Ein Abschiedswunsch und eine Abrechnung
Mark Zuckerberg geht. Und er nimmt Facebook vom Netz. Und schon beschimpft keiner mehr niemanden. - Das jedenfalls ist eine Fantasie des "Charlie Hebdo"-Chefs Gerard Biard. Und in der Erläuterung seiner Fantasie kommt auch die Rede auf komische Nacktfotos.
"Wenn Sie Mark Zuckerberg bitten könnten, etwas zu unternehmen. Was wäre das?" fragt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Gérard Biard, den Chefredakteur der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo". Und der antwortet:
"Dass er seine Erfindung vom Netz nimmt und sich aufs Land zurückzieht und Karotten pflanzt." Die Antwort sei zwar nicht ernst gemeint, schiebt Biard dann nach. Aber Facebook und andere soziale Netzwerke seien "Plattformen für hemmungslose Angriffe" und trügen eine Mitverantwortung dafür, dass Mordaufrufe in Westeuropa alltäglicher geworden seien. Das betreffe auch seine Satirezeitschrift: "Beleidigungen sind der neue Status quo, Einschüchterungen und Bedrohungen gelten als legitime Argumente. Man sagt nicht mehr: ‚Ich bin anderer Meinung‘, sondern: 'Du Hurensohn, ich werde dich umbringen.‘ Diejenigen, die für diese Plattformen verantwortlich sind, unternehmen im Grunde nichts, um diese Gewaltaufrufe herauszufiltern. Fotos von entblößten Brüsten werden auf Facebook schneller entfernt als antisemitische Kommentare."
Wer mag, kann da herauslesen, dass es Gérard Biard eben doch gefiele, wenn Mark Zuckerberg das ganze Facebook löschte und Karotten kultivierte. Letzteres könnten dann ja auch Roboter übernehmen. Oder Maschinenmenschen.
Das wahre Problem? - Die Menschen!
"Nicht Roboter, die den Menschen ersetzen, sind das Problem der Arbeitswelt. Sondern Menschen, die zu Robotern werden", schreibt Adrian Lobe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
"Die britische Supermarktkette Tesco hat ihre Warenhausmitarbeiter mit smarten Armbändern ausgestattet, um zu sehen, wohin sie sich bewegen und wie viel sie arbeiten. […] Und die Mitarbeiter in Amazons Logistikzentren werden von GPS-Sendern überwacht und gewarnt, wenn sie zu langsam sind."
Diese Amazon-Mitarbeiter würden, wegen ihrer mechanischen Art zu arbeiten, "Amabots" genannt. Solch einen zitiert Lobe so:
"Wir sind Maschinen, wir sind Roboter, wir stecken unseren Scanner rein. Wir halten ihn, aber wir könnten den Stecker auch in uns selbst hineinstecken."
In gewisser Weise gibt es das schon. Lobe berichtet, dass die US-amerikanische Firma Three Square Market ihren Mitarbeitern nun Mikrochips implantiert hat, damit sie zum Beispiel kontaktlos Türen öffnen können. Dadurch würden sie sich selbst zu Cyborgs machen, analysiert Adrian Lobe: "Der Überwachte überwacht sich selbst. Wo künstliche Intelligenz immer intelligenter wird, wird der Mensch immer maschinenähnlicher."
Ein wunderbarer Kindergarten
Dann vielleicht doch lieber etwas weniger Informatik. Und mehr Musik. Zu Daniel Barenboims 75. Geburtstag beschreibt in der WELT der Erziehungswissenschaftler, Journalist und Filmemacher Reinhard Kahl den Plan des Dirigenten, eine Schule zu gründen, die Bildung durch Musik versucht anstatt einfach nur Musikerziehung, die in der Schule ohnehin zu kurz kommt. Einen Musikkindergarten hat Barenboim nach dem Konzept schon lange umgesetzt. Kahl hat diesen Kindergarten über viele Jahre beobachtet:
"Im Musikkindergarten ist immer Musik. Sie umgibt die Kinder wie eine Sprache. Ja, Musik ist dort eine Sprache", schreibt er. "Die Instrumente stehen immer bereit. Die Kinder benutzen sie eigenwillig und entdecken sie. Da wird zum Beispiel die Gitarre erst mal wie ein Cello gestrichen. Zugleich hängen die Kinder an den Lippen einer Erzieherin, die Flöte spielt." Daniel Barenboim denke aber schon weiter: "Wenn die Kinder in die Schule kommen, sollen sie fragen: Und wo ist die Musik?" Reinhard Kahls Kommentar: "Die Wortführer in Politik, Wirtschaft und auch in den Medien fragen allerdings, wo sind die Computer? Wo ist das schnelle WLAN? Wie kommt die Digitalisierung voran?" Barenboim glaubt, dass man mit Musik Kinder "zum Leben bringen" und auch für das Thema Tod sensibilisieren könne: "Jeder Ton, wenn er zu Ende kommt, stirbt und kommt nicht mehr – das nächste Mal, wenn der gleiche Ton kommt, ist er anders."