Aus den Feuilletons

Eine Moderatorin mischt Amerika auf

Oprah Winfrey 2018 auf der 75. Golden Globe Verleihung.
Oprah Winfrey 2018 auf der 75. Golden Globe Verleihung. © dpa
Von Klaus Pokatzky |
In nur neun Minuten habe Oprah Winfrey bei den Golden Globes die USA aufgemischt, schreibt der Tagesspiegel. Auch die Schauspielerin Corinna Harfouch spricht über #MeToo. Und das neue Enthüllungsbuch über Trump sei packend wie ein Drehbuch, behauptet die SZ.
"Jeder Mensch wünscht sich irgendeinmal", lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Jemand muss kommen und mir wieder etwas Neues beibringen." Das sagt im Interview die Schauspielerin Corinna Harfouch. "Das Theater ist das letzte feudalistische System, das ist klar!" Und da ist auch klar, dass wir am Thema Nummer Eins der darstellenden Künste in diesen Tagen wieder mal nicht vorbeikommen: am Sexismus.
"Mir geht es um ein System, in dem Männer wie Frauen mitgeholfen haben, dass es blieb, wie es war. Es geht um Macht und Machtmissbrauch und vor allem um die Scham der Frauen, darüber zu reden."
Endlich reden ja immer mehr Frauen – ob die "MeToo-Debatte zu Einsichten führt?", will die NEUE ZÜRCHER von Corinna Harfouch wissen.
"Das glaube und hoffe ich. Aber ich merke auch in meinem Kollegenkreis, wie man sich weiter über Frauen lustig macht. Ich würde mir wünschen, dass wir jenseits von Sensationen und Voyeurismus die Gelegenheit ergreifen, um über unser Zusammenleben zu reden."

Eine Moderatorin als zukünftige US-Prädsidentin?

Die Gelegenheit ergriffen hat eine Frau, die manche nun schon in höchsten politischen Ämtern sehen. "In nur neun Minuten hat die 63-jährige Talkshow-Moderatorin, Medienunternehmerin und Milliardärin das politische Amerika aufgemischt", heißt es im Berliner TAGESSPIEGEL über die Rede, die Oprah Winfrey am Sonntag bei der Verleihung der Golden Globes gehalten hat. Thomas Seibert schreibt:
"In Los Angeles sprach Winfrey über ihre eigene Kindheit als Tochter einer Putzfrau in Wisconsin, eine Zeit, in der sie so arm war, dass sie Kleider aus Kartoffelsäcken trug. Sie sprach über Rosa Parks, die Heldin der Bürgerrechtsbewegung in den USA, und über einen Alltag, in dem Frauen sexuelle Übergriffe von Männern erdulden müssen."
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG meint Nina Rehfeld:
"Auf den Partys nach der Verleihung wurde die Moderatorin schon ekstatisch als künftige Präsidentin gehandelt."
Bis dahin ist aber noch ein wenig Zeit. Noch regiert in Washington ein anderer, von dem im vorigen Jahr die New York Times berichtete, wie er "im Bademantel verärgert durch das Weiße Haus tapse, weil er die Lichtschalter nicht bedienen könne" – woran nun die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG erinnert. Die Tageszeitung DIE WELT gibt eine Frage wieder, die Donald Trump von einem Journalisten nach einer Fernsehdebatte im Vorwahlkampf 2015 gestellt wurde: "Können Sie lesen?" Hannes Stein in der WELT: "Die Antwort war betroffenes Schweigen."

Ein Enthüllungsbuch über Trump

Nun könnte er zumindest versuchen, das Buch zu lesen, gegen das er am liebsten gerichtlich vorgehen würde. "Die Verkaufszahlen von ‚Fire and Fury‘ gingen nach der Ankündigung, Trump strebe eine (juristisch chancenlose) einstweilige Verfügung dagegen an, sofort durch die Decke", heißt es in der WELT zu dem Enthüllungsbuch von Michael Wolff. "Der Rowohlt-Verlag hat bereits sechs Übersetzer", steht in der SÜDDEUTSCHEN, "beauftragt und bringt die deutsche Fassung am 19. Februar heraus. Die Leser können sich freuen, denn 'Fire and Fury' ist packend geschrieben und gleicht mit den vielen Dialogen mitunter einem Drehbuch", empfiehlt Matthias Kolb.
Und damit sind wir dann wieder in unserer Heimat. "Erster Gang: Suppe. Ist egal, welche." So zählt der Koch-Star Tim Mälzer auf, wie ein Deutschland-Essen in drei Gängen aussieht. "Zweiter Gang würde ich Schnitzel sagen", erzählt er im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN und nennt gerne die Beilage: "Wir sind eine Mischgemüse-Nation. Wenn Sie am Tiefkühlregal vorbeigehen, da wird gern Gemüse gemischt." Das klingt fast schon wie ein Statement gegen die AfD. Und was fehlt noch? "Zum Schluss gibt es übrigens Vanilleeis mit heißen Himbeeren." Wohl bekomm’s!
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