Auftakt des Filmfestivals Max Ophüls Preis

Vom Zeitgeist in den Filmen

10:01 Minuten
Rosa von Praunheim wird bei der Eröffnung des Max-Ophüls-Filmfestivals in Saarbrücken am 20.1.2020 von seinem Mann Oliver Sechting geküsst.
Rosa von Praunheim - hier mit seinem Mann - sei jemand, der "den Leuten zeigt, dass man andere Wege gehen kann", sagt die künstlerische Leiterin des Festivals. © imago images / Becker&Bredel
Svenja Böttger im Gespräch mit Britta Bürger · 20.01.2020
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Klimawandel, Integration, Rechtsruck: Aktuelle Themen spielten eine große Rolle beim 41. Max-Ophüls-Festival, sagt die künstlerische Leiterin. Nachwuchsfilmer stehen im Vordergrund - der Ehrenpreis geht diesmal an Rosa von Praunheim.
"Darkroom" heißt der neue Film von Rosa von Praunheim, der die Geschichte eines jungen Mannes aus Saarbrücken erzählt, der in der Berliner Schwulenszene ein mörderisches Doppelleben führt. Praunheim erhält dafür den Ehrenpreis des Max-Ophüls-Festivals. "Er ist jemand, der nicht nur inspiriert, sondern auch den Leuten zeigt, dass man andere Wege gehen kann, dass man seiner Kunst und sich treu bleiben kann, dass emotionales Filmemachen unglaublich wichtig ist und dass man immer sich selbst vertrauen und seinen Weg gehen sollte", sagt die künstlerische Leiterin des Festivals, Svenja Böttger.

Essenzielle Fragen in den Filmen

Damit trifft Praunheim auch den Zeitgeist der Nachwuchsfilmemacher und -macherinnen, um die es hauptsächlich in den kommenden Tagen in Saarbrücken geht. "Man merkt, dass der Zeitgeist und auch das aktuelle Geschehen - sowohl gesellschaftlich, als auch politisch - unglaublich wichtig ist, weil natürlich viele Filme auch bei den Einreichungen genau davon handeln", erklärt Böttger, "mit der Umsetzung im ganz Kleinen, also in der eigenen Familie, aber auch den gesellschaftlichen Strukturen." In den eingereichten Filmen würden essenzielle Fragen wie "Wo gehöre ich hin? Wer bin ich? Wo will ich sein?" gestellt.
Ein gutes Beispiel sei da der Film "Jiyan" von Süheyla Schwenk. Der Film behandle die Fragen, was mit Menschen passiere, die nach Deutschland kommen und hier Asyl suchen, und wie sie ihren Platz in der Gesellschaft fänden, erklärt Böttger.

Festival zum Netzwerken

Auch Themen wie Klimawandel oder Rechtsrucke spielten eine große Rolle im Wettbewerb. Die jungen Filmschaffenden seien auch noch sehr experimentierfreudig. Am meisten habe Böttger der Kurzfilm "Das beste Orchester der Welt" von Henning Backhaus überrascht. Die Hauptrolle spiele eine Socke. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal für mich sage, dass ich einen Kurzfilm wirklich ganz grandios finde, in dem eine Socke eine Hauptrolle spielt", sagt Böttger.
Das Festival soll auch dazu dienen, den Nachwuchs mit der Branche zu vernetzen, zum Beispiel mit einem sogenannten Speed-Dating. Und es wird über Themen wie MeToo und queere Filme diskutiert. Insgesamt werden in der Festivalwoche mehr als 150 Filme gezeigt, 63 starten in den Wettbewerben. Dafür werden - wie auch in früheren Jahren - 16 Auszeichnungen mit Preisgeldern in einer Gesamthöhe von rund 120.000 Euro verliehen.
(nho)
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