"Donald Trump wird mein Leben nicht verändern"
Es "trumpt" noch immer in den Feuilletons. Donald Trump habe dem Rassismus eine Ermächtigung gegeben, schreibt die "Welt". Die "Neue Zürcher Zeitung" empfiehlt, das Entsetzen zu beruhigen. Sehr gelassen zeigt sich der Metallica-Sänger James Hetfield im "Spiegel".
"Ich habe Vertrauen in die Menschheit." Das lesen wir im SPIEGEL. "Der Mensch hat bis heute überlebt. Es wird weitergehen." Das sagt im Interview James Hetfield, der Frontmann der Rockband Metallica. Vertrauen ist gut, Nachfragen ist besser. "Ihr Bandkollege Lars Ulrich hat vor der Wahl gesagt, er werde Amerika verlassen, wenn Trump gewählt wird", wirft SPIEGEL-Interviewer Tobias Rapp ein. "Donald Trump als amerikanischer Präsident wird mein Leben nicht verändern", kontert James Hetfield: "Kein Stück. Es gibt eine Überdramatisierung der Dinge. Wenn ich jetzt Menschen sehe, die weinen, weil ihre Kandidatin die Wahl verloren hat, dann muss ich sagen: Ich habe Respekt für die Leidenschaft. Aber diese Leute sollten sich auch erinnern, dass es eine Menge Menschen gab, die sich genauso gefühlt haben, als Barack Obama gewählt wurde. Das ist beides okay – auch wenn mich das Egomane an beiden Reaktionen stört."
Es trumpt in den Feuilletons und wird sicherlich noch weiter trumpen.
"Donald Trump hat dieses Land nicht rassistisch gemacht, aber er gibt dem Rassismus eine Ermächtigung, das haben die Tage nach der Wahl bewiesen", heißt es in der Tageszeitung DIE WELT. "Muslimischen Frauen werden ihre Kopftücher heruntergerissen, Hakenkreuze an Wände geschmiert, asiatische Frauen bespuckt", schreibt Lukas Hermsmeier: "Mexikaner berichten von Hetzjagden."
"Deutschland ist nicht die USA"
Bevor es mit der Trumperei hier munter weitergeht, vielleicht zwischendurch mal das Wahlergebnis vom 8. November. Nicht ganz 61 Millionen Stimmen bekam Donald Trump, etwas mehr als 62 Millionen gewann Hillary Clinton – also eine gute Million mehr. So viel Zeit muss sein; und so ist das amerikanische Wahlsystem…
"Das Entsetzen beruhigen und eigene Lehren ziehen", empfiehlt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG nach der Wahl: "Deutschland ist nicht die USA", schreibt Joachim Güntner, "und Donald Trump ist weder ein National- oder Wertkonservativer noch ein Klerikaler oder ein selbsternannter Abendlandretter nach Art der Pegida." Was und wer er aber nun wirklich ist, der Donald, das hat uns noch niemand so recht überzeugend erklären können. "Ein Faschist", findet Lukas Hermsmeier in der WELT – während der SPIEGEL Trump einem ausgedehnten "Faschismustest" unterzieht, bei dem es am Ende keine eindeutige Antwort gibt; dafür aber ein Zitat aus dem Magazin New Yorker: "Verzweiflung ist keine Antwort. Das Autoritäre bekämpfen, Lügen anprangern, ehrenvoll und leidenschaftlich im Namen amerikanischer Ideale kämpfen – das ist das, was jetzt zu tun ist." Und hoffen wir auf politische Korrektheit dabei.
Und das Positive?
"Wen die politische Korrektheit nervt, den nervt letztlich der universelle Anspruch aller Menschen, höflich behandelt zu werden", lesen wir in einem anderen SPIEGEL-Beitrag. "Wie kann man dagegen bitte schön Widerstand anmelden?", fragt Nils Minkmar. "Der ganz gewöhnliche bürgerliche Anstand empfiehlt es doch, nicht mehr Neger, Polacke, Tommie, Schwuchtel und all die anderen Schimpfwörter zu gebrauchen, die aus Zeiten kommen, als sich brutale Ausbeutungs-und Ausgrenzungsverhältnisse bis in die Kindersprache schlichen."
Und wo bleibt das Positive? "US-amerikanische Qualitätszeitungen gewinnen seit Trumps Sieg Tausende neue Leser." Das erfahren wir aus der Tageszeitung TAZ. "Der liberale New Yorker gewann in den drei Tagen nach der Wahl 10.000 neue AbonnentInnen", schreibt der Autor Afro politisch korrekt mit diesem Wortungetüm – wo ein großes "I" mitten im Wort für Geschlechterneutralität sorgt. Oder ist es eine AutorIn? Nicht, dass mir noch politische Unkorrektheit vorgeworfen wird. Auf jeden Fall wird in der TAZ eine Erklärung der New York Times zitiert: "Anstieg neuer Leser, print und digital, viermal mehr als sonst."
Weiter so!