Das Spiel ist aus
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In der "Welt" wird der US-amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen interviewt. Er zeigt sich darüber verärgert, dass das Artensterben in Vergessenheit gerate, weil alle über den Klimawandel redeten. Der sei nämlich nicht mehr zu verhindern.
"Die Ehe" - "Kein Bedarf". Die TAZ hat den Schriftsteller Wolf Wondratschek interviewt, ihm dafür Stichworte zugerufen. "Gott" - "Ich glaube an seine Engel."
Wenn man im Gotteshaus von Notre-Dame Engel ausmachen wollte, dann wären das vielleicht die Roboter, die dort die Trümmer des eingestürzten Dachstuhls auflesen, wo es für Menschen zu gefährlich ist.
Uneinigkeit über die Restauration von Notre-Dame
"Der Gewölbebogen im Mittelteil kann immer noch einstürzen. In diesem Moment, wo wir miteinander reden oder morgen", sagt Philippe Villeneuve, der Chefarchitekt der Baustelle, der SPIEGEL-Autorin Britta Sandberg. Nicht nur Paris, ganz Frankreich erscheint in dem Artikel als tief gespalten hinsichtlich der Frage, ob die berühmte Kirche wieder identisch aufgebaut werden soll oder eben doch auf moderne Art, zum Beispiel mit einem gläsernen Spitzturm oder mit einem, in dem Bienenstöcke integriert werden.
"Ist es zwangsläufig modern, das Vorhandene durch etwas Neues zu ersetzen?", fragt Sandberg. Jedenfalls wird für die Rekonstruktion, die Präsident Emmanuel Macron in fünf Jahren schaffen will, ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Die Organisation des Wiederaufbaus hat der Präsident Louis Georgelin, einem General im Ruhestand, übertragen. Der sagt, es sei auch möglich, dass Notre-Dame ganz konservativ rekonstruiert werde.
"Aber ist das vorstellbar", fragt Sandberg, "ein Architektenwettbewerb mit internationaler Beteiligung, an dessen Ende das Votum für die originalgetreue Rekonstruktion von Viollet-le-Ducs Turm steht? Der General sagt jetzt nichts mehr. Er lächelt weise."
"Ängste", wirft die TAZ Wolf Wondratschek zu: "In meinen glücklichen Augenblicken fühle ich mich vom Aussterben bedroht."
Der Klimawandel lässt sich höchstens abmildern
"Für mich deutet die plötzliche neue Beschäftigung mit dem Klima darauf hin, dass die meisten Europäer sich erst dann um den Planeten sorgen, sobald sie persönlich bedroht sind. Und das gilt natürlich nicht nur für die Europäer. Die meisten Amerikaner sind genauso."
Jonathan Franzen sagt das im Gespräch, das Wieland Freund mit ihm für die WELT geführt hat. Anlass ist Franzens neuer Essayband "Das Ende vom Ende der Welt".
Darin enthalten ist ein Text, für den Franzen unter anderem als "Spatzenhirn" beschimpft wurde, was ihm vielleicht sogar gefallen hat, weil der US-amerikanische Schriftsteller ein leidenschaftlicher Vogelliebhaber ist.
Franzen ärgert es, dass das Artensterben fast völlig in Vergessenheit gerät, weil alle über den Klimawandel reden. Den, ist er sich sicher, werde die Menschheit bestenfalls abmildern, aber eben nicht mehr verhindern. Politiker würden sich nicht trauen, das zuzugeben. Theoretisch sei die Rettung möglich, praktisch aber völlig unrealistisch.
Der Anstieg des Meeresspiegels bedroht die Metropolen
"Vielleicht kann Schweden seine Nettokohlenstoffemissionen bis 2030 auf null bringen. Aber die Menschen in Frankreich randalieren schon wegen einer geringfügigen Benzinsteuer, die Menschen in Trump-Amerika sind in ihre Pick-ups verliebt, und über China und Indien und Afrika, wo jeden Tag das nächste riesige Kohlekraftwerk ans Netz geht, wollen wir gar nicht erst reden", sagt Franzen.
"Sich ernsthaft vorzustellen, die Welt würde fröhlich auf das Fliegen und auf Großbildfernseher verzichten, kommt mir wie ein Beispiel für die schwarze Komödie des Klimawandels vor. Das Spiel ist aus."
"Verschwände der grönländische Eispanzer komplett, der Meeresspiegel stiege um sieben Meter", beschreibt Melanie Mühl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN schon mal, was die Menschen so erwartet.
"Sieben Meter, das bedeutet, New York würde verschwinden und asiatische Megametropolen wie Tokio und Schanghai unter Wasser begraben." München wäre übrigens mit seinen 500 Höhen-Metern in Sicherheit. Wolf Wondratschek dürfte das aber nicht besonders freuen. Im TAZ-Interview sagt er zum Stichwort "München": "Die unnötigste Stadt Deutschlands."