Ein Hoch auf den Reggae
Die "Taz" feiert den 50. Geburtstag des britischen Musik-Labels Trojan Records, das den Reggae hoffähig machte. "FAZ", "SZ" und die "Welt" wiederum bewundern drei Künstlerinnen, die zwischen Berlin, Bad Hersfeld und Salzburg für Furore sorgen.
"Reggae war der Punk der Jamaikaner", lesen wir in der Tageszeitung TAZ. Das Label Trojan Records hat Reggae und Dub von jamaikanischen Musikern auf die britischen Dancefloors gebracht. Jetzt feiert es 50. Geburtstag, und die TAZ widmet dieser Institution eine ganze Zeitungsseite. Im Interview gibt der Musiker, DJ und Journalist Don Letts Auskunft über die Geschichte und die Wirkung des Labels.
Der 1956 in London geborene Don Letts freundete sich in den 70er Jahren mit Pop-Größen wie Bob Marley und The Clash an. Für letztere drehte er zwischen 1978 und 1982 sämtliche Videos. Seine Doku "The Clash: Westway to the World" gewann 2003 einen Grammy. "Die karibischen Einwanderer", so erzählt Don Letts, "kamen um zu arbeiten. Aber ironischerweise war es ausgerechnet ihre Kultur, die ihnen half, sich in einer vollkommen weißen Gesellschaft zu integrieren."
Ende der 60er Jahre geißelte der Politiker Powell in einer Rede "die britische Einwanderungspolitik als tödliche Gefahr. Er spielte mit den Ängsten älterer Wähler, ganz so, wie es heute geschieht", fügt Don Letts hinzu. Und erklärt: "Bei den Jüngeren war es damals genau umgedreht: sie liebten die Musik und den Style der Jamaikaner".
Die Weißen hatten die Beatles - die Jamaikaner den Reggae
Im selben Jahr, also 68, wurde Trojan Records gegründet und hatte in den ersten sieben Jahren seine große Ära. "Heute ist das Label fester Bestandteil britischer Kultur: Die Musik einer kleinen, von den Briten kolonisierten Insel." Der Musiker frohlockt: "Mittlerweile hat Jamaika Großbritannien kulturell kolonialisiert." Reggae habe die Vorstellung des Britischseins verändert. "Die Weißen hatten ihre Gitarren, Die Kinks, die Beatles, die Stones. Aber wir hatten Reggae. Die fetten Basslinien! Das war eine kulturelle Konversation. Ist das nicht der wahre Sinn von Kultur, die Leute zusammen zu bringen?" Etwas altersweise sein Blick auf die Gegenwart. "Heute ist Hip-Hop eigentlich Hip-Pop. Aber das ist ja eine normale Entwicklung. Der Underground wird zum Overground. Also musst du wieder dagegen angehen. Das hält die Dinge am Laufen."
Beim Blick in die Feuilletons vom Freitag fallen drei Künstlerinnen auf, die liebevoll porträtiert werden. Sie sei "über Nacht zum Weltstar" geworden, schreibt Jürgen Kesting über Asmik Grigorian in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Seit der Premiere von Salome in Salzburg kann sich die litauische Sopranistin vor Anfragen kaum retten. "Die 37-Jährige erlöste die in die rhetorische Groteske übersteigerten Texte von jedem Schwulst und ließ hineinblicken in die verborgene Seite der Sexualität", lobt der Rezensent. "Ganz Salzburg liegt ihr zu Füßen", schwärmt Manuel Brug in der Tageszeitung DIE WELT.
Eine "harmonisch-provozierende" Künstlerin
Im TAGESSPIEGEL stellt Gunda Bartels die Installationskünstlerin Nezaket Ekici vor. "Kunst ist harte Arbeit", stöhnt die international beschäftigte Künstlerin, als sie im Berliner Kunstquartier Bethanien Pakete mit Fotoarbeiten aus London entgegen nimmt. Für ihre Installationen benötigt sie technisches Equipment. "Harmonisch provozierend" nennt sie selbst ihre Arbeiten. Gunda Bartels hält fest: "Überraschungen sind immer Teil ihres Konzepts, mit dem sie kulturelle, religiöse und soziale Identitäten reflektiert."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG bezeichnet Anton Rainer die afghanische Schauspielerin Leena Alam als "die schönste Waffe. In Afghanistan ist sie bekannt für ihre starken Frauenrollen", das alles wird im Artikel beschrieben. Derzeit steht Alam als Solveig in "Peer Gynt" bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne. "Dort wurde die Frauenrechtlerin als Flüchtlingsfrau in Szene gesetzt, brav, mit Kopftuch und sanfter, gütiger Stimme." Manchmal "zeige sich die Stärke einer Frau auch in ihrer Leidensfähigkeit", bemerkt die Schauspielerin.
"Als Herausgeber des 'Merkur' ging er keinem Streit aus dem Weg", schreibt Christian Schröder im TAGESSPIEGEL in seinem Nachruf auf den Publizisten Kurt Scheel, der am Dienstag im Alter von 70 Jahren gestorben ist. "Die Lust an der Provokation verband sich bei Scheel mit der Kunst, Formulierungen anzuspitzen, bis sie piksen."