Aufstieg und Fall von Polit-Clowns

"Kein Kunststück, mal eine Pointe loszuschießen"

Ein Plakat mit Kariakturen von Donald Trump und Boris Johnson, die durchgestrichen sind. Andere Plakate zeigen die Aufschrit "No Borders".
Proteste gegen Boris Johnson in London. © dpa/ Sputnik / Alex Mcnaughton
Publizist Bazon Brock im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow |
Brexit-Verfechter Boris Johnson und US-Milliardär Donald Trump setzen auf eine Politik mit Showeffekt. Der Ästhetik-Professor Bazon Brock erklärt, das Phänomen des Polit-Clowns hänge mit der Geschichte des Kabaretts und der Absurdität klassischer Politik zusammen.
Boris Johnson ist durch den Brexit weltweit bekannt geworden. Der ehemalige Bürgermeister von London trägt schlechtsitzende Anzüge, ist bei einem politischen Termin mal in den Fluss gestolpert und hat bei den Olympischen Spielen Beachvolleyball-Spielerinnen "halbnackte Frauen, die glitzern wie feuchte Otter" genannt. Trotz peinlicher Auftritte, gilt er als einer der Favoriten aufs Amt des künftigen Premierministers.
Der Publizist Bazon Brock hat sich mit dem Phänomen des Polit-Clowns befasst. Anerkennend sagt er im Deutschlandradio Kultur, dass Boris Johnson - anders als der ähnlich absurd wirkende US-Milliardär Donald Trump - Durchhaltevermögen gezeigt habe. "Es ist nämlich kein Kunststück, mal eine Pointe loszuschießen und irgendwo einen guten Witz zu machen", sagt Brock, der sich vor allem mit der Geschichte des politischen Kabaretts auseinandergetzt hat.

Pispers bereichernder als Habermas

Wer heutzutage wirklich geistige Anregung erfahren wolle, werde weder bei klassischen Parteipolitikern noch bei Philosophen fündig:
"In der Tat kann man sagen, dass die intellektuellen Großleistungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr von den tiefsinnigen Philosophen kommen, also nicht mehr von Jürgen Habermas, sondern von Volker Pispers."
Nicht von der Politik lerne man heute "ein bestimmtes Niveau von Geschliffenheit, von Witz, von intellektueller Reflexivität", sondern von kabarettistischen Fernsehsendungen. Gemessen daran sei die politische Realität nicht ernst zu nehmen:
"Es ist einfach ein schlechter Witz, was die Kanzlerin oder die Herren aus Brüssel vortragen. Den kann man nur noch durch eine Demonstration dieser Realsatire kenntlich machen."
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