Aus Alltag wird Krieg
Ein niederländischer Diplomat erfährt drei Wochen vor dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion vom geplanten Angriff. Die Nachricht hat ihm seine Tochter gesteckt, deren Mann im Berliner Außenministerium arbeitet. Was soll er tun? Kann er Schlimmeres verhindern, ohne sein Kind zu gefährden?
Am Anfang die Idylle in den Schweizer Bergen: Skilaufen und Schnee, Sonne und die Bekanntschaft einer schönen Frau. Der Protagonist läuft Ski und trifft eine interessante Touristin. Aber die Idylle täuscht 1941 – auch in der neutralen Schweiz.
Der Mann erinnert sich an seinen letzten Besuch in dem Ferienort vor einem Jahr, seine Frau war aus London gekommen, seine Tochter und sein Schwiegersohn kamen aus Berlin. "Man hatte noch im Flugzeug über das abwartende Europa reisen können, die Züge fuhren planmäßig, in der Schweiz hieß man Gäste will kommen." Inzwischen ist alles anders, und die Schweiz schickt jüdische Flüchtlinge, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, zurück nach Deutschland.
Der niederländische, 1946 geborene Autor erzählt eine Kriegsgeschichte von drei Menschen an drei Orten: Der Diplomat lebt in Bern, seine Frau in London, seine Tochter in Berlin. Er ist ein Mann für gewisse Aufgaben, die nicht wirklich deutlich beschrieben sind. Im Laufe des Romans wird aber klar, dass er Flüchtlingen hilft und überall dort eingesetzt wird, wo man einen unkonventionellen und zuverlässigen Mitarbeiter braucht.
Die Ehefrau in London arbeitet im Krankenhaus, betreut dort einen jungen Schwarzen, der in diesen Krieg eher zufällig als Soldat geraten, der heimatlos ist. Die Tochter hat einen deutschen Mann geheiratet, der im Außenministerium beschäftigt und ein mehr oder weniger heimlicher Nazigegner ist. Die Tochter darf ihren Mann nach Genf begleiten, trifft dort ihren Vater und flüstert ihm zu, was ihn umtreiben, was sein Leben verändern wird: Dass nämlich die Deutschen in drei Wochen die Sowjetunion über fallen werden, dass dieser Einmarsch unter dem Code "Unternehmen Barbarossa" geplant ist.
Der Mann erinnert sich an seinen letzten Besuch in dem Ferienort vor einem Jahr, seine Frau war aus London gekommen, seine Tochter und sein Schwiegersohn kamen aus Berlin. "Man hatte noch im Flugzeug über das abwartende Europa reisen können, die Züge fuhren planmäßig, in der Schweiz hieß man Gäste will kommen." Inzwischen ist alles anders, und die Schweiz schickt jüdische Flüchtlinge, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, zurück nach Deutschland.
Der niederländische, 1946 geborene Autor erzählt eine Kriegsgeschichte von drei Menschen an drei Orten: Der Diplomat lebt in Bern, seine Frau in London, seine Tochter in Berlin. Er ist ein Mann für gewisse Aufgaben, die nicht wirklich deutlich beschrieben sind. Im Laufe des Romans wird aber klar, dass er Flüchtlingen hilft und überall dort eingesetzt wird, wo man einen unkonventionellen und zuverlässigen Mitarbeiter braucht.
Die Ehefrau in London arbeitet im Krankenhaus, betreut dort einen jungen Schwarzen, der in diesen Krieg eher zufällig als Soldat geraten, der heimatlos ist. Die Tochter hat einen deutschen Mann geheiratet, der im Außenministerium beschäftigt und ein mehr oder weniger heimlicher Nazigegner ist. Die Tochter darf ihren Mann nach Genf begleiten, trifft dort ihren Vater und flüstert ihm zu, was ihn umtreiben, was sein Leben verändern wird: Dass nämlich die Deutschen in drei Wochen die Sowjetunion über fallen werden, dass dieser Einmarsch unter dem Code "Unternehmen Barbarossa" geplant ist.
Die Charaktere sind nicht die Stärke des Romans
Es geht in diesem Roman um nicht weniger als die Frage, ob man ohne Rücksicht auf nahestehende Menschen eingreifen muss und darf in die brutalen Zeitläufe. Er zögert und zaudert, ob er die Information weitergeben, wem er davon Mitteilung machen, wie er die Russen warnen kann. Und er kommt immer wieder zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen, dass man diese Information nämlich zu ihm zurückverfolgen wird – und damit zu seiner Tochter, die in Berlin unter Beobachtung der Gestapo steht.
Wie schon in seinem letzten Roman ("Julia", 2010) zeichnet Otto de Kat das Porträt eines unschlüssigen Mannes, der dadurch die Frau, die er liebt, verliert. Seltsamerweise - und nicht wirklich überzeugend - sind nämlich sowohl die Ehefrau als auch die Geliebte bereit, jedes Risiko in Kauf zu nehmen, um die russische Seite zu warnen.
Es geht jedoch in dieser Geschichte nicht um gut oder schlecht, um richtig oder falsch. Spannend wird die Lektüre vor allem durch die genaue Beschreibung des Alltags unter Kriegsbedrohung und Nazi-Terror: In Berlin feiern die bürgerlichen Nazi-Gegner heimliche Feste, die junge Frau wird verhört und bedroht, der Gestapo-Scherge ist noch diskret und einzuschüchtern.
In Bern lebt das diplomatische Corps der verschiedenen europäischen Staaten im Bewusstsein der nahenden Katastrophe und in London vertraut man grundsätzlich keinem Deutschen mehr. Über allen und über allem liegt die Atmosphäre des drohenden Untergangs. Dass der schweigsame Diplomat am Ende seine Information nicht weitergibt, dass er sie aber sowohl seiner Frau wie seiner Geliebten erzählt, das ist ein Schwachpunkt in dieser Geschichte eines hilflosen Mannes, der als verschwiegen gilt und es sein muss. Wie überhaupt die Charaktere nicht die Stärke des Romans sind, aber vielleicht wollte der Autor keine starken Figuren zeichnen in einer Zeit, in der es keine privaten Sicherheiten gab.
Besprochen von Manuela Reichart
Wie schon in seinem letzten Roman ("Julia", 2010) zeichnet Otto de Kat das Porträt eines unschlüssigen Mannes, der dadurch die Frau, die er liebt, verliert. Seltsamerweise - und nicht wirklich überzeugend - sind nämlich sowohl die Ehefrau als auch die Geliebte bereit, jedes Risiko in Kauf zu nehmen, um die russische Seite zu warnen.
Es geht jedoch in dieser Geschichte nicht um gut oder schlecht, um richtig oder falsch. Spannend wird die Lektüre vor allem durch die genaue Beschreibung des Alltags unter Kriegsbedrohung und Nazi-Terror: In Berlin feiern die bürgerlichen Nazi-Gegner heimliche Feste, die junge Frau wird verhört und bedroht, der Gestapo-Scherge ist noch diskret und einzuschüchtern.
In Bern lebt das diplomatische Corps der verschiedenen europäischen Staaten im Bewusstsein der nahenden Katastrophe und in London vertraut man grundsätzlich keinem Deutschen mehr. Über allen und über allem liegt die Atmosphäre des drohenden Untergangs. Dass der schweigsame Diplomat am Ende seine Information nicht weitergibt, dass er sie aber sowohl seiner Frau wie seiner Geliebten erzählt, das ist ein Schwachpunkt in dieser Geschichte eines hilflosen Mannes, der als verschwiegen gilt und es sein muss. Wie überhaupt die Charaktere nicht die Stärke des Romans sind, aber vielleicht wollte der Autor keine starken Figuren zeichnen in einer Zeit, in der es keine privaten Sicherheiten gab.
Besprochen von Manuela Reichart
Otto de Kat: Eine Tochter in Berlin
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
Verlag Schöffling & Co, Frankfurt/Main 2013
200 Seiten, 19,95 Euro
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
Verlag Schöffling & Co, Frankfurt/Main 2013
200 Seiten, 19,95 Euro