Auf eigene Faust berühmt werden
Idole der Jugend werden heutzutage von Youtube gemacht, erfahren wir aus der "Taz". Einer der Gründer der Video-Plattform hat mal in Deutschland gelebt, berichtet die "Süddeutsche" - doch seine Eltern seien wegen der fremdenfeindlichen Rostocker Krawalle in die USA gegangen.
"Das Schreiben ist eine Überwindung", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "Das ist ein Rausch und knochenharte Arbeit", sagt der Schriftsteller Feridun Zaimoglu. Er besitzt keinen Computer, er schreibt mit der Hand oder tippt auf einer elektrischen Schreibmaschine, schreibt Ursula Scheer über den analogen Poeten, an dem Carl Spitzweg seine Freude gehabt hätte.
Was, liebe Kinder, war noch einmal eine Schreibmaschine? Das US-amerikanische Magazin "Variety" hat vor einem halben Jahr 1.500 Jugendliche zu ihren Idolen befragt: Wie authentisch findest du jemanden, wie gut gefällt dir sein Auftreten?, erfahren wir aus der Tageszeitung TAZ. Die ersten fünf Plätze gingen an Leute von YouTube. Erst dann folgten Schauspieler, berichtet Sebastian Kempkens zum zehnten Geburtstag des Videoportals. Jungs, die noch in der härtesten Phase ihrer Pubertät stecken, können hier auf eigene Faust berühmt werden.
Gegründet hatten die Plattform drei junge Amerikaner namens Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim. Karim lebte vorher in Deutschland, teilt uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG mit. Sein Vater stammt aus Bangladesch, schreibt Johannes Boie. Es waren nicht zuletzt die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992, die seine Eltern darin bestärkten, Deutschland zu verlassen. So viel zum Thema Zuwanderung, so viel zum Thema Pegida. Bereits 2006, ein gutes Jahr nach der Gründung, übernahm Google die Seite von den drei Gründern. Kaufpreis: 1,31 Milliarden Euro. Hunderte Millionen Stunden an Videomaterial werden jeden Tag auf YouTube angesehen. Es ist unermesslich, wie viel Kulturgut hier gespeichert ist, meint Johannes Boie und ein zweiter Geburtstagartikel in der SÜDDEUTSCHEN beschreibt die Arbeit der YouTube-Kontrollabteilung, die aussondert, was eine Milliarde Youtube-Nutzer nicht sehen sollen: missionierende Nazis, triumphierende IS-Kämpfer, nackte Kinder, blutige Unfallopfer, geköpfte Journalisten. Zusammen mit gähnenden Kätzchen und den Justin Biebers von morgen schwappen sie auf die Plattform. 300 Stunden neue Videos. Jede Minute.
Meinungsfreiheit ist gut, Kontrolle ist manchmal besser – das weiß jeder, der mal einen Blick in Diskussionsforen unserer Zeitungen im Internet geworfen hat, wo er Äußerungen von Lesern finden kann, die im Schutze der Anonymität die Sau rauslassen, die poltern, pöbeln und beleidigen, wie es in der Tageszeitung DIE WELT heißt. Das amerikanische Onlinemagazin "Tablet" will nun eine Gebühr fürs Kommentieren einführen: zwei Dollar pro Tag oder 18 Dollar pro Monat. Das ist einerseits günstiger als ein Anruf bei einem Therapeuten, findet Henryk M. Broder: Andererseits dürfte es viele User abschrecken, die sich daran gewöhnt haben, dass sie sich im Netz zum Nulltarif austoben können. Wut und Geiz gehen oft Hand in Hand. Und Dummheit ist auch gerne dabei. "Sie können zwar gut schreiben, Sie müssen aber trotzdem Deutschland verlassen!" Das sind so Aufforderungen, die Mohamed Amjahid vom Berliner TAGESSPIEGEL bekommt – wie auch andere Kolleginnen und Kollegen mit einem nicht abendländisch klingenden Namen. Unsere Community-Redaktion sperrt manchmal im Minutentakt entsprechende Hass-Kommentare, schreibt er nun vor einer Lesung der "besten Hassbriefe" am Sonntag im Berliner Hebbel am Ufer. Beim Hassbriefschreiben ist die Fäkalsprache beliebt. Im deutsch geprägten Teil des Abendlandes ist der ottonormale Hassbriefschreiber anal fixiert. Für solche Fälle schlägt Henryk M. Broder in der WELT eine spezielle Flatrate vor: So etwas wäre unter 100 Dollar nicht zu haben.
Mindestens.