Calvin der Denker
Die "FAZ" amüsiert sich über "Calvin und Hobbes", Bill Wattersons Comic, dessen letzte Folge vor 20 Jahren erschienen ist. Calvin, das Kind mit dem Hang zum Anarchismus im Denken und in allen Dingen. Wer ihn noch nicht kennt, der hat die besten Argumente noch vor sich.
Eigentlich, liebe Hörer, wollten wir als erstes anmerken, dass die Silvester-Feuilletons eines gewiss nicht bieten: ein Feuerwerk der Relevanz und Brillanz. Wir hätten beklagen wollen, dass einige Texte sogar regelrecht ausgebrannt wirken – wie Böllerreste am Neujahrsmorgen quasi, um nicht Kulturasche zu sagen. Aber dann fiel uns auf, dass wir zum Beleg obiger Urteile jede Menge Graues, Laues und Fades zitieren müssten.
Und das, bitte schön, würden wir uns ... das würden wir Ihnen natürlich nie antun, liebe Hörer.
Deshalb hier ausschließlich: Rosinen ohne Kuchen.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG amüsiert sich Jürgen Kaube über "Calvin und Hobbes", Bill Wattersons Comicstrip, dessen letzte Folge vor genau 20 Jahren erschienen ist. Calvin – das ist bekanntlich das mordsnervige Einzelkind und Alltagsterror-Genie mit dem Hang zum Anarchismus im Denken und in allen Dingen.
Und Kaube lacht sich schlapp. Zum Beispiel über diese Passage:
"Die Mutter: 'Wie, um Himmels willen, bist du dazu gekommen, Steine im Wohnzimmer zu zertrümmern?' Calvin: 'Schlechte Gene?' "
Lustig – zurecht lustig – findet Kaube auch diese Szene:
"'Gibt es noch Fragen?', sagt Frau Wurmholz [die Lehrerin]. Calvin: 'Ich hätte eine: Was ist der Zweck der menschlichen Existenz?' – 'Ich meinte Fragen zum Unterricht' – 'Oh, offen gestanden würde ich meine gern geklärt haben, bevor ich da noch mehr Energie reinstecke.'"
Schließlich resümiert Jürgen Kaube mit schönem Pathos:
"Um es mit [dem Philosophen] Ralph Waldo Emerson zu sagen: 'Hütet Euch, wenn Gott einen Denker auf den Planeten schickt.' Calvin ist dieser Denker. Wer ihn nicht kennt, hat die besten Argumente noch vor sich."
Küppersbusch hat immer bessere Argumente
Womöglich würde Friedrich Küppersbusch einwenden, dass er schon immer noch bessere Argumente hatte ...
Aber ob so oder so: Die TAGESZEITUNG befragt Küppersbusch zum Topereignis jedes Monats im Jahr 2015 – hier der Juli:
"Bernd Lucke gründet seine neue Partei: Alfa (Allianz für Fortschritt und Aufbruch). Wohin ist er denn eigentlich aufgebrochen, man hört gar nichts mehr?"
Darauf Schlaumeier Küppersbusch:
"Bei Blinddarm gilt Aufbruchstimmung nicht als gutes Zeichen. Die milieutypische Egomanie in Splitterparteien schien ihr segensreiches Werk zu tun: Petry mobbt Lucke, nun mobbt Gauland Petry, und nach ihm geisterfährt Höcke durch den Morast [ ... ]. Es ist eine nachgerade faustische Versuchung, bei Lucke und seinen '80 Professoren' bis hin zum Negerfortpflanzungsgeschichtslehrer Höcke der Frage zu widerstehen, wie es ab einem gewissen Grad von Rassismus mal mit dem guten alten Berufsverbot für Professoren und Gymnasiallehrer wäre. Es durften damals Leute für deutlich weniger Hirnkaries nicht Briefträger werden."
Restlos seriös schaut indessen die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aufs vergangene Jahr zurück und fahndet nach "Ideen, die bleiben".
Meisterin der Worte
Sonja Zekri erläutert die Idee "Soft Germania":
"Früher, also: Vor Angela Merkel war es ja gar nicht ungewöhnlich, dass dieser oder jener Politiker varoufakisierte. Dass an Kanzleramtspforten gerüttelt, Schmähungen dargeboten oder pariert [ ... ] und ganz generell ein durchaus egoshooterhaftes Verhältnis zur Macht zur Schau gestellt wurde. Angela Merkel ist das fremd, vielleicht sogar: zuwider. [ ... ] Die Frau, die es in diesem Jahr auf den Titel von Time als wichtigste Person des Jahres 2015 geschafft hat, als erste Frau [ ... ], gilt als 'Meisterin der soft power'."
Als Meisterin der Worte indessen gilt Angela Merkel immer noch nicht – und wir fragen uns schon lange, ob das das Geheimnis ihrer supermächtigen soft power ist.
Nun denn. In der Tageszeitung DIE WELT erklärt der Philosoph Byung-Chul Han unter dem Titel "Ich blute, also bin ich", warum sich viele junge Menschen selbst verletzten – Stichwort 'ritzen' –, und überhaupt, "Warum der Narzissmus die Selfie-Gesellschaft krank macht".
Wie Byung-Chul vom Ritzen auf die Selbstmordattentäter von Paris kommt, ist allerdings intellektuell so halbseiden, dass es uns nicht weiter stört, den guten Mann nicht mehr groß zitieren zu können.
Wir geben uns vielmehr selbst das letzten Wort – es gilt Ihnen, liebe Hörer:
Bis nächstes Jahr!