Europa vergisst die Meinungsfreiheit
Einen europäischen Ausschuss für Meinungsfreiheit fordert der seit Jahren unter Polizeischutz stehende Journalist Roberto Saviano in der "FAZ". Abgesehen von den spektakulären Reaktionen in Paris würden viele bedrohte Journalisten vergessen.
"Was in Deutschland über die politisch-biografische Sensation kaum hinauskam, weil der Raum für eine philosophische Rezeption Heideggers weitgehend ausgetrocknet ist, setzt in Frankreich kontrovers einen neuen Denkschub in Gang",
schreibt FAZ-Korrespondent Joseph Haniman aus Paris.
Heideggers Notizen in den "Schwarzen Heften", die seinen Antisemitismus erstaunlich offen darlegen, sind noch nicht ins Französische übersetzt, da gibt es schon einen ersten Kongress – oder soll man sagen: Krisensitzung? Heidegger gleichzeitig als immenser Philosoph und als großer Antisemit – damit müsse die Philosophie nun fertig werden. Aber zum Glück – Zitat:
"Über alle Differenzen hinweg könnte man sich heute darauf einigen, dass Heidegger philosophisch für den gemeinen Antisemitismus unempfänglich bleibt, weil das Jüdische bei ihm gar nicht vorgesehen ist",
resümiert Haniman eine der Diskussionsrunden – als ob nicht gerade das das Antisemitische wäre: Dass das Jüdische im Denken und im Sein nicht vorgesehen ist. Wie auch immer: "Die Rückkehr zu den Texten ist im ersten Anlauf geglückt", bilanziert Haniman.
Krimi liest Leser
"Einen Spion im Bett" hat in der Berliner Zeitung Susanne Lenz entdeckt. Sie las auf einem Kobo E-Reader und stellte fest, dass nicht allein sie das Buch, sondern dass auch das Buch sie liest. Kobo ermittelt, wie viel Text der Leser wirklich zur Kenntnis nimmt und hat zum Beispiel herausgefunden, dass selbst Kriminalromane nur zu 62 Prozent zu Ende gelesen werden. Susanne Lenz stellt sich vor, dass der Autor bei seinem nächsten Projekt zu einem klärenden Gespräch in die Marketingabteilung seines Verlages gebeten wird und nimmt sich vor:
"Wahrscheinlich werde ich demnächst zögern, einen Roman halb gelesen zur Seite zu legen, weil dann womöglich dem Autor Sanktionen drohen".
"Gäbe es einen Nobelpreis für Beleidigtsein, die islamische Welt würde sicher nicht so leer ausgehen wie sonst", hatte Dieter Nuhr gespottet. Im Berliner Tagesspiegel schreibt Florian Schroeder unter dem Titel "Vom Grundrecht, beleidigt zu sein" über die E-Mails, die er als TV-Moderator und Kabarettist aus der AfD-Pegida-Ecke bekommt. Und er schreibt:
"Der entscheidende Punkt ist die grenzenlose Humorlosigkeit der heimlichen und unheimlichen Pegida-Sympathisanten, die Unfähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen und der eigenen Lächerlichkeit inne zu werden."
Und in diesem Punkte träfen sich AfD-Pegida mit den islamistischen Terroristen.
Japan leugnet Zwangsprostitution
Mit diesen Ewig-Beleidigten befasst sich Roberto Saviano. Der Autor wurde mit Recherchen über die Mafia berühmt und lebt seit Jahren unter Polizeischutz. "Wir sehen uns wieder beim nächsten Gemetzel", kündigt er in der FAZ an. Europa habe die Meinungsfreiheit vergessen, schreibt er, auf das islamistische Spektakel in Paris habe man spektakulär reagiert, aber Saviano erinnert an die vielen Journalisten, die in Mexiko ermordet oder in der Türkei bedroht werden und auf keine öffentliche Reaktion rechnen dürften. "Meinungsfreiheit", schreibt Saviano, "heißt, man braucht nicht zu überlegen, ob man etwas sagen darf oder nicht" – und deshalb fordert er Politiker wie Cameron, Hollande und Angela Merkel auf, einen europäischen Ausschuss einzurichten, der sich derjenigen annimmt, die die Meinungsfreiheit aller bezahlen müssen – mit ihrer Angst oder ihrem Leben.
Carsten Germis hat in der FAZ noch eine Aufgabe für Angela Merkel: Da sie im März nach Japan reisen wolle, könne sie gleich "ein paar deutliche Worte sprechen" gegen die Versuche japanischer Nationalisten, die Zwangsprostitution im Zweiten Weltkrieg zu leugnen und jede Zeitung, die dagegen verstößt, mit einer Klagewelle zu überziehen. Angeblich geht es diesen Ewig-Beleidigten um die Ehre der Nation.
Alle Klagen über seine Schriften hat der Spanier Miguel Cervantes hinter sich, weil er 1616 verstarb. Jetzt wollen Archäologen seinen Sarg gefunden haben, meldet die Welt. Ob unter den Knochenresten des Gemeinschaftsgrabes auch solche von Cervantes seien, müsse noch ermittelt werden.
Es wäre nicht überraschend, wenn der große Fantast die Archäologen gegen Windmühlen laufen lassen würde.