München hundefrei, sofort!
Wenn schon keinen Partner, dann wenigstens einen vierbeinigen Liebling: Deutschlands Single-Hauptstadt München hat eine hohe Hundedichte. Gegen das damit verbundene Problem der vielen Häufchen in der Öffentlichkeit regt sich Widerstand.
Studentin Anna Mayr ist gerade erst von Köln nach München gezogen. Und findet:
"Wenn es irgendwas gibt, was man in München nicht braucht, sind es Hunde!"
Hunde sind in München überall: Englischer Garten, Isar-Auen, Maximilianstraße. Egal wo - ein Münchner Zamperl (bayerisch für Köter) ist stets gut gekleidet.
"Das ist mir in München sehr oft aufgefallen. Ich glaube, die Leute haben hier genug Geld, um ihre Hunde so anzuziehen wie sich selbst. Und der typische Münchner Hund trägt ein Jäckchen, das so aussieht wie das Jäckchen des Frauchens. Und er hat die gleiche Fellfarbe wie das Herrchen oder Frauchen."
Hunde als Partnerersatz
Dass München Deutschlands Single-Hauptstadt ist, merkt man an der Hunde-Dichte. Wenn schon keinen Partner, dann wenigstens einen Hund. Aber einen mit Anspruch:
"Wie heißen denn diese dünnen, diese... Windhunde! Windhund ist ein typischer Münchner Hund. Neulich hab' ich eine Frau im Leoparden-Look gesehen, und ihre beiden Hunde waren auch komplett im Leopardenlook. Schick!"
Aber auch der schickste Hund sch... aufs Trottoir – münchnerisch für Gehsteig. Oder – noch schlimmer - in den Sandkasten des Kinderspielplatzes. Dieser Vater zweier Kleinkinder ist völlig entnervt:
"Die [Kinder] greifen halt einfach rein. Oder nehmen das in den Mund. Oder tun nachher die Hände abschlecken! Wie das halt so ist!"
Auch Christine Kellerer stinkt der Hundekot gewaltig:
"Also wir haben schon mehrfach was gesagt und vorgesprochen. Aber es fühlt sich keiner zuständig!"
Gelbe Fähnchen gegen die Häufchen
Deshalb haben Frau und Herr Kellerer Eigeninitiative ergriffen. Überall dort, wo Hunde im Sandkasten Tretminen hinterlassen, stellen die Kellerers gelbe Fähnchen auf. Mit Sätzen wie "Haufen sucht Herrchen" oder "Nicht der Hund ist die Sau, sondern das Frauchen" oder einfach "Echt sch...". Knapp 30 Fahnen haben sie schon in den Sandkasten gepflanzt.
"Jetzt ist es etwas sichtbarer gemacht!" / "Und wenn man das hinsteckt, sieht man erst, wie viel das ist. Sonst fällt es gar nicht so auf – wenn man nicht gerade reinsteigt..."
Der Neben-Effekt der gelben Flaggen: Kein Kind möchte mehr im Sand spielen. Dabei findet Anna Mayr, dass die Münchner Hundebesitzer im Vergleich zu den Kölnern einen Vorteil haben: nämlich ausreichend viele Mülleimer, an denen man Plastikhandschuhe ziehen kann - zum Entfernen der Hinterlassenschaften des Wauwau.
"In München haben die Leute zumindest den Anstand, die Hundekacke auch aufzuheben. Das kann man den Münchnern schon zugutehalten."
Hundesitter mit zwei Dutzend Tieren
Es ist nur so, dass die schiere Zahl der Hunde sogar die Hunde-Mülleimer überfordert. Wer morgens früh durch den Englischen Garten joggt, der sieht manchmal aus dem Nebel ein 20-köpfiges Ungeheuer auftauchen. Beim Näherkommen stellt sich heraus: es ist ein Hundesitter mit zwei Dutzend Viechern. Der Beruf des Hundesitters rangiert nur in München in den Top10-Angeboten mancher Online-Jobbörsen.
"In Köln gab's keine Hundesitter. Da kümmert man sich selbst um seinen Hund oder nimmt den mit oder hat einfach keinen!"
Die Stadt München denkt darüber nach, Anfang nächsten Jahres Diesel-Autos auszusperren. Hunde sollen weiterhin erlaubt sein. Ich persönlich habe keinen Hund, aber einen Diesel. Könnten wir das ganze umdrehen? Ich habe ja nichts gegen Hunde – aber müssen sie unbedingt in der Stadt leben?
Können sie nicht vor den Stadttoren umeinander springen? Im Münchner Speckgürtel hätten sie genug Auslauf und könnten sich gegenseitig über den Haufen rennen. Andererseits: München ohne Hunde? Dann wär' ja hier der Hund begraben - und gar nichts mehr los...