Aus den Feuilletons

Dürre von Eritrea bis Südafrika

Menschen in einem Dorf 50 Kilometer von Gode entfernt, süd-östlich von Addis Abeba, warten auf Lebensmittelhilfen.
Die Zahl der Klimaflüchtlinge werde zunehmen, glaubt Ben Rawlence. © picture alliance / dpa / Joel Robine
Von Klaus Pokatzky |
Die weltweiten Flüchtlingsbewegungen werden wegen des Klimawandels zunehmen, glaubt der britische Journalist Ben Rawlence. In der "Süddeutschen Zeitung" prophezeit er: "Selbst hier in Europa werden Menschen Süditalien oder Südspanien verlassen müssen".
"Ja, wir sind pleite, und wie es aussieht, ist dieses die letzte Ausgabe".
Das sagt der Chefredakteur eines Magazins, das hier noch nie zitiert wurde. "'Kot und Köter'", das 'Magazin für den Deutschen Hundefeind', wird eingestellt", erfahren wir aus der BERLINER ZEITUNG. "Das Ziel von 5000 Abonnenten sei nicht erreicht worden", teilte der Chefredakteur und Herausgeber des hundefeindlichen Organs, Wulf Beleites, im Internet mit. Da freut sich der hundefreundliche Kulturpressebeschauer.

Migration statt Revolution

"Der heutige Bürger konsumiert Ausdruckschancen in der Wahlkabine."
Das lesen wir in der BERLINER ZEITUNG: "Diese neuartige Situation bricht klassischen Linken das Genick", sagt im Interview der Philosoph Peter Sloterdijk zur Krise der Sozialdemokratie. Was mit "Ausdruckschancen" gemeint ist oder mit dem Begriff "Ausdruckswähler", den Sloterdijk ebenfalls verwendet, wird in dem Interview leider nicht erklärt – und vom Interviewer Michael Hesse auch gar nicht erst erfragt.
Das Interview kann ohnehin nur verstehen, wer einen Fremdwörter-Duden griffbereit hat. Und manchmal hilft nicht mal der: "Migration ist in evolutionärer Sicht das Megathema unserer Epoche", sagt Peter Sloterdijk noch:
"Migration liefert den Ersatz für eine unmögliche Revolution."
Was darunter zu verstehen ist, fragt der Interviewer der BERLINER ZEITUNG aber auch nicht nach – und darum wenden wir uns lieber Zeitungen zu, die wir verstehen können.

Ben Rawlence: Wir steuern auf eine anarchische Welt zu

"Europa braucht Arbeitskräfte", heißt es in einem anderen Interview, diesmal zur aktuellen Flüchtlingsfrage:
"Diese Leute können helfen, dass unsere Volkswirtschaften wachsen", sagt zur SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Ben Rawlence, der ein Buch über das wohl größte Flüchtlingslager der Welt im kenianischen Dadaab geschrieben hat.
"Es spricht einiges dafür, dass wir auf eine sehr viel anarchischere Welt zusteuern."
So Ben Rawlence weiter, der kein wolkiger Philosoph ist, sondern mit beiden Beinen auf dem Boden unserer Welt steht. Er hat für Hilfsorganisationen, den "Guardian" und die BBC gearbeitet – und die Folgen des Klimawandels mit entsprechenden Flüchtlingsbewegungen realistisch im Blick:
"Die Dürre reicht von Eritrea bis nach Südafrika runter. Die Sahelregion wird bald unbewohnbar. Selbst hier in Europa werden Menschen Süditalien oder Südspanien verlassen müssen, wahrscheinlich noch zu unseren Lebzeiten."

Boatengs Nachbarn und Fußball-Jugendroman

Aus der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erfahren wir:
"Die 3. Bürgerbühnentagung präsentierte in Karlsruhe Theater von und mit Geflüchteten".
Und was bei diesem Treffen die Flüchtlinge, die in deutsche Theaterprojekte eingebunden wurden, "auf den Podien immer wieder zum Ausdruck bringen", hat Dagrun Hintze beobachtet, "ist – neben der Notwendigkeit von Sprachkurs und Arbeitserlaubnis – der Wunsch nach Kontakt zu Einheimischen."
Vielleicht zu einheimisch-urdeutschen Nationalhelden mit schwarzer Hautfarbe?
"Ein gerade erschienener Fußballroman liefert den klügsten Kommentar zur Gauland-Debatte", steht in der WELT zu dem Jugendroman "Asphaltfieber" von Michael Horeni. "Danis leiblicher Vater war Brasilianer, seine Haut ist schwarz", schreibt Richard Kämmerlings über das Buch, in dem ein schwarzer Deutscher sich im Fußball gegen Schwarzenhasser bewährt:
"Es hat durch die rassistische Äußerung Alexander Gaulands eine besondere Aktualität gewonnen."
Angelehnt ist der Roman nämlich an eine Biografie Jérôme Boatengs von Michael Horeni, die der Sportjournalist bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vor vier Jahren veröffentlicht hat. Unser schwarzer katholischer Innenverteidiger bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich empfiehlt den Roman denn auch wärmstens:
"Für alle, die an ihren Traum glauben".
Ich glaube an Jérôme.
Mehr zum Thema