Aufruf zur Trümmerbeseitigung
Nach dem Krieg lagen viele deutsche Städte in Trümmern. Auch Berlin hatte es hart getroffen. Mehr als 350 Luftangriffe seit 1940 hatten mehr als die Hälfte des Wohnraumbestandes zerstört. Vor dem Krieg hatte die Stadt 4,3 Millionen Einwohner, bei Kriegsende waren es noch 2,3 Millionen, nur wenige Männer. Sie waren gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft. Mit den Aufräumarbeiten mussten die Frauen fast allein beginnen, in allen zerbombten Städten. Vor allem in Berlin.
Am 1. Juni 1945 wurden in Berlin alle Frauen zwischen 15 und 50 Jahren zur Trümmerbeseitigung verpflichtet. Vor allem registrierte Nazis wurden zu diesen Arbeitseinsätzen gezwungen. Wer im erwerbsfähigen Alter nicht arbeitete, bekam keine Lebensmittelkarten. Schon bald verrichteten die Frauen auf den Schutthalden schwerste Knochenarbeit mit primitivem Werkzeug oder mit bloßen Händen. Mindestens 20.000 sollen es gewesen sein, andere Schätzungen sagen, es waren 60.000.
" Berlin ist trotz seiner Zerstörung eine der aufgeräumtesten und saubersten Städte Deutschlands. "
Hasso Wolf, legendärer Reporter des Westdeutschen Rundfunks und der deutschen Welle, berichtete am 21. Juni 1947 aus Berlin und sprach mit Trümmerfrauen.
" Wir arbeiten acht Stunden, haben in der Zwischenzeit eine Viertelstunde Frühstück und eine halbe Stunde Mittag. Sonst ist die Arbeit sehr, sehr schwer, wir haben sehr tief zu schippen, wir sind in der Kellerschachtung, wir haben 2 Meter 20, und wenn wir diese Arbeit vollendet haben, dann sind wir sozusagen auch fertig. "
Die Arbeit war nicht nur hart, sondern auch gefährlich. Im November 1945 stürzte zum Beispiel eine Giebelwand ein und begrub neun Frauen unter sich. Allein im Jahr 1946 verunglückten 957 Frauen, 32 tödlich.
Bauhilfsarbeiterinnen hießen sie im Amtsdeutsch. Den Namen Trümmerfrauen gaben ihnen die Amerikaner - rubble-women. Die Not im Nachkriegsberlin war unbeschreiblich. Frauen, die bei der Trümmerbeseitigung halfen, erhielten die Lebensmittelkarte Nr. 1 für Schwerstarbeiter, das bedeutete mehr Brot, mehr Fett, mehr Fleisch. Außerdem bekamen sie Geld, etwa 72 Pfennig pro Stunde. Das brauchten sie dringend, denn sie mussten ihre Familien meist allein ernähren.
Nach und nach wurden Firmen mit der Enttrümmerung beauftragt. Das Kontrollratsgesetz Nr. 32 vom 10. Juli 1946 erlaubte ihnen die Beschäftigung von Frauen für Bau- und Enttrümmerungsarbeiten und hob Arbeitsschutzbestimmungen teilweise auf.
" Also Trümmerfrau wurde ich dadurch, mir wurde, wollen wir mal ganz ehrlich sein, mein Lebensunterhalt ein bisschen knapp, und da habe ich mich kurz entschlossen, zur Baufirma Hahn und Co. zu gehen, mich anzumelden, habe dann am Montag Schippe und Hacke in die Hand gedrückt bekommen, rauf auf den Bau, rein in die Trümmer. "
Bis 1949 beseitigten die Trümmerfrauen in Berlin fünf Millionen Tonnen Schutt. Im Ostsektor der Stadt und in der späteren Hauptstadt der DDR wurden sie mit dem Ehrentitel "Aktivist der ersten Stunde" ausgezeichnet und hatten ein Vorrecht bei der Vergabe von Wohnraum.
Im Westen war dies anders. Ohne Renten- und Pensionsansprüche mussten sie 1950 nach Hause gehen. Die zurückgekehrten oder erwachsen gewordenen Männer übernahmen wieder die Rolle der Ernährer und besetzten wichtige Posten. Die Trümmerfrauen fühlten sich vergessen. Eine Fürsprecherin fanden sie in der SPD-Politikerin Louise Schröder, die ihnen während der Blockade von 1948 aus dem Auto heraus schon mal Kartoffeln zugesteckt hatte. Sie war Bürgermeisterin, zeitweilig Oberbürgermeisterin von Berlin und Mitglied des Bundestages. Am 1. Oktober 1949 redete sie vor den Bonner Parlamentariern:
" Und als Frau muss ich sagen, hier haben wir geradezu eine Ehrenpflicht, eine Ehrenpflicht gegenüber den Frauen, die noch im weißen Haar auf der Straße gestanden haben zum Zweck der Enttrümmerung, und die nun plötzlich arbeitslos werden, weil wir sie nicht mehr bezahlen können. "
1952 gab Louise Schröder 26 Trümmerfrauen das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihren Einsatz beim Wiederaufbau Berlins. Erst 1987 wurde denjenigen von ihnen, die vor 1921 geboren waren, ein zusätzlicher Rentenbetrag pro Kind gewährt, eine kleine Entschädigung für eine große Leistung. Die anderen gingen leer aus.
