Aus den Augen aus dem Sinn

Von Susanne Nessler |
Vor knapp einem Jahr am 14. Februar 2006 tritt der erste Fall von Vogelgrippe in Deutschland auf. Auf Rügen finden Spaziergänger einen toten Schwan. Das Tier ist mit dem Virus H5N1 infiziert. Nach mehreren Monaten und massiven Warnungen ist die Vogelgrippe aus Asien nun auch in Deutschland angekommen.
Aus Sicherheitsgründen muss Geflügel in Mecklenburg-Vorpommern noch am selben Tag für unbegrenzte Zeit im Stall bleiben. Drei Tage später gilt die Stallpflicht bundesweit für alle Tiere in landwirtschaftlichen Betrieben.
Für Rügen wird der Katastrophenfall ausgerufen. Die Kanzlerin kommt und Soldaten der Bundeswehr. Vorsorglich töten die Einsatzkräfte den Nutzgeflügelbestand auf der Insel.

Nur fünf Tage nach dem ersten Fall hat der Erreger das Festland erreicht. Gemeinsam beschließen die Bundesländer, ihre antiviralen Medikamente soweit aufzustocken, dass sie im Fall einer Grippe-Pandemie unter Menschen für 20 Prozent der Bevölkerung ausreichen würden. Tamiflu – das Medikament gegen die Vogelgrippe ist nach wenigen Tagen in den meisten Apotheken ausverkauft.

Das Virus H5N1 wandert innerhalb von einer Woche von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg bis nach Baden-Württemberg, wo es schließlich auch am Bodensee auftaucht. Bislang sind aber nur Vögel betroffen. Das ändert sich am 24. Februar – das erste Säugetier mit dem Virus H5N1 wird gefunden. Wieder auf Rügen, es ist eine Katze.

Wenige Tage später am 1. März erlässt die Bundesregierung per Eilverordnung Leinenzwang für Hunde und Hausarrest für Katzen in allen Vogelgrippe-Beobachtungszonen.Zwei weitere Katzen und ein Steinmarder – wieder auf Rügen und wieder mit dem Virus infiziert, sorgen im März für Schlagzeilen.

Einen Monat später - im April – tritt der erste Vogelgrippefall auf einem großen Geflügelhof in der Nähe von Leipzig auf. Die Behörden lassen umgehend 16.000 Tiere keulen. Jetzt scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis das Virus auch in Europa den Menschen erreicht. Aus Asien kommen immer wieder Berichte über Todesfälle in der Bevölkerung.

Doch mit der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 verschwindet das Thema Vogelgrippe plötzlich. Seither herrscht Ruhe. Eine trügerische Ruhe?

Das Gespräch zum Thema mit Alexander Kekule, Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Uni Halle können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.