Bühnenkünstler mobilisieren gegen schlechte Arbeitsbedingungen
Miese Gagen, lange Arbeitszeiten, Demütigungen auf offener Bühne - was ist los an den öffentlichen Schauspielhäusern, fragt "Der Spiegel". Einige sprechen von "feudalistischen" Zuständen, zum Beispiel der Schauspieler Edgar Selge.
Hinter den Bühnen und in den Kantinen der Staats- und Stadttheater brodelt gerade ein Konflikt, den das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL so hinterfragt:
"Gibt es an vielen Schauspiel- und Tanzbühnen ein Defizit bei der Erfüllung demokratischer und sozialer Standards?"
Spiegelautor Wolfgang Höbel erklärt die Sachlage so:
"Die Aktivisten von 'art but fair' und 'Ensemble-Netzwerk' wollen ihre Interessenvertretungen nicht als Gewerkschaften verstanden wissen. Sie möchten durch Diskussionen, öffentliches Anprangern und freiwillige Selbstverpflichtungen ein System reformieren, das viele Bühnenkünstler als ungerecht empfinden."
Diese empfundenen Ungerechtigkeiten reichen von miesen Gagen über lange Arbeitszeiten bis zu Demütigungen auf offener Bühne, denen Schauspieler durch ihre Dienstherren ausgesetzt seien. Oder wie es ein Kronzeuge des SPIEGELS schreibt:
"Edgar Selge, den eine Jury aus 43 deutschsprachigen Kritikern kürzlich zum 'Schauspieler des Jahres' gekürt hat, formuliert im Jahrbuch von 'Theater heute' ein grundsätzliches Unbehagen. 'Theater sind feudale, autoritäre Schlachtschiffe'"
Die deutschen Bühnen? - "Chancenmaschinen" für den Einzelnen
Solche Aussagen bringen wiederum Sebastian Huber auf die Palme. Der Chefdramaturg und stellvertretende Intendant des Münchner Residenztheaters schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Von wegen 'feudalistisch'! An Stadt- und Staatstheatern sind Schauspieler viel besser geschützt."
Bezogen auf erfolgreiche und gefeierte deutsche Schauspieler, konkretisiert er:
"In aller Regel verdanken sich ihre Karrieren den Institutionen, über die sie bisweilen so leichtfertig reden. Denn nicht zuletzt sind feste Ensembles Chancen-Maschinen für den Einzelnen. Es gibt kaum einen Bereich in Kunst und Kultur, der so 'fehlerfreundlich' wäre."
Am rechten Rand der Gesellschaft wird eine Zeitung größer, der die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ein Porträt widmet:
"Die Wochenzeitung 'Junge Freiheit' wächst in einer Symbiose mit der AfD. Chefredakteur Dieter Stein demonstriert Verbundenheit – und möchte als Konservativer mehr Gehör finden,"
heißt es in der Überschrift, und Jens Schneider gibt sich in der Beschreibung der Nationalkonservativen betont ausgewogen. Um 17 Prozent sei die Leserschaft im letzten Jahr gewachsen, auf 28.246 verkaufte Exemplare. Und trotz aller Nähe zur AfD, grenzt sich der Chefredakteur dann doch auch ab.
"'Es gibt ja diese Debatte über', sagt er, erst nach einem Zögern spricht er den Begriff aus, und zwar so, als wolle er die Anführungszeichen mitsprechen: 'Lügenpresse'. Er sehe den Begriff kritisch, er verwende ihn nicht. 'Auch die Junge Freiheit macht Fehler, und es passiert ihr, dass sie etwas falsch darstellt. Es ist einfach Nonsens zu sagen: Es gibt eine Lügenpresse und eine Wahrheitspresse.'"
Die "Junge Freiheit" unter der Lupe
Am Ende des Artikels fasst Schneider in der SZ dann die Ausgabe der "Jungen Freiheit" zum Jahrestag der Grenzöffnung durch Angela Merkel vor ein paar Wochen mit den folgenden, nicht mehr ganz so entspannten Worten zusammen:
"Die Seite trug den Titel: 'Ein Jahr Willkommensputsch'. Von Zensur, Gesinnungsterror, geistigem Bürgerkrieg gegen Kritiker der Kanzlerin ist die Rede, eine Überschrift lautet 'Islamisierung und Christenverfolgung'. Flüchtlinge tauchen auf als Kostenfaktor, Gefahr, 'sozialer Sprengstoff'. Das Weltbild derer, die angeblich an den Rand gedrängt werden."
Einigkeit herrscht in Deutschland wohl immer noch am Sonntag um 20.15 Uhr. Deutschland, einig, Tatort-Land. Der nationale Lieblingskrimi mit regionalem Stallgeruch kommt aus Münster. Kommissar Thiel und der Gerichtsmediziner Boerne feiern dort am Sonntag ihren 30. Fall. Um hier etwas zu erzählen, aber auch gar nichts zu verraten, fassen wir nur die Überschriften zusammen:
"Die Zeit der Pointen ist vorbei"
droht die FAZ und die SZ fragt besorgt:
"Im Ernst?"
Wohin das alles führen könnte, verrät vielleicht die Überschrift in der NZZ:
"Häppchen, Herr Professor?"