1986 erhängte sich eine ehemalige Trümmerfrau in Berlin, weil sie mit ihrer schmalen Rente eine Mieterhöhung nicht mehr zahlen konnte. Der Seniorenschutzbund "Graue Panther" rief daraufhin den 9. Juli als Gedenktag für die Trümmerfrauen ins Leben.
" Berlin ist trotz seiner Zerstörung eine der aufgeräumtesten und saubersten Städte Deutschlands. "
Hasso Wolf, legendärer Reporter des Westdeutschen Rundfunks und der deutschen Welle, berichtete am 21. Juni 1947 aus Berlin und sprach mit Trümmerfrauen.
" Wir arbeiten acht Stunden, haben in der Zwischenzeit eine Viertelstunde Frühstück und eine halbe Stunde Mittag. Sonst ist die Arbeit sehr, sehr schwer, wir haben sehr tief zu schippen, wir sind in der Kellerschachtung, wir haben 2 Meter 20, und wenn wir diese Arbeit vollendet haben, dann sind wir sozusagen auch fertig. "
Die Arbeit war nicht nur hart, sondern auch gefährlich. Im November 1945 stürzte zum Beispiel eine Giebelwand ein und begrub neun Frauen unter sich. Allein im Jahr 1946 verunglückten 957 Frauen, 32 tödlich.
Bauhilfsarbeiterinnen hießen sie im Amtsdeutsch. Den Namen Trümmerfrauen gaben ihnen die Amerikaner - rubble-women. Die Not im Nachkriegsberlin war unbeschreiblich. Frauen, die bei der Trümmerbeseitigung halfen, erhielten die Lebensmittelkarte Nr. 1 für Schwerstarbeiter, das bedeutete mehr Brot, mehr Fett, mehr Fleisch. Außerdem bekamen sie Geld, etwa 72 Pfennig pro Stunde. Das brauchten sie dringend, denn sie mussten ihre Familien meist allein ernähren.
Nach und nach wurden Firmen mit der Enttrümmerung beauftragt. Das Kontrollratsgesetz Nr. 32 vom 10. Juli 1946 erlaubte ihnen die Beschäftigung von Frauen für Bau- und Enttrümmerungsarbeiten und hob Arbeitsschutzbestimmungen teilweise auf.
" Also Trümmerfrau wurde ich dadurch, mir wurde, wollen wir mal ganz ehrlich sein, mein Lebensunterhalt ein bisschen knapp, und da habe ich mich kurz entschlossen, zur Baufirma Hahn und Co. zu gehen, mich anzumelden, habe dann am Montag Schippe und Hacke in die Hand gedrückt bekommen, rauf auf den Bau, rein in die Trümmer. "
Bis 1949 beseitigten die Trümmerfrauen in Berlin fünf Millionen Tonnen Schutt. Im Ostsektor der Stadt und in der späteren Hauptstadt der DDR wurden sie mit dem Ehrentitel "Aktivist der ersten Stunde" ausgezeichnet und hatten ein Vorrecht bei der Vergabe von Wohnraum.
Im Westen war dies anders. Ohne Renten- und Pensionsansprüche mussten sie 1950 nach Hause gehen. Die zurückgekehrten oder erwachsen gewordenen Männer übernahmen wieder die Rolle der Ernährer und besetzten wichtige Posten. Die Trümmerfrauen fühlten sich vergessen. Eine Fürsprecherin fanden sie in der SPD-Politikerin Louise Schröder, die ihnen während der Blockade von 1948 aus dem Auto heraus schon mal Kartoffeln zugesteckt hatte. Sie war Bürgermeisterin, zeitweilig Oberbürgermeisterin von Berlin und Mitglied des Bundestages. Am 1. Oktober 1949 redete sie vor den Bonner Parlamentariern:
" Und als Frau muss ich sagen, hier haben wir geradezu eine Ehrenpflicht, eine Ehrenpflicht gegenüber den Frauen, die noch im weißen Haar auf der Straße gestanden haben zum Zweck der Enttrümmerung, und die nun plötzlich arbeitslos werden, weil wir sie nicht mehr bezahlen können. "
1952 gab Louise Schröder 26 Trümmerfrauen das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihren Einsatz beim Wiederaufbau Berlins. Erst 1987 wurde denjenigen von ihnen, die vor 1921 geboren waren, ein zusätzlicher Rentenbetrag pro Kind gewährt, eine kleine Entschädigung für eine große Leistung. Die anderen gingen leer aus.
1986 erhängte sich eine ehemalige Trümmerfrau in Berlin, weil sie mit ihrer schmalen Rente eine Mieterhöhung nicht mehr zahlen konnte. Der Seniorenschutzbund "Graue Panther" rief daraufhin den 9. Juli als Gedenktag für die Trümmerfrauen ins Leben.