"Eine der größten Fälschungen der Fotogeschichte"
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Zwei Mädchen haben 1917 Fotos präsentiert, auf denen Elfen zu sehen sein sollten. Sogar der Schöpfer des Superlogikers Sherlock Holmes glaubte das. Vor der Versteigerung erklärt Fotografie-Expertin Miriam Szwast, man müsse es aus der damaligen Zeit heraus verstehen.
In England sollen am 11. April Fotografien versteigert, die Fotogeschichte geschrieben haben - die Bilder der "Cottingley Fairies": "Das sind Aufnahmen, die zwei Cousinen im Jahr 1917 gemacht haben. Elsie Wright, damals 16 Jahre alt, und Frances Griffith, neun Jahre alt", erklärt Miriam Szwast, die die fotografische Sammlung am Museum Ludwig in Köln kuratiert. "Sie haben behauptet, dass sie Elfen sehen und tatsächlich dann auch Fotos vorgelegt, auf denen sie zu sehen sind, in der Natur, mit kleinen, geflügelten Feen- oder Elfenwesen, die für bare Münze genommen wurden."
"Tatsächlich ist das eine der größten Fälschungen der Fotogeschichte", sagt Szwast. Es habe bis 1983 gedauert, bis Elsie Wright das eingeräumt habe. "Viele Menschen glaubten daran und nahmen diese Fotos als Dokument und als Beweis dafür, dass Feen existieren."
Sir Arthur Conan Doyles Beitrag
Einer von diesen Menschen war in den 20er-Jahren auch der Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle, der auch erheblich an der Verbreitung des Bilder und der Geschichte beteiligt war. Szwast sagt, Conan Doyle sei, obwohl er die Detektivfigur Sherlock Holmes und damit den Inbegriff logischen und analytsichen Denkens geschaffen hat, Anhänger des Spiritismus gewesen. "Conan Doyle glaubte an Geister, kam in Berührung mit diesen Fotos und sah sich da total bestätigt in seiner Überzeugung, dass es Wesen gibt, die vielleicht erstmal unsichtbar sind, aber - durch die Fotografie in dem Fall - sichtbar gemacht werden konnten."
Conan Doyle verwendete die Bilder einmal zur Illustration eines Beitrags im "Strand Magazine", später auch in einem Buch.
Glauben an die Faktizität der Fotos
Dass viele Menschen diese vermeintlichen Feen auf diesen Fotos für echt hielten, könne man nur aus der damaligen Zeit heraus verstehen, sagt Szwast: Wir würden heute mit all unserer Erfahrung mit dem Medium Fotografie kritischer betrachten – 1917 sei das anders gewesen: "Es gab einen wahnsinnigen Glauben an die Faktizität der Fotografie – sie wurde als Dokument gesehen", so die Kuratorin.
Hinzu seien einige andere Bildphänomene gekommen, etwa die Röntgenfotografie, "dass man zum ersten Mal Dinge auf der Fotografie festhalten kann, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen waren" – ebenso "1898 die ersten Aufnahmen des Turiner Grabtuches mit dem angeblichen Gesicht Jesu drauf, das durch die Fotografie, durch das Negativverfahren plötzlich sichtbar wurde."
"Das sind parallele Entwicklungen, die die Menschen erschüttert und bewegt haben, die ihnen erstmals zeigten 'Ok, es gibt mehr als wir mit dem bloßen Auge sehen können'. Und wo die Grenze da liegt, das ist für den einzelnen vielleicht gar nicht so leicht auszumachen."
Es habe durchaus auch damals schon kritische Stimmen gegeben, was die Feenbilder anging - "aber man war unsicher oder eben gewillt, erstmal an die Echtheit einer Fotografie zu glauben." Christine Lynch, die Tochter vom Frances Griffith, hat sich nun entschieden, die Bilder zu verkaufen. Jetzt sei die Zeit gekommen, zu verkaufen, sagte sie der britischen Zeitung "Guardian".