Die Mauer als Symbol der Ungleichheit
In der demokratischen Wahl des Antidemokraten Trump liege der "Keim des Totalitarismus", warnt der Schriftsteller Jorge Volpi in der "Welt". Deshalb müsse die Welt jetzt schnell handeln und neue Allianzen zur Verteidigung der Menschenrechte bilden.
"Eine Woche Donald Trump als Präsident. Wo fängt man da an, bestürzt zu sein?", fragt die TAZ ihren scharfzüngigen Wochenkommentierer Friedrich Küppersbusch. Und der antwortet: "Alle Täter von 9/11 dürften auch nach Trumps Bannfluch einreisen, ihre Herkunftsländer stehen nicht auf der Liste. Andere Terroranschläge in den USA wurden von Einwohnern verübt. Wenn das IS-Missionswerk noch ein paar Argumente braucht, wer der böseste von allen ist: Amerika liefert."
Vorwand für Morde, Schikanen, Deportationen
Und Jorge Volpi möchte nicht geliefert sein, will sich wehren. Die Mauer, die Präsident Trump nun tatsächlich an der Grenze zu Mexiko bauen will, ist für den mexikanischen Schriftsteller und studierten Juristen "eine mittelalterliche Methode für das aufkommende 21. Jahrhundert". Sein zuletzt auf Deutsch erschienener Roman "Zeit der Asche" thematisiert den Berliner Mauerfall. "Auf lange Sicht hat keine Mauer es je geschafft, Menschen in ihrem Elan, sie zu überwinden, aufzuhalten. Doch die Mauern waren der perfekte Vorwand für Morde, Menschenrechtsverletzungen, Schikanen und Deportationen ohne Ende", schreibt Volpi in der WELT. "Jede Mauer ist die Kehrseite der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte – und ein Symbol: die Verkörperung der Vorstellung, dass wir Menschen nicht alle gleich sind."
Donald Trump sei ein "Rassist". "Vergleiche sind immer übel", schreibt der mexikanische Autor. "Weder ist Trump Hitler, noch sind die USA des 21. Jahrhunderts der Weimarer Republik gleichzusetzen, doch der Keim des Totalitarismus liegt hier: in der demokratischen Wahl eines zutiefst überzeugten Antidemokraten." Deshalb müsse man schnell handeln. Man brauche "neue Allianzen in der Welt", um die Menschenrechte und die "Werte unserer Zivilisation angesichts der anbrechenden Tyrannei von Trump" global zu verteidigen.
"Metamorphose": Ulrich Becks Versuch, die globale Welt zu verstehen
Global hat auch Ulrich Beck gedacht. Und im Gegensatz zu Donald Trump hat der Soziologe die Wechselwirkungen einer globalen Welt verstanden. Was wäre Beck wohl zu Trump als US-Präsident eingefallen? Das bleibt Spekulation, denn der Autor der "Risikogesellschaft" starb schon Anfang 2015. Fritz Göttler rezensiert in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Becks unvollendetes, posthum erschienenes Buch "Die Metamorphose der Welt". Mit dem Begriff der "Metamorphose" habe Beck versucht, unsere globale Welt zu fassen.
Der Rezensent zitiert: "Der steigende Meeresspiegel erschafft neue Landschaften sozialer Ungleichheit, zeichnet neue Weltkarten, deren wichtigste Eintragungen nicht mehr nationalstaatliche Grenzen sind – sondern Höhenlinien. Das macht eine vollkommen andere Art erforderlich, die Welt zu begreifen und unsere Überlebenschancen in ihr." Beck sei aber kein Pessimist gewesen und habe gehofft, es entstehe daraus ein positiver Lerneffekt: "Das ist es, was ich unter 'emanzipatorischem Katastrophismus' verstehe", heißt es im Buch. Ob ein emanzipatorischer Katastrophismus vorliege, könne man aber immer nur "im Rückblick" beurteilen. Und man dürfe den Begriff nicht etwa mit der "Bitte um eine globale Katastrophe" verwechseln.
Scherzkekse in der Londoner U-Bahn
Hoffen wir also, dass die Katastrophen, die Donald Trump anrichtet, emanzipatorische Wirkung zeigen! Oder wenigstens komische. Wie die offiziell aussehenden, aber in Wirklichkeit von Scherzkeksen in der Londoner U-Bahn angebrachten Schilder, die Marion Löhndorf in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erwähnt. Auf einem habe gestanden: "iPods müssen jederzeit getragen werden. Wenn Sie keinen iPod haben, spielen Sie mit Ihrem Telefon, lesen Sie eine Zeitung oder tun Sie so, als ob Sie schliefen." Und auf einem anderen Schild: ‚Kein Augenkontakt. Sonst 200 Pfund Strafe‘.