Eine Brücke als Krisen-Symbol
Die Flüchtlingsfrage entzweit Europa. Besonders deutlich wird der Konflikt zwischen Dänemark und Schweden - so ist es in der "Süddeutschen Zeitung" nachzulesen. Ebenso brisant ist die Frage des deutschen Waffenrechts, die heute die "FAZ" beschäftigt.
"Die Öresundbrücke ist vom Symbol der Vereinigung zum Symbol der Krise Europas geworden",
schreibt Thomas Steinfeld in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Er macht damit erneut auf die gefährdete Hoffnung für ein geeintes Europa aufmerksam, die uns das gesamte Jahr über begleitete. Aktuell geht es hierbei um die Verbindung zwischen Dänemark und Schweden, die auseinanderzubrechen droht. Dabei gab es sogar den Plan,
"Kopenhagen und Malmö mitsamt den kleineren Kommunen in der Region in den kommenden Jahren zu ein- und derselben Großstadt werden zu lassen: zur einzigen Metropole der Welt, die in zwei Ländern gelegen hätte. Wie zwei Geschwister seien Dänemark und Schweden gewesen",
wird die Publizistin Susanna Birgersson, eine in Kopenhagen lebende Schwedin, zitiert.
"Es sind Nachbarn mit zumindest eng verwandten Sprachen, geprägt durch einen strengen protestantischen Glauben, der in einen ebenso gründlichen Säkularismus übergegangen war."
Rückverwandlung in von Polizei und Grenzschutz bewachte Nationalstaaten
Doch um die Jahrtausendwende sei etwas passiert, meint Steinfeld. Die Rechtspopulisten von der Dansk Folkeparti erstarkten und trieben die etablierten Parteien vor sich her. Die Flüchtlingspolitik der beiden Länder begann sich stark zu unterscheiden. "Schweden war neben Deutschland zum wichtigsten Ziel der Massenflucht geworden." Nun besteht die Gefahr, dass sich die nordischen Länder, deren Zusammenarbeit bisher so glänzend gediehen war,
"in einen von Polizei und Grenzschutz bewachten Nationalstaat zurückverwandeln. Die Frage nach der Zukunft der Europäischen Union stellt sich erneut",
kommentiert Steinfeld diese Entwicklung.
"Die EU war in den vergangenen Jahrzehnten ein Bündnis, dessen Mitglieder einen Teil ihrer nationalen Souveränität preisgaben, weil der gemeinsame Markt und damit die ungehinderte Beweglichkeit der Waren und der Menschen die Voraussetzung für den größeren Erfolg eines jeden zu werden versprach. Diese Hoffnung gibt es möglicherweise noch für Deutschland, für viele andere aber nicht mehr"
stellt der Autor in der SZ resigniert fest.
Doktorarbeit im Alter von 102 Jahren erfolgreich verteidigt
Inge Rapoport, eine unbeirrbare Europäerin, wird in der Tageszeitung TAZ auf zwei Zeitungsseiten vorgestellt. Diese außergewöhnliche Frau, die einst vor den Nazis in die USA flüchtete und nach verschiedenen Stationen in der DDR einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden hatte,
"verteidigte im Mai diesen Jahres erfolgreich vor drei Professoren der Universität Hamburg ihre medizinische Doktorarbeit von 1938, 77 Jahre nach dem Verbot durch die Nazis, im Alter von 102 Jahren."
Auf die Frage, was sie jetzt noch vorhabe, antwortet sie:
"Ich möchte noch ein bisschen protestieren gegen die Kriegshetzerei."
Der Kampf gegen Waffenlieferungen rund um den Erdball nimmt bei diesem Protest einen breiten Raum ein. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG macht auf einen Nebenschauplatz aufmerksam, der aber ebenso ins Rampenlicht gehört. Roman Grafe, Buchautor und Filmemacher und Sprecher der Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen!" hat zum Verbot aller tödlichen Sportwaffen in Deutschland aufgerufen.
"In Deutschland gibt es legal 5,8 Millionen private Pistolen, Revolver und Gewehre. 1,5 Millionen Bürger dürfen tödliche Schusswaffen besitzen. Im August hat die Landesregierung von Sachsen-Anhalt eingeräumt, ihr seien vierzehn Rechtsextremisten bekannt, die als Sportschützen legal scharfe Waffen besitzen. Grafe klagt an: Das Bundesinnenministerium versuche gezielt, die Gefahren der tödlichen Sportwaffen zu verharmlosen. Tatsächlich aber sind seit 2000 mindestens hundertvierzig Menschen von Sportschützen beziehungsweise mit legal erworbenen Sportwaffen erschossen worden."
Rückendeckung bekommt Grafe hingegen von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, der die Waffenrechts-Initiative so begründet:
"Wir können und werden nicht zulassen, dass organisierte Kriminelle in Europa Zugang zu Schusswaffen von militärischem Rang haben."