Auktions-Rekordpreis für Max Beckmann

Die Konjunktur politischer Bilder auf dem Kunstmarkt

Das Foto zeigt einen großen Ausschnitt des Bildes mit Menschen, die von bunten Vögeln gequält werden.
Das Gemälde "Hölle der Vögel" des deutschen Impressionisten Max Beckmann; 1938 in Paris fertig gestellt. © Christies / dpa
Carsten Probst im Gespräch mit Marietta Schwarz · 28.06.2017
Max Beckmanns Gemälde "Hölle der Vögel" gilt als Statement zum Nationalsozialismus. Nun ist es zu einem Rekordpreis von rund 40 Millionen Euro versteigert worden. Für Kunstkritiker Carsten Probst ist das ein weiteres Beispiel für die Konjunktur des Politischen auf dem Kunstmarkt.
Zu einem Rekordpreis von rund 40,8 Millionen Euro ist Max Beckmanns Gemälde "Hölle der Vögel" im Auktionshaus Christie's versteigert worden. Damit wurde laut Christie's der bisher höchste Preis für ein Werk des deutschen Expressionismus erzielt. Das 1937/38 entstandenen Bild zeigt brutal aussehende Vogelfiguren, eine von ihnen quält einen Mann. Es gilt als Allegorie Beckmanns auf die Herrschaft der Nationalsozialisten.
Kunstkritiker Carsten Probst sieht in diesem Preisrekord nur ein Beispiel für bestimmte Entwicklungen auf dem Kunstmarkt:
"Der deutsche Expressionismus verkauft sich super. Er ist wirklich, also gerade für die deutschen Auktionshäuser, immer ein Bestseller-Lieferant gewesen. Dass sie jetzt da nicht die Top-Preise damit bei den internationalen Groß-Auktionen erzielen, hat im Einzelfall immer ganz verschiedene Gründe."

"Manchen Groß-Investoren ist die Formensprache des deutschen Expressionismus zu kernig"

Viele Hauptwerke des Expressionismus seien darüber hinaus gar nicht auf dem Markt, sagt Probst:
"Und manche Groß-Investoren, so hört man dann manchmal, denen ist die Formensprache der deutschen Expressionisten ein bisschen zu kernig, zu schrill, zu schroff. Die ziehen dann eher die eleganten französischen Meister aus der Zeit vor. Das kann durchaus von Bedeutung sein, wenn man sich mit so einer Kunst darstellen will. Aber es hat nie irgendein Qualitätskriterium."

Die "politische Konnotation" des Bildes von Max Beckmann

Auf dem Kunstmarkt sei in letzter Zeit auch eine Konjunktur von Bildern mit politischen Inhalten zu beobachten, stellt Probst fest:
"Ich weiß zwar nicht, wer jetzt den Beckmann gekauft hat. Aber vielleicht spielt ja die explizite politische Konnotation von Beckmanns Bild gegen den Nationalsozialismus für den (Käufer) eine Rolle."
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