"Viele wussten nicht, dass es ein Terroranschlag war"
Ein Augenzeugenbericht aus Paris: Bodo Mrozek war gestern Abend in einem Viertel unterwegs, wo Terroranschläge stattfanden. Er wollte eigentlich nur ins Kino. Der Journalist und Historiker berichtet von der Situation vor Ort und der Reaktion der Menschen.
Der Journalist und Historiker Bodo Mrozek war gestern Abend in einem Pariser Viertel unterwegs, wo Terroranschläge stattfanden. Er habe eigentlich in der Nähe der Bastille ins Kino gehen wollen, berichtete er im Deutschlandradio Kultur:
"Das war aber nicht möglich, weil man uns dann sagte, das Kino habe komplett evakuiert werden müssen aufgrund einer Anweisung der Polizei. Und es gab dann sehr viel Blaulicht und vor allem Feuerwehrwagen. Und ich bin dann den Boulevard Richard-Lenoir heruntergelaufen – nicht wissend, dass genau da das Zentrum der Anschläge war. Ich stand dann in einer Absperrung. Und da konnte man dann auch die Schüsse hören."
Es sei ihm erst einmal gar nicht klar gewesen, was sich abgespielt habe, so Mrozek:
"Es gingen so Gerüchte herum. Viele Menschen gingen da auch neugierig in die Richtung des Blaulichts und der Feuerwehrwagen, weil sie dachten, es sei ein großer Brand. Und dann verbreitete sich die Nachricht von einer Schießerei. Aber man wusste auch nicht, dass das jetzt ein Terroranschlag war. Vor allem dachten viele Menschen, dass das schon vorbei sei. Und standen da und guckten sich das Ganze an."
"Das war aber nicht möglich, weil man uns dann sagte, das Kino habe komplett evakuiert werden müssen aufgrund einer Anweisung der Polizei. Und es gab dann sehr viel Blaulicht und vor allem Feuerwehrwagen. Und ich bin dann den Boulevard Richard-Lenoir heruntergelaufen – nicht wissend, dass genau da das Zentrum der Anschläge war. Ich stand dann in einer Absperrung. Und da konnte man dann auch die Schüsse hören."
Es sei ihm erst einmal gar nicht klar gewesen, was sich abgespielt habe, so Mrozek:
"Es gingen so Gerüchte herum. Viele Menschen gingen da auch neugierig in die Richtung des Blaulichts und der Feuerwehrwagen, weil sie dachten, es sei ein großer Brand. Und dann verbreitete sich die Nachricht von einer Schießerei. Aber man wusste auch nicht, dass das jetzt ein Terroranschlag war. Vor allem dachten viele Menschen, dass das schon vorbei sei. Und standen da und guckten sich das Ganze an."
Sanitäter mit "ungeheuer viel Tragen"
Dann habe es umfangreiche Absperrmaßnahmen gegeben, sagte Mrozek:
"Dann aber auch immer mehr Polizei, auch Spezialfahrzeuge. Und immer wieder Sanitäter, die ungeheuer viele Tragen in die Richtung trugen. Und da war dann auch schon klar, dass da etwas Größeres passiert sein musste."
"Dann aber auch immer mehr Polizei, auch Spezialfahrzeuge. Und immer wieder Sanitäter, die ungeheuer viele Tragen in die Richtung trugen. Und da war dann auch schon klar, dass da etwas Größeres passiert sein musste."
Er habe dann beobachten können, dass sehr viele leicht bekleidete Menschen von den Einsatzkräften in Sicherheit gebracht wurden. Panik sei nicht ausgebrochen, berichtete Mrozek von der Situation in der Nähe eines Tatortes:
"Die französische Polizei war zwar entschieden, aber geradezu höflich. Dass aber die Ereignisse eigentlich immer noch andauerten und auch anderen Orten in der Stadt geschahen, und dass man besser nach Hause gehen sollte – das habe ich dann erst per SMS von Freunden aus Deutschland erfahren."
"Die französische Polizei war zwar entschieden, aber geradezu höflich. Dass aber die Ereignisse eigentlich immer noch andauerten und auch anderen Orten in der Stadt geschahen, und dass man besser nach Hause gehen sollte – das habe ich dann erst per SMS von Freunden aus Deutschland erfahren."
Das Interview im Wortlaut:
Ute Welty: Ein Konzerthaus, ein Stadion, ein Restaurant, mehrere zeitgleiche Anschläge haben in der vergangenen Nacht die französische Hauptstadt erschüttert mit offenbar mehr als 120 Toten. Und die Anschläge miterleben müssen hat der Journalist und Historiker Bodo Mrozek, er hält sich nämlich genau in dieser Woche in Paris auf, und zwar am Deutschen Historischen Institut. Guten Morgen, Herr Mrozek!
Bodo Mrozek: Guten Morgen!
Welty: Wo genau waren Sie, als die Anschläge passierten?
Mrozek: Ich war an der Bastille, ich wollte eigentlich ins Kino gehen, das war aber nicht möglich, weil man uns dann sagte, das Kino habe komplett evakuiert werden müssen aufgrund einer Anweisung der Polizei. Und man hatte dann sehr viel Blaulicht und vor allem Feuerwehrwagen. Und ich bin dann den Boulevard Richard-Lenoir heruntergelaufen Richtung Oberkampf, nicht wissend, dass genau da eigentlich das Zentrum der Anschläge war. Und stand dann in einer Absperrung, und da konnte man dann auch die Schüsse hören.
Gerüchte vom einem Brand oder einer Schießerei
Welty: War Ihnen sofort klar, was passiert ist?
Mrozek: Nein, das war nicht klar. Es gingen so Gerüchte herum. Viele Menschen gingen da auch erst mal neugierig in die Richtung, wo das Blaulicht, also wo die ganzen Feuerwehrwagen hinfuhren, weil man dachte, es sei vielleicht ein großer Brand oder irgendetwas. Und dann verbreitete sich die Nachricht von einer Fusillade, also einer Schießerei. Aber man wusste jetzt auch nicht, ist das ein Terroranschlag?
Und vor allem: Viele Menschen dachten, das sei jetzt auch schon vorbei, und standen da und guckten sich das Ganze an. Es gab dann umfangreiche Absperrmaßnahmen, dann aber auch immer mehr Polizei, auch Spezialfahrzeuge und immer wieder Sanitäter, die Tragen, ungeheuer viele Tragen in die Richtung trugen. Und da war dann auch schon klar, dass da jetzt was Größeres passiert sein musste.
Wenig Informationen vor Ort
Welty: Und wann haben Sie dann letzten Endes davon erfahren, in welchem Ausmaß wir uns bewegen, dass es mehrere Anschläge waren mit so gravierenden Folgen?
Mrozek: Ja, das war vor Ort eigentlich nicht deutlich. Es sickerten dann so Gerüchte durch, es waren dann auch immer mehr Journalisten vor Ort, die aber eigentlich auch nicht viele Informationen hatten. Man hörte dann unterschiedliche Opferzahlen, man sah eben auch, dass Menschen sehr leicht bekleidet da weggelotst wurden, die offensichtlich irgendwie entkommen waren, auch Rettungsdecken umgehängt hatten. Aber wo ich war, das war relativ nah am Tatort selbst, waren die Menschen aber ziemlich ruhig, es brach also eigentlich auch keine Panik aus. Die französische Polizei war zwar entschieden, aber geradezu höflich, also alle Kommandos wurden mit "s'il vous plaît" untermauert.
Dass eigentlich die Ereignisse immer noch andauerten und auch an anderen Orten der Stadt geschahen und man doch besser nach Hause gehen sollte, das habe ich dann eigentlich erst per SMS aus Deutschland erfahren von Freunden, die Nachrichten gehört haben oder im Fernsehen gesehen haben, das war vor Ort so jetzt eigentlich nicht klar.
Welty: Wie planen Sie denn jetzt Ihre Heimreise? Es ist ja ein bisschen schwierig geworden zu reisen.
Mrozek: Ja, da habe ich auch keine Ahnung, ich wollte eigentlich am Sonntag wieder zurückfliegen, ob jetzt die Flughäfen offen sind, ob man überhaupt fliegen kann, da habe ich jetzt noch gar nicht drüber nachdenken können. Ich hoffe, dass das irgendwie klappt, aber das könnte schwierig werden, ja.
Welty: Der Journalist und Historiker Bodo Mrozek, zurzeit in Paris. Ich danke für dieses Gespräch!
Mrozek: Bitte schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur/Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.