Ist "Asterix" ein Spaß für alte Männer?
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Der neue Asterix-Band "Die Tochter des Vercingetorix" bewegt die Feuilletons. Während die "taz" die neue Titelfigur feiert, ärgert sich die "Welt" über die Darstellung des schwarzen Crewmitglieds und meint, dass vor allem alte Männer an Asterix Spaß haben.
"Zum Glück lässt sich nicht alles planen." Das lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG in einem "Lob auf den Zufall". Die Ergebnisse von Landtagswahlen lassen sich nur bedingt planen – und die Kulturpresseschau sowieso. "Zufall. Er ist das große Unerklärliche", meint Reinhard K. Sprenger.
"Etwas kommt dazwischen. Nicht gewollt, nicht gewählt, weder notwendig noch vorhersehbar." Na, da ziehen wir unsere Vergleiche aber rasch zurück. Wahlen ohne Wählen geht nicht; und was bei unserem Blick in die Feuilletons ausgewählt wird, ist stets notwendig.
Jugendliche Widerborstigkeit im neuen Asterix
"Zum 60. Geburtstag von Asterix am 29. Oktober lässt sich festhalten, dass die Abenteuer um die liebgewonnenen gallischen Helden dank des selbstironischen und gewohnt politisch anspielungsreichen Humors ruhig weitergehen können."
Das meint Ralph Trommer in der TAZ zum inzwischen 38. Asterix-Band "Die Tochter des Vercingetorix", der in der letzten Woche erschienen ist – mit einem jungen Mädchen in der Pubertät als zentraler Figur.
"Mit Adrenaline ist dem Autorenteam eine fein charakterisierte weibliche Figur gelungen, die mit ihrer Widerborstigkeit und dem dicken roten Zopf ein wenig an Greta Thunberg erinnert." Wer heute alles an Greta Thunberg erinnert, wäre auch mal ein Thema für das Feuilleton.
"Man will kontrollieren, alles, irgendwie, den eigenen Geist, auch den eigenen Körper", befindet der Zufalls-Lobschreiber Reinhard K. Sprenger in der NEUEN ZÜRCHER.
"Der Mensch unternimmt alles, um den Zufall zu bändigen, die Fülle der Möglichkeiten zu begrenzen, seine Welt zu ordnen und festzulegen. Und je mehr der Moderne das gelingt, desto anfälliger wird sie für das Restrisiko."
Auch der neue Asterix hat sein Restrisiko. "Die Darstellung des einzigen schwarzen Crewmitglieds fällt auf", lesen wir in der Tageszeitung DIE WELT. "Sie ist so skandalös rassistisch, dass man seinen Augen nicht traut und erschrocken auf den Kalender blickt, um sicher zu gehen, im Jahr 2019 zu leben", schreibt Emeli Glaser.
"Ja, es ist unterhaltsam, Asterix zu lesen. Die Gags zünden auch. Aber bei genauerer Betrachtung versteht man, warum vor allem alte Männer Spaß daran haben."
Die haben aber nicht nur Spaß. "Der alternde Mann hat es weniger leicht, als viele denken. Die Hormone spielen verrückt", wirbt die TAZ um Verständnis, "und sein bester Freund ist nun der Urologe".
Nachrufe auf einen Kolumnisten
Viele gute Freunde hatte in den Feuilletons ein älterer Mann, der nun leider im Alter von 61 Jahren verstorben ist. "Der Liberalradikale", so DIE WELT; "eine Stimme der aufgeklärten Vernunft", so die TAZ über Carlo Strenger, "der mit seiner Frau Julia in Tel Aviv lebte", so die NEUE ZÜRCHER, "an der dortigen Universität Psychologie und Philosophie lehrte und zugleich eine eigene unorthodoxe psychoanalytische Praxis führte", wie René Scheu schreibt.
"Carlo war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer – und ein grosser Geniesser. Das Leben verdanken wir uns nicht selbst, aber wenn wir schon mal leben, dann bitte aus dem Vollen!. Er strotzte vor Weisheit, hütete sich aber vor der Versuchung, andere zu belehren. Er erzählte gerne von sich, aber noch lieber hörte er aufmerksam zu."
Carlo Strenger schrieb Kolumnen für die Neue Zürcher, die israelische Tageszeitung Haaretz und den britischen Guardian. "Er war ein Kosmopolit", so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Sein Kampf für die liberale Demokratie und den Rechtsstaat ist sein Vermächtnis", erinnert Alexandra Föderl-Schmid: "Die Zurufe des scharfen Beobachters werden fehlen."