von dem konservativen Präsidentschaftskandidaten Mike Huckabee, der bei den Vorwahlen in Iowa an zweiter Stelle liegt. Er hatte öffentlich erklärt, dass er die Evolutionstheorie nicht akzeptiere. Für den Biochemiker Bruce Alberts von der University of California in San Francisco ein Grund zur Sorge.
"Ich denke, das ist ein großes Problem, denn genau dieselbe Logik und Argumentation, die uns davon überzeugt, dass Evolution eine Tatsache ist, verrät uns auch andere Dinge, zum Beispiel: Rauchen ist gesundheitsschädlich. Oder: Wegen der Erderwärmung müssen wir die Energieversorgung der Zukunft umbauen. Ich würde mir Sorgen machen, dass ein Präsident, der nicht von der Evolution überzeugt ist, auch an diese anderen Dinge nicht glaubt und auf solch einem Wege würden wir unser Land total ruinieren. Wenn unser Land beginnt, irrational zu handeln, während wir im internationalen Wettbewerb stehen, dann sind wir dem Untergang geweiht."
Eine deutliche politische Aussage nicht nur über die Zukunft des Landes, sondern auch über die Gegenwart. Hatte sich doch George W. Bush im Jahr 2005 dafür ausgesprochen, dass an amerikanischen Schulen "Intelligent Design" gelehrt werden solle: eine Form des Kreationismus, die auf religiöses Vokabular verzichtet, und auf das Wirken eines allmächtigen Designers verweist, der immer wieder steuernd in die Entwicklung des Lebens eingegriffen hat. Die Kreationisten hoffen, dass sie so ihre Vorstellungen in den Biologieunterricht an staatlichen Schulen einbringen können. Die Forderung von Francisco Ayala, Biologieprofessor an der University of California in Irvine.
"Wir müssen uns darüber klar sein: Was ist Wissenschaft und was ist keine Wissenschaft. Wir lehren nicht Astrologie als Alternative zu Astronomie. Hexerei nicht als Alternative zu Medizin. Und wir dürfen nicht sogenannte Schöpfungswissenschaft, die in Wirklichkeit keine Wissenschaft ist, oder Intelligent Design lehren als Alternative zur Evolution. Das ist keine Frage eines Dogmas, sondern eine Frage von wissenschaftlichen Standards."
So entschlossen sich das anhört, eines versucht die Akademie mit ihrem Bändchen nicht: nämlich Wissenschaft zu benutzen, um jeglicher Art von Religion den Anspruch auf Wahrheit abzuerkennen.
"Evolution beschäftigt sich wie jede Wissenschaft mit der Natur. In der Religion geht es um Beziehungen, zwischen einzelnen Menschen und zwischen Mensch und Schöpfer. Es geht um Moral und die Bedeutung des Lebens, um das Ziel des Lebens. Wenn man genau hinschaut, sollte es da keine Widersprüche geben."
"Dieser Bericht ist ein anschaulich bebildertes und verständlich geschriebenes Buch, das vor allem von Wert sein wird für Wissenschaftler, Lehrer, andere Menschen in der Öffentlichkeit und für alle, die sich in die Diskussion einbringen wollen, über die Grenzen und Schnittstellen zwischen Religion und Wissenschaft."
Eine Art Aufklärungsbuch über Evolution, für Schulen und für die Öffentlichkeit. Grafisch ist das schmale Bändchen so aufbereitet, wie man es von einem populärwissenschaftlichen Werk erwartet: Mit farbigen Fotos und Abbildungen, Info-Kästen und Begriffserläuterungen am Seitenrand. Und auch didaktisch spricht es an: Anhand vieler Beispiele erklärt es die Grundbegriffe und Mechanismen der Evolution und gibt einen Schnellkurs in Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Im zweiten Kapitel präsentieren die Autoren dann Belege für die Evolutionstheorie - und zwar aus allen möglichen Fachrichtungen. Von der Astrophysik über die Molekularbiologie und Genetik bis hin zur Anthropologie und Verhaltensforschung. Denn während der Streit um Schöpfung oder Evolution in der amerikanischen Öffentlichkeit weiterhin ausgetragen wird, haben sich die Vorstellungen von Charles Darwin auf nahezu alle akademischen Disziplinen ausgedehnt - und beeinflussen auch die Alltagskultur.
"Es ist faszinierend, wie viele Menschen auf der ganzen Welt versessen darauf sind, mit neuen Technologien, mit einem Gentest, ihren eigenen Ahnen auf die Spur zu kommen; und auch ihren Krankheitsrisiken. Das ist natürlich ebenso ein großes Thema in Medizinerkreisen."
Trotzdem: Mit europäischen Augen gelesen hinterlässt das Bändchen einen leicht zwiespältigen Eindruck: Es ist so, als würde ein Werk über Astronomie ständig beteuern, dass in der Welt der Wissenschaft keine Zweifel mehr über das Kopernikanische Weltbild bestehen. Aber hier in den USA kann Evolutionskritik im Gegensatz zu Deutschland auf eine lange und beständige Tradition zurückblicken. Der Kreationismus, der die Entstehung des Lebens mit Hilfe von biblischen Vorstellungen erklären will, wird von vielen Menschen als gleichberechtigte Alternative zu den Lehren von Charles Darwin angesehen. so zum Beispiel auch von dem konservativen Präsidentschaftskandidaten Mike Huckabee, der bei den Vorwahlen in Iowa an zweiter Stelle liegt. Er hatte öffentlich erklärt, dass er die Evolutionstheorie nicht akzeptiere. Für den Biochemiker Bruce Alberts von der University of California in San Francisco ein Grund zur Sorge.
"Ich denke, das ist ein großes Problem, denn genau dieselbe Logik und Argumentation, die uns davon überzeugt, dass Evolution eine Tatsache ist, verrät uns auch andere Dinge, zum Beispiel: Rauchen ist gesundheitsschädlich. Oder: Wegen der Erderwärmung müssen wir die Energieversorgung der Zukunft umbauen. Ich würde mir Sorgen machen, dass ein Präsident, der nicht von der Evolution überzeugt ist, auch an diese anderen Dinge nicht glaubt und auf solch einem Wege würden wir unser Land total ruinieren. Wenn unser Land beginnt, irrational zu handeln, während wir im internationalen Wettbewerb stehen, dann sind wir dem Untergang geweiht."
Eine deutliche politische Aussage nicht nur über die Zukunft des Landes, sondern auch über die Gegenwart. Hatte sich doch George W. Bush im Jahr 2005 dafür ausgesprochen, dass an amerikanischen Schulen "Intelligent Design" gelehrt werden solle: eine Form des Kreationismus, die auf religiöses Vokabular verzichtet, und auf das Wirken eines allmächtigen Designers verweist, der immer wieder steuernd in die Entwicklung des Lebens eingegriffen hat. Die Kreationisten hoffen, dass sie so ihre Vorstellungen in den Biologieunterricht an staatlichen Schulen einbringen können. Die Forderung von Francisco Ayala, Biologieprofessor an der University of California in Irvine.
"Wir müssen uns darüber klar sein: Was ist Wissenschaft und was ist keine Wissenschaft. Wir lehren nicht Astrologie als Alternative zu Astronomie. Hexerei nicht als Alternative zu Medizin. Und wir dürfen nicht sogenannte Schöpfungswissenschaft, die in Wirklichkeit keine Wissenschaft ist, oder Intelligent Design lehren als Alternative zur Evolution. Das ist keine Frage eines Dogmas, sondern eine Frage von wissenschaftlichen Standards."
So entschlossen sich das anhört, eines versucht die Akademie mit ihrem Bändchen nicht: nämlich Wissenschaft zu benutzen, um jeglicher Art von Religion den Anspruch auf Wahrheit abzuerkennen.
"Evolution beschäftigt sich wie jede Wissenschaft mit der Natur. In der Religion geht es um Beziehungen, zwischen einzelnen Menschen und zwischen Mensch und Schöpfer. Es geht um Moral und die Bedeutung des Lebens, um das Ziel des Lebens. Wenn man genau hinschaut, sollte es da keine Widersprüche geben."