Kