Ringo Starr versteigert Beatles-Devotionalien
Es ist die erste Auktion von Gegenständen aus dem Besitz eines echten Beatle: Ringo Starr lässt in Los Angeles mehr als 1300 Artikel aus seinem Musiker- und Privatleben versteigern. Die Auktion soll mehrere Millionen Dollar bringen und in die eigene Stiftung fließen.
Morgens um 10 im Auktionshaus Julien's, mitten im noblen Beverly Hills. Auch wenn Tim Luke die Anwesenden mit der geschliffenen Routine des geübten Auktionators begrüßt - dieser Tag ist ein besonderer, selbst hier im "Auktionshaus der Stars", wie sich Julien's stolz nennt.
Mehr als 1.300 Stücke sollen in den nächsten drei Tagen aufgerufen werden, alle aus dem Besitz von Ringo Starr und seiner Frau Barbara Bach. Eines der Highlights: Das allererste Ludwig-Schlagzeug, das Starr 1963 gekauft hat. Es ist auf vielen inzwischen legendären Aufnahmen der Beatles zu hören und stand auch bei mehr als 200 Live-Auftritten auf der Bühne, wie bei der "Morecambe and Wise Show" im Dezember '63.
Bei näherer Betrachtung sieht das Schlagzeug fast winzig aus, und das ist gewollt, gibt Ringo Starr in einem Videoclip für die Auktion offen zu: Mit seinen 1,68 Meter habe er selbst größer wirken wollen, also musste das Drumkit etwas kleiner sein. "I wanted it small, because I wanted it to make me look big."
Allein sieben Schlagzeug-Sets kommen unter den Hammer
Martin Nolan vom Auktionshaus sagt, der Schätzpreis für das Set sei mit 300.000 bis 500.000 Dollar sehr konservativ - er vermutet, dass es mehrere Millionen bringen wird.
Neben insgesamt sieben Schlagzeug-Sets kommen auch Gitarren, Verstärker und Bühnen-Outfits unter den Hammer. Und auch bei der Einrichtung hat das Ehepaar Starr-Bach ziemlich entrümpelt. Martin Nolan hat anderthalb Jahre mit den beiden zusammengearbeitet, um die Auktion vorzubereiten.
Nolan: "Ringo Starr ist im Juli '75 geworden, und vor zwei Jahren gab es eine große Ausstellung über ihn hier im Grammy Museum. Da ist ihm klar geworden, wie wichtig die Dinge in seinem Besitz sind. Nun gehen sie an Museen und Fans in aller Welt, die sie lieben und verehren werden."
Und so sieht es im Auktionsraum ein bisschen so aus, als würde die Familie Starr einen der berühmten amerikanischen "Yard Sales" machen, bei dem man Dinge, die man nicht mehr braucht, einfach auf einer Art persönlichem Flohmarkt vor dem eignenen Haus anbietet: Da steht ein riesiger Glastisch mit Stern in der Mitte, entworfen von Ringo Starr persönlich. Daneben vier Stühle, deren Lehnen die Konterfeis der Beatles zeigen.
Und an der Wand hängen unzählige Goldene Platten und CDs in den typischen, etwas kitschigen Bilderrahmen. Auch sie werden hunderte, vielleicht auch tausende Dollar einbringen. Noch mal Martin Nolan:
"Ringo und Barbara wollten Artikel in jeder Preisklasse, so dass auch die Fans mit etwas weniger Geld was ersteigern können. Wir haben zum Beispiel ein Kissen in Sternform für 100 bis 200 Dollar."
Selbst ein Ex-Beatle kann nicht einfach alles versteigern
Vieles ist Geschmackssache: Vom chinesischen Nippesdrachen über sieben Schmucksäbel bis zu einer echt britisch roten Telefonzelle, Schätzpreis 5000 Dollar. Doch selbst ein Ex-Beatle kann nicht einfach alles versteigern, was er so besitzt, sagt der Auktions-Fachmann - zum Beispiel Hemden, von denen es kein Foto gibt, auf dem Ringo sie trägt.
Erstaunlich: Im Raum selbst ist gar nicht viel los, nur ein paar Dutzend Bieter sind persönlich erschienen. Die meisten steigern online mit, und auch per Telefon lassen manche, vielleicht auch manche Promis, ihre Gebote übermitteln.
"Sold for 25.000."
Für 25.000 Dollar geht eine Lithografie von Roy Lichtenstein an einen neuen Besitzer - sie zeigt eine Explosion im typischen Comic-Stil. Neben mir steht Caroline Galloway. Sie sammelt religiöse Kunst - auch da ist einiges im Angebot. Es mache sie glücklich, dass die Sachen vorher bei den beiden zuhause hingen. Caroline Galloway hat sich schon in den vergangenen Tagen ein genaues Bild der Ware gemacht - das Auktionshaus hat alles in einer Art Ausstellung präsentiert. Und ein Gemälde der Jungfrau Maria, das habe zur ihr gesprochen.
Und ihr Gebot von 500 Dollar bekommt tatsächlich den Zuschlag. Insgesamt 3000 Dollar hat sie an diesem Morgen schon ausgegeben. Fast immer war sie erfolgreich - nur einmal wurde sie überboten. Aber sie wolle ja nicht zu gierig werden, sagt sie.
Die Erlöse der Auktion sollen auch Ringo Starrs Stiftung zu Gute kommen. Wer mitbietet, kann also sein Gewissen beruhigen, dass alles irgendwie auch einem guten Zweck dient. Am Ende, hofft das Auktionshaus, werden wohl vier bis sechs Millionen Dollar zusammenkommen. Kein schlechtes Sümmchen, auch wenn man mit Geld ja bekanntlich nicht alles kaufen kann.