Der Charme des Verirrens
Wir sollten uns mehr verirren, bemerkt Paul Jandl in der NZZ und findet es gut, dass das GPS manchmal spinnt. In der TAZ erinnert sich Adrian Lobo an den Sommer seiner Kindheit. Inklusive Kotze und Schweißgeruch. Außerdem in den Feuilletons: Neue Worte im neuen Duden.
Was waren das noch für Zeiten, als wir, trotz eifrig studiertem Stadtplan, in fremden Gassen landeten und dort dem Charme oder dem Horror einer Route abseits der Touristenpfade erlagen?
NZZ-Autor Paul Jandl jedenfalls trauert alten Zeiten hinterher und philosophiert darüber, "was wir verlieren, wenn wir uns beim Reisen nicht mehr verlieren."
Denn so Jandl:
"Die Irrwege, die man früher in den Städten gegangen ist, sind ersetzt durch die Direttissima des Digitalen. Es ist eine Irrtumsvermeidung, die heutigen Reisen den Stachel einer substantiellen Gefahr nimmt: uns zu verlieren. Im Irgendwo. Mit Irgendwem."
Wie man sich fast denken kann, findet Paul Jandl das Verlorengehen in Wirklichkeit aber sehr wertvoll, denn merke:
"Im Schmerz des Verfehlens liegt mehr lebensverändernde Substanz als im Triumph der punktgenaue Ankunft."
Wow! So geht Feuilleton! Reise-Philosophie, Technik-Kritik und Zeitgeschichte, getaucht ins milde Licht des Absurden.
Außerdem in den Feuilletons: Adrian Lobos expressionistisch anmutende Erinnerungen an den Sommer seiner Kindheit in der TAZ und die Novitäten im neuen Duden. Spoiler: "futschikato" hat es in den Duden geschafft.