"Wäre es für Sie denkbar, dass man Sie wegen einer Ein-Dollar-Note als Terrorist ins Gefängnis steckt?", fragt Bülent Mumay in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. "In jedem Rechtssystem ist es eine Straftat, Geld zu stehlen. Bei uns ist es eine Straftat, welches zu besitzen." Mumay meint die Türkei und erklärt, wie es dazu kommen konnte, erwähnt den gescheiterten Putsch vom 15. Juli und den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen, den Präsident Erdogan als Hauptverantwortlichen des Putsches bezeichnet.

Gülen-Anhänger werden nun "strafrechtlich verfolgt": "Auf die Frage, warum einige dieser Leute wegen 'Mitgliedschaft in einer Terrororganisation' verhaftet worden sind, hatte die Regierung schnell eine Antwort parat: 'Sie hatten eine Ein-Dollar-Note bei sich!'", schreibt Mumay.

"Ich weiß, das klingt absurd. Aber die Argumentation der Regierung lautet: Die putschenden Militärs trugen Ein-Dollar-Scheine bei sich, denn Fethullah Gülen hatte zuvor diese als eine Art Mitgliedsausweis an seine Anhänger in der Türkei verteilt. Die Seriennummern auf den Scheinen sind Mitgliedsnummern." So, wie gesagt, die Argumentation der türkischen Regierung, die der Journalist Mumay in der FAZ als "Verschwörungstheorie" bezeichnet.

Die klinge genauso unsinnig wie die folgende Behauptung der Regierung: "Wer Dollar auf dem Konto hat, verrät sein Vaterland!" Deshalb gebe es nun, nach dem Einbruch der türkischen Lira, eine große Kampagne im Land. Jeder solle seine US-Dollar und andere Devisen wegtauschen. Eine türkische Tierhandlung locke zurzeit mit dem Schild "Wenn Sie 500 Dollar umtauschen, gibt es Vogelfutter gratis. Tauschen Sie gleich 1000, ist der ganze Vogel gratis". Und ein Friedhof verspreche: "Gratis-Grabstein für 2000 getauschte Dollar."

Gratis-Hamlet gab’s von Angela Merkel beim CDU-Parteitag. "Ah, Hamlet!" So hat Lucas Wiegelmann seinen Artikel [in der geruckten Ausgabe] für die WELT genannt. Er vermutet, dass "selbst die Delegierten eines CDU-Bundesparteitages" (das Wort "selbst" ist ganz schön frech!) das Hamlet-Zitat der alten und neuen Parteivorsitzenden erkannt haben.

Allerdings habe Merkel das Originalzitat "The time is out of joint", "Die Zeit ist aus den Fugen", abgewandelt, indem sie sagte, "dass die Welt aus den Fugen geraten" sei. "Eine aus den Fugen geratene Welt – das ist stark, das ist robust, das klingt nach Krisengipfel und ARD-'Brennpunkt', nach Nachtsitzungen mit Obama, nach einer ganzen langen Reihe aufregender Alternativlosigkeiten", deutet Wiegelmann. "Eine aus den Fugen geratene Zeit verheißt nur Orientierungslosigkeit. CDU-Wähler werden wissen, was sie besser fänden."

Wie hätte wohl Wolfgang Hildesheimer die heutige Welt und Zeit gesehen? Vermutlich heiterer als wir alle, sicher geistreicher. Am Freitag wäre der Schriftsteller 100 Jahre alt geworden. "Seit Jahren nehme ich Psychopharmaka, die bekanntlich persönlichkeitsverändernd sind, und warte darauf, dass man mich nicht mehr erkennt."

Tobias Schwartz zitiert im TAGESSPIEGEL diesen Satz von Hildesheimer. Der habe geschrieben, er wäre gerne ein anderer geworden. Aber genau das sei er doch gewesen, meint Schwartz, nämlich ein "vielgestaltiger", "umtriebige[r] Schöpfer". Hildesheimer habe nicht nur mit seiner Biografie über einen von ihm erfundenen Kunsttheoretiker das Fachpublikum getäuscht. Auch habe er sich den Literaten Gottlieb Theodor Pilz ausgedacht.

Von dem habe Hildesheimer 1951 seinen Eltern mit folgenden Worten berichtet: Er "war weniger ein Schöpfer als ein Dämpfer. Es ist ihm zu verdanken, dass Turnvater Jahn keinen Dramenzyklus geschrieben hat, dass Aurore Dupin-Dudevant Männerkleidung angelegt hat und sich George Sand genannt hat, während er Chopin daran gehindert hat, Frauenkleider anzulegen und sich Aurore Dupin zu nennen".