Aus den Feuilletons

Bissige Bösewichte

Alles im Griff: Richard Kiel (l) als Beißer und Roger Moore als James Bond, in einer Szene des Films "Der Spion, der mich liebte"
Alles im Griff: Richard Kiel (l) als Beißer und Roger Moore als James Bond, in einer Szene des Films "Der Spion, der mich liebte" © dpa / picture alliance / Martin Athenstädt
Von Tobias Wenzel |
Die "TAZ" würdigt den verstorbenen, als "Beißer" bekannten James-Bond-Gegenspieler Richard Kiel. Und auch die "FAZ" beschäftigt sich mit gefährlichen Gegnern, die gerne zuschnappen - wie zum Beispiel Russlands Präsident Wladimir Putin.
"Bis zum heutigen Tag gehe ich mit Sonnenbrille und Hut raus, weil die Leute mir vom anderen Ende der Straße 'Hey, Beißer' zurufen würden."
Das sagte, wie die TAZ berichtet, der nun gestorbene, großwüchsige US-amerikanische Schauspieler Richard Kiel noch in diesem Jahr. Denn Kiel wurde bis zuletzt auf seine Rolle als Bösewicht reduziert, der mit seinen Stahlzähnen gleich in zwei James-Bond-Filmen alles zerbiss, was ihm in den Weg kam.
Der mit 87 Jahren nun ebenfalls gestorbene Joachim Fuchsberger versteckte sich dagegen überhaupt nicht vor seinen Fans. "Wenn ihn die Leute erkannten, und das war unvermeidlich, dann riefen sie 'Blacky', und es ging ein Lächeln über sein Gesicht", schreibt Christian Mayer in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über den Schauspieler und Fernsehmoderator. Fuchsberger sei es bei seinen Moderationen, zum Beispiel in der Show "Auf los geht's los", wichtig gewesen, "die Form zu wahren":
"Er war eben der alten Schule verpflichtet, der angelsächsischen Tradition des Gentleman-Moderators, der sogar dann seriös wirkt, wenn er gerade unverschämt wird."
Joachim Fuchsberger sei "nie auf Mission" gewesen, "für niemanden", bemerkt Jan Feddersen in der TAZ. Und Edo Reents von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG hebt Fuchsbergers Rollen als Detektiv und Inspektor in den Edgar-Wallace-Filmen der 60er- und 70er-Jahre hervor. Im Übrigen sei er "der letzte deutsche Fernseh-Altmeister" gewesen.
Kritik an Europas Rolle im Ukraine-Konflikt
Nicht als Meister, vielmehr als Dilettant erscheint Europa der Russland-Korrespondentin Kerstin Holm. Sie scheint die Schuld am Krieg in der Ukraine allein Europa zu geben. In der FAZ schreibt sie:
"Es spricht für Europas Blindheit, dass es nicht im ureigenen Interesse Ruhe im östlichen Vorgarten anstrebt. Dass der Bär, nicht von ungefähr Russlands Symboltier, (...) ein gefährliches Raubtier ist, weiß man nicht erst seit gestern. (...) Mit dem Flirt, den NATO und EU mit der Ukraine begannen, signalisierte der Westen, dass er seinen Fuß letztlich auch in die Bärenhöhle setzen könnte."
Und da habe der Bär natürlich angegriffen.
Tim Neshitov berichtet in der SZ von einer internationalen Museumstagung in Sankt Petersburg. Der Titel der Tagung, "Museen und Macht", klingt wie eine Steilvorlage, um über die Folgen des Krieges in der Ukraine für die Kunst zu diskutieren. Museumsdirektoren aus der Ostukraine hätten zum Beispiel darüber sprechen können, "was aus ihren Beständen sie noch retten konnten", schreibt Neshitov. Aber derartige Themen seien auf der Tagung in Sankt Petersburg "solidarisch weggeschwiegen" worden. Stattdessen habe Putins Kulturberater Wladimir Tolstoj ein Thesenpapier vorgelegt. Darin sei, so Neshitov, unter anderem die Rede gewesen von:
"Ehrlichkeit, Gesetzestreue, Liebe zum Vaterland, Uneigennützigkeit, Ablehnung von Gewalt, von Diebstahl, von übler Nachrede und Neid, familiäre Werte."
US-Institut bekämpft Homosexualität
Über das "Illinois Family Institute" empört sich Hannes Stein in der WELT. Dieses Institut bekämpfe die Homosexualität und alle Formen von Sexualität, die gegen die Bibel sprächen, und versuche Bücher mit derartigen Inhalten aus öffentlichen Bibliotheken der USA zu verbannen. Laurie Higgins, ein Mitglied des Instituts, wehre sich zum Beispiel gegen "Kinderbücher über Tiere, die von Eltern in homosexuellen Partnerschaften erzogen" würden. Stattdessen wünscht sich Higgins in Bibliotheken ‒ Zitat ‒ "ein Bilderbuch über die Freude, die ein Vögelchen empfindet, als es endlich von einem Papi und einer Mami adoptiert wird, nachdem seine beiden Väter vom West-Nil-Virus dahingerafft wurden".
Kommentar von WELT-Autor Hannes Stein:
"Bei dieser unsubtilen Anspielung auf die Aids-Seuche kann einem kalt werden. Es geht hier nicht darum, irgendjemanden vor irgendetwas zu beschützen; der Kern dieser Wunschvorstellung ist blanker Hass."
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