Hipster adé!
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Die Epoche des Hipstertums gehe zu Ende, schreibt die "Zeit". Stattdessen folge nun die "Generation woke", die auf Inklusion statt Distinktion setze. Diese Generation beschreibe sich bevorzugt "in Kategorien kollektiver Identitäten".
"Der Bart ist ab" – betitelt die Wochenzeitung DIE ZEIT ihren Feuilleton-Aufmacher und erklärt: "Der Hipster war eine Epochenfigur. Jetzt wird er abgelöst."
Generation woke
Bitte schön, liebe Zeitgeist-Experten: Was folgt wohl auf das Hipstertum? Der ZEIT-Autor Ijoma Mangold behauptet: Es folgt die "Generation woke". Sollte jemand nicht wissen, was sich hinter 'woke' verbirgt, ändert sich das jetzt.
"Wo die Hipster-Kultur auf Distinktion setzte, setzt die Wokeness-Kultur auf Inklusion. Wo Erstere danach strebten, als Individuen unverwechselbar zu sein, beschreiben sich Letztere bevorzugt in Kategorien kollektiver Identitäten – als People of Color, als Transperson, als queer.
Und wo die jungen woken Leute heute dezidiert links sind und überall, wo ihre eigene Sprachsensibilität nicht geteilt wird, den Extremismus der Mitte wittern, war der Hipster politisch ein unsicherer Kantonist."
Dass Ijoma Mangold den Hipster sympathischer findet als die woke Jugend, glauben wir zwischen den Zeilen folgenden Zitats lesen zu können:
"Das Hipstertum hatte immer eine leicht konservative Schlagseite, weil es lieber abgelegtes Altes neu entdeckte, als den revolutionären Bruch mit allem Vorangegangenen zu suchen. Seine Nachfolger räumen stattdessen mit großer Entschlossenheit sämtliche Statuen weg, die sie unangenehm daran erinnern, dass es einmal eine Vergangenheit gab, die noch nicht auf der moralischen Höhe der Gegenwart war."
Von Tschernobyl bis Covid-19
Nähern wir uns nun der pandemischen Seite der Gegenwart durch eine Zeitreise.
"Wie sich 1986 schon einmal die Zukunft in Luft auflöste", davon berichtet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Und zwar mit Blick auf die damals explodierte Weltraumfähre "Challenger", auf das havarierte AKW in Tschernobyl und auf die Umweltkatastrophe nach einem Brand in dem Chemiekonzern Sandoz in Basel.
Der SZ-Autor Bernd Graff zitiert den Philosophen Peter Sloterdijk, der in der Zeitschrift "Poiesis" betont hatte:
"Die Neigungen der Vernunft, Monstren zu gebären, sind nicht mehr fahrlässig zu unterschätzen. Die heutigen Alternativen [gemeint ist das grün-alternative Milieu] sind in geschichtlicher Perspektive die Ersten, die ein nicht-hysterisches Verhältnis zur denkbaren Apokalypse entwickeln. Zum ersten Mal geschieht es, dass man den Teufel nicht mehr an die Wand malen muss, um seine Feuerschrift auf ihr zu lesen. Das heutige Alternativbewusstsein zeichnet sich durch etwas aus, das man als empirisches Verhältnis zur Katastrophe bezeichnen kann.‘"
Peter Sloterdijk 1986 – in einem SZ-Artikel von Bernd Graff.
Gegenwärtig wird die Menschheit durch das Virus objektiv stärker bedroht als einst durch Tschernobyl, Sandoz, Challenger.
Was die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zu der Feststellung motiviert: "Die menschliche Vernunft steckt gerade in einer Krise."
Der Mensch ist auch ein Tier
Der Philosoph Markus Gabriel rät: "Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir die Natur beherrschen oder gar überwinden können. Wir sind und bleiben Tiere. Dabei sind und bleiben wir vernunftbegabt. Doch genau diese Begabung produziert Imaginationen eines totalen Krisenmanagements, was dazu führt, dass extremistische Auffassungen wissenschaftlicher Allmacht um sich greifen, die ganz und gar nicht mehr mit der reflexiven Einsicht in die Grenzen des menschlichen Wissens vereinbar sind."
Durch solche grundsätzlichen Gedanken bereitet der NZZ-Autor Gabriel seine Kritik an der Dominanz der Virologen im öffentlichen Diskurs vor.
"Es ist jetzt Aufgabe der Politik, zu beraten, wie wir möglichst zeitnah eine gesellschaftliche Form zurückgewinnen, die den selbstverständlich berechtigten Anspruch auf Gesundheitsschutz mit den Ansprüchen auf die freie Persönlichkeitsentwicklung geistiger, kultureller und sozialer Lebewesen verbindet. Der Lockdown ohne erkennbares Ende ist keine Lösung, sondern läuft auf eine inakzeptabel kostspielige sowie riskante, vor allem aber furchtgesteuerte Politik der Starre hinaus, wie das Kaninchen vor der Schlange."
Die Tageszeitung DIE WELT fragt sich übrigens, warum es gegen die notorischen Grundrechtseingriffe kaum Beschwerden beim Verfassungsgericht gibt.
Aber darauf können wir nicht mehr eingehen. Denn um es mit einer SZ-Überschrift zu sagen: "Das wars jetzt."