AfD schließt missliebige Journalisten aus
Für ein Treffen europäischer Populisten-Parteien am 21. Januar sind diverse Journalisten ausgeschlossen worden, berichtet die "FAZ". Vielleicht ist das eine Chance? Die "Welt" jedenfalls erhebt statt der brüllenden Populisten die Stillen zum Ideal.
"Derzeit liest sich die Liste der musikalischen Gäste bei der Inaugurationsfeier noch sehr bescheiden."
Das steht im Berliner TAGESSPIEGEL über Donald Trump. "Der gewählte Präsident der USA findet nämlich partout keine Popstars, die bei seiner Amtseinführung nächste Woche auftreten wollen", schreibt Nadine Lange. Vielleicht singt Donald am Ende ja selber, zutrauen wird er sich das ganz bestimmt.
"Er schafft die Illusion des Machers. Ich würde nicht ausschließen, dass er ein ziemlich populärer Präsident sein wird."
Das sagt im Interview mit dem SPIEGEL der britisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Sir Angus Deaton. Und der Nobelpreisträger nennt Gründe für den Wahlsieg von Donald Trump:
"Die Demokraten in den USA und die Sozialdemokraten in Europa haben die Arbeiterschaft und die kleinen Leute verloren. Ihre Führer sind Intellektuelle oder was auch immer, sie denken, dass die Interessen der unteren Schichten ihnen am Herzen liegen, aber sie selbst kommen nicht mehr aus der Unterschicht."
Es trumpt wieder gewaltig in den Feuilletons – und es wird die nächsten Tage, bis zur Inaugurationsfeier am kommenden Freitag, wohl noch viel mehr trumpen. Da müssen wir durch.
"Ist er nun ein Kräuterbitter, ein klebriger Likör oder ein lebensgefährlich hochdosierter Absinth?", fragt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG mit eidgenössisch schwarzem Humor. Trump "ist ein Vorbild für alle, die sich übel danebenbenehmen und dabei noch toll finden. Und er ist ein Zampano für all diejenigen, die ihre Lage ziemlich übel finden, sich aber die Zukunft ganz toll ausmalen", schreibt Dieter Thomä. "Trump will Amerika stark machen, indem er es abschottet, doch für das grosse Solo ist dieser kränkelnde Riese längst zu schwach", meint der Professor für Philosophie – und macht dann Mut:
"Die Hoffnung auf ein anderes Amerika muss man noch nicht begraben."
Saul Friedländer: "Ich bin ein Fan von Angela Merkel"
Die Hoffnung stirbt zuletzt. "Niemand bleibt auf Dauer populär", sagt der Nobelpreisträger Sir Angus Deaton noch im SPIEGEL-Interview: "außer der deutschen Kanzlerin".
Also lassen wir es hier ganz kurz noch etwas merkeln. "Ich bin ein Fan von Angela Merkel", erklärt im Interview mit der Tageszeitung TAZ der Historiker Saul Friedländer:
"Sie ist eine tolle Frau mit einem moralischen Kompass."
Wieweit der trägt, werden wir nach der Bundestagswahl wissen; was ihre größten politischen Feinde von der Pressefreiheit halten, das wissen wir schon heute.
"Die AfD ist die Partei gewordene 'German Angst'. Sie versteht sich bestens aufs Angstmachen, ist aber auch ein Habitat von Angsthasen."
Das steht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG – nachdem von einem Treffen europäischer Populisten-Parteien am 21. Januar in Koblenz diverse Journalisten ausgeschlossen wurden. "So geht es jetzt dem Berichterstatter dieser Zeitung, einer Kollegin vom 'Spiegel', dem 'Handelsblatt' und ARD und ZDF. Der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell verwehrt einzelnen Journalisten gezielt den Zugang", schreibt Michael Hanfeld – und fragt dann selbstbewusst:
"Muss man sich nicht vielmehr, wird man von den Pretzells dieser Welt nicht ausgeladen, als Berichterstatter Gedanken machen?"
Noch positiver ist die Tageszeitung DIE WELT gestimmt. "Seit sich brüllende Populisten überall Gehör verschaffen, wird der Stille und Besonnene zum Ideal", findet Michael Pilz:
"Zurückhaltende Menschen würden niemals sagen, dass sie rücksichtsvoller, demütiger und am Ende immer klüger sind und dass es keine Krisen, Kriege und Konflikte gäbe, wenn die Lauten auf die Leisen hören könnten. Denken werden sie es im Leisen aber schon."
Und das Denken können uns noch nicht mal Trump und die AfD verbieten.