Aus den Feuilletons

Die lustigste Stillszene der Filmgeschichte

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Ein Foto der Dreharbeiten von "The Kid" mit Charlie Chaplin und "The Kid"-Darsteller Jackie Coogan
Das Findelkind (Jack Coogan) und sein "Vater" (Charlie Chaplin) bei den Dreharbeiten. © imago images / cinema publishers collection
Von Ulrike Timm |
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Vor 100 Jahren kam Charlie Chaplins Stummfilm "The Kid" in die Kinos. Der Film um ein Findelkind lasse heutige Blockbuster blass aussehen, schreibt die Süddeutsche Zeitung - und feiert eine Teekanne mit Saugaufsatz.
Ein Alphabet der guten Laune – das können wir doch derzeit alle gut gebrauchen! Der TAGESSPIEGEL zeigt sich verzückt vom Online–Videoprojekt "Eurograph", das 52 Künstlerinnen und Künstler aus Berlin und Paris ins Leben gerufen haben.

Buchstabenspiel mit Suchtfaktor

A wie die Anderen, J wie Jubel, M wie Miteinander, R wie Reisen, W wie Wow - oder französisch: Waouh! Für Christiane Peitz hat diese Buchstabenbibliothek "Suchtpotential".

"Je nach Playlist kann es passieren, dass die Erzählung über die 92-jährige Großmutter, die gerne paffte und mit einem Lächeln verstarb, vom Disput über die revolutionäre Kraft des Ungehorsams abgelöst wird. Der Künstler und Meeresfan David Wahl verrät Staunenswertes über die Symbiose von Garnelen und Bakterien unter den widrigen Lebensbedingungen der Tiefsee" – ob das derzeit von vielen wieder geforderte Bildungsfernsehen für Schüler hier mal stibitzen kann? Und dann für alle:
"Graf Idi rappt über das Glück." Christiane Peitz warnt zwar ausdrücklich, während der Arbeitszeit im Homeoffice dieses spezielle Alphabet zu testen, wegen Suchtgefahr. Sie hat ihren Artikel im TAGESSPIEGEL aber fertiggekriegt. Wenn Sie abschweifen wollen: eurograph.art heißt die Adresse.
Vorher lesen Sie aber noch die Kulturpresseschau zu Ende, bitte, schon, weil wir positiv bleiben!

Legendärer Stummfilm neu gefeiert

Ganz warm ums Herz wurde der Pressebeschauerin nämlich, weil die SÜDDEUTSCHE Zeitung einen ihrer Lieblingsfilme mit einem ihrer Lieblingsschauspieler groß feiert. Charlie Chaplins Stummfilm "The Kid" kam vor hundert Jahren in die Kinos, und lässt nicht nur für David Steinitz "alle Blockbuster der Gegenwart blass aussehen".
Ein Wunderding zwischen Slapstick und Sozialdrama, mit dem Chaplin den Grundstein für seine weiteren Erfolge legte - von "Modern Times" bis zum "Großen Diktatur" - ist diese Herz und Zwerchfell stimulierende Geschichte. Chaplin als Tramp zieht ein Findelkind groß, liebevoll und anarchisch.
"Ein armer Strolch wie der Tramp hat natürlich keine von der Stiftung Warentest auf Schadstoffe geprüfte Säuglingsausstattung daheim", schreibt die SÜDDEUTSCHE. "Aber er kann aus einer Teekanne mit einem Saugaufsatz, die er mit einer Schnur an der Decke befestigt, trotzdem die lustigste Stillszene der Filmgeschichte zaubern."
Später soll das Ziehkind dem Ziehvater entrissen werden - für die WELT eine der herzzerreißendsten Szenen der Filmliteratur. Von Hans–Georg Rodek erfahren wir, dass der Tod seines eigenen ersten Kindes Chaplin eine wichtige Inspirationsquelle für "The Kid" war.

Placido Domingo wird 80 Jahre alt

Die Geburtstags-Elogen auf Placidos 80. Geburtstag stellen gleich mehrere Feuilletons der Chaplin-Feier an die Seite – ein bisschen kleiner. Zum einen kommt gegen Vater-Sohn-Kulleraugen-Fotos einfach nichts an, zum anderen hat Domingos "erotisches Leben à grande vitesse‘" – so die FAZ – an Ruhm und Image des Tenors doch sehr gekratzt.
"Von seiner Unwiderstehlichkeit muss er irgendwann so überzeugt gewesen sein, dass sein Charme in dreiste Ich-nehme-mir-was-ich-will-Anmaßung überging – bis endlich die Macho-Bastionen geschleift wurden", schreibt Jürgen Kesting.
Aber wir wollen doch heute positiv bleiben – auch wenn die SÜDDEUTSCHE unter der Überschrift "Große Erwartungen" beschreibt, wie fast jeder neue US-Präsident in der Geschichte die "Gefühle des Neuanfangs" enttäuschte und auch enttäuschen musste.
Schauen wir also noch in die ZEIT. "Warum wir so erschöpft sind" – ein Besinnungsaufsatz über unser coronöses Allseits-Weh – hmmm. "Das ausgediente Ich" – hmmm hmmm. Und dann doch: Jens Jessen blickt in eine Zukunft, wo geimpfte Senioren mit Ausgehprivileg rechnen können.
Neue Kunden für neue Dealer – die mit fälschungssicheren Impfpapieren handeln. Und über allem der Senioren-Juchzer: "Endlich wieder Disco!"
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