Die intellektuelle Fankurve jubelt
Zumindest was den Bau der Stadien angeht, sind die Deutschen bei der WM in Brasilien bereits ganz vorn dabei. Die schönsten Fußball-Arenen hätten die deutschen Büros entworfen, schreibt der Tagesspiegel.
"Wenn am Donnerstag in Brasilien die Fifa-WM angepfiffen wird“,
wagt sich Falk Jaeger im TAGESSPIEGEL auf ein ganz schön dünnes Brett, "stehen die Deutschen schon als Weltmeister fest“. Ein so klares Wort hat im Feuilleton immer einen Haken.
" – als Weltmeister im Stadionbau“, rudert Jaeger denn auch zurück. Aber die intellektuelle Fankurve jubelt schon mal:
"Die schönsten Fußball-Arenen für die WM in Brasilien haben deutsche Büros entworfen."
Wobei die plötzliche brasilianische Wetterlage über Deutschland in der heißen Phase der WM-Vorbereitung Nachsicht mit Urteilen aller Art gebietet. In der Hitze kocht ein anderes Thema wie im Selbstversuch hoch: In Katar soll es 2022 nämlich noch heißer werden als es bei uns zu Pfingsten war. Kein Wunder, dass der TAGESSPIEGEL titelt:
"Es geht auch ohne Scheich.“
Während in Brasilien noch an den von Deutschen entworfenen Stadien geschraubt wird, haben sich ARD und ZDF schon die Übertragungsrechte für die WM 2022 gesichert " – obwohl“, so der TAGESSPIEGEL,
"deren Austragung alles andere als sicher und überdies äußerst umstritten ist.“
– Heißt das, dass ARD und ZDF auf jeden Fall aus Katar übertragen, auch wenn die Spiele noch nach Australien verlegt werden?
Bleiben wir lieber bei 2014. "Fußballspiele“, konstatiert die SÜDDEUTSCHE überraschend nüchtern,
"werden Im Fernsehen gerne von ehemaligen Fußballspielern analysiert“.
Das ZDF hat Oliver Kahn, bei dessen Bewertung die Temperaturen in der SZ-Redaktion eine Rolle gespielt haben dürften:
"Vorteil: ist hitzebeständig (Titanschmelze erst bei 1941 Kelvin)“,
die ARD hat den "Unterhalter“ Mehmet Scholl, SZ-"Brasilien-Faktor:Neun von zehn möglichen Zuckerhüten“, und N 24 hat Marco Bode, von dem die SZ weiß, dass Otto Rehagel einmal zu ihm sagte:
"Marco, für Fußball interessieren Sie sich ja nicht. Sie spielen bei mir nur, weil meine Frau Sie mag und Sie Abitur haben.“ – "Brasilien-Faktor“ laut SÜDDEUTSCHE: "Wird schlau daherreden und nie nachtreten!“
Schlau sind ja heute sonst eigentlich nur noch Maschinen. Die taz berichtet von "Klugen Knarren“, zu deutsch "Smart Gun“. "Sie“, lernen wir,
"funktioniert nur in Verbindung mit einem Sicherheitscode - und wäre womöglich sicherer als herkömmliche Schießeisen.“
– Für die USA heißt das wie im Reflex: "Die mächtige Waffenlobby versucht deren Verkauf zu verhindern."
Ebenfalls in der taz berichtet Michael Brake:
"Eine Uni will bewiesen haben, dass Maschinen schlauer sind als Menschen. … Wie die Universität Reading am Wochenende vermeldete, hat ein Computerprogramm den Turing-Test bestanden. … Eine menschliche Testperson chattet mit zwei Teilnehmern - einer ist Mensch, der andere Computer. Können die Testpersonen nicht eindeutig sagen, wer von den beiden der Computer ist, hat die Maschine gewonnen.“
Ob Oliver Kahn da eine Chance hätte? Die wie die Münchner Kollegen offensichtlich überhitzte taz-Redaktion hat auf die Meldung hin probiert, mit dem Live-Ticker zu chatten:
"Hallo. Ticker: Hallo? Geht's noch? Hast du mal eine Eilmeldung für mich, bitte?“
- Was dabei herauskommt, liest sich wie ungeschnittene RTL-Nachrichten.
Im Chat mit dem Ticker hat die taz allerdings die Meldung des Tages verpasst. Die FAZ erklärt, Edward Snowden, habe "gar nichts enthüllt“. "Der Grund", meint Wolfgang Michalk,
"warum sich niemand wirklich über die Geheimdienstschnüffelei aufregt, könnte in Folgendem liegen: Edward Snowden hat uns eine leere Mülltüte geliefert – es ist nichts drin.“
Snowden publiziere nur "Meta-Informationen“, also "Informationen darüber, wann, wie und wo Geheimdienste Daten abschöpfen ,… aber wir erfahren nie, was sie abhören.“ Und die FAZ weiß:
"Wütend kann man nur über Inhalte werden.“
Folgt das Fazit:
"Wüssten wir, auf welche kompromittierenden Inhalte die Geheimdienste zurückgreifen können … , wären wir ganz anders drauf. Dann würden wir dem Geheimdienst die Bude einrennen – wie es die DDR-Bürger 1990 mit der Besetzung der Stasi-Zentrale gemacht haben. Wir würden die Server aus den Fenstern auf die Straße werfen und Joachim Gauck umgehend zum Leiter einer NSA-Unterlagenbehörde ernennen.“
Weil wir Deutschen nicht nur immer gut vorbereitet sind, sondern auch für jede denkbare Lebenslage einen Experten haben.