"Cumhuriyet"-Redaktion meldet sich in deutschen Zeitungen
Mittlerweile sind auch Mitarbeiter der türkischen Tageszeitung "Cumhuriyet" inhaftiert worden. Die Redaktion in Istanbul arbeitet dennoch weiter. "Manche bringen uns Kaffee, Kekse, Kuchen, Schokolade, Früchte, Blumen, Vitamine, damit wir standhaft bleiben", schreiben sie.
lautet die Nachricht, die die Redaktion der "Cumhuriyet" aktuell in die Welt sendet. In einem gemeinsamen Artikel klagen die in der Redaktion verbliebenen Journalistinnen und Journalisten die aktuelle politische Lage in der Türkei an.
"Wir Mitarbeiter versuchen, ruhig und gelassen zu bleiben. Es gilt eine Zeitung herauszubringen – egal wie viele Kollegen inhaftiert sind."
Inzwischen stieg deren Zahl auf 142. Die Vorwürfe gegen ihre Zeitung nennen die Mitarbeiter unwahr.
"In Wirklichkeit", so sagen sie, ist die "Cumhuriyet eine der wenigen Zeitungen, die stets auf die Gefahr hingewiesen haben, dass die Gülen-Organisation Polizei und Justiz mit dem Ziel unterwandert, die Kontrolle über die Republik an sich zu reißen und die Türkei in einen islamischen Staat zu verwandeln."
Zum "Writers in Prison Day" an diesem Dienstag soll der gemeinsame Text der "Cumhuriyet"-Redakteure in mehr als 30 deutschen Tageszeitungen und Onlinemedien veröffentlicht werden. Die Welt soll wissen: Kaum dass die Nachricht von der Verhaftungswelle bekannt wurde,
"strömten Menschen zu unserer Zentrale in Istanbul und unserem Büro in Ankara (…). Diese Besuche gehen ununterbrochen weiter (…). Manche bringen uns Kaffee, Kekse, Kuchen, Schokolade, Früchte, Blumen, Vitamine, damit wir standhaft bleiben. Unsere Unterstützer wollen unsere Mägen füllen, sie wissen nicht, dass ihr Kommen, ihre Unterstützung unsere Herzen, Seelen und Widerstandsgefühl nährt."
"Was haben Trump und Erdogan gemeinsam? " –
fragt Bülent Mumay in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG und zählt ein knappes Dutzend Übereinstimmungen zwischen ihnen auf. Da wären die Taktiken, die ihnen Erfolg bringen.
"Beide steuerten unbeirrbar die Präsidentschaft an und zertrampelten alles auf dem Weg dorthin. Beide setzen ihren Wählern große Ideale vor. "
Erdogan verspricht eine "neue Türkei", die erst jetzt mit ihm beginnt. Der Spruch von Donald Trump klingt ähnlich: die Vereinigten Staaten von Amerika wieder groß zu machen. Ihr Umgang bewziehugnsweise ihr Verhältnis zu Frauen, Journalisten, zu Putin – alles sehr ähnlich.
"Noch hat kein Treffen zwischen ihnen stattgefunden."
Zweifellos, ein spannendes Ereignis in nächster Zeit.
In die zahlreichen Überlegungen und Kommentaren in den uns vorliegenden Feuilletons, die die Wahl in den USA noch immer zu verstehen versuchen, mischen sich sorgenvolle Töne. So nimmt Barbara Oertel in der Tageszeitung TAZ gleich die "Neue Weltordnung" in den Blick. Sie schreibt:
"Donald Trump, die Republik Moldau, Bulgarien – aus allen Ecken fliegen Russland und Putin neuerdings die Sympathien zu. Mit Trump wird ein Mann ins Weiße Haus einziehen, dem eine gewisse Geistesverwandtschaft mit dem Kremlchef – zumindest bis zum Beweis des Gegenteils – nicht abzusprechen ist."
Die jüngsten Wahlergebnisse in der Republik Moldau und in Bulgarien müssten zu denken geben, meint Barbara Oertel. Die Verantwortung dafür trügen neben den politischen Eliten in diesen Ländern aber auch die Europäische Union selbst. Es fehle bislang ein stringentes Konzept für die östlichen Nachbarn, beklagt die Autorin. Bliebe das unbeachtet, würde der Westen Putin das Feld überlassen. Putin aber bedeute
"zuallererst eine Kampfansage an die offene Gesellschaft."
Sie fragt: "Wollen wir deren Zerstörung wirklich zulassen?"
Natürlich ist der 80. Geburtstag von Wolf Biermann Thema der Feuilletons vom Dienstag. Der Schriftsteller Uwe Kolbe gratuliert im TAGESSPIEGEL und hebt hervor:
"Sein Witz ist stärker als die Apparatschiks - Weltgeschichte im Wohnzimmer"
überschreibt Anja Maier in der Tageszeitung TAZ ihren Glückwunsch.
"Er war großartig, bis er sich an sich selbst berauschte",
urteilt sie.
Stefan Reinecke, ebenfalls in der TAZ, notiert:
"Biermann war unser Held gewesen, als er noch in der DDR war. Nach 1976, im Westen, schrumpfte er auf Lebensgröße. Nach 1989 wurde er zum Scharfmacher (…). Ganz egal war er uns nicht, sogar nicht als verstockter Schönredner von George W. Bushs Überfall auf den Irak. Dafür hatten wir ihn damals zu sehr bewundert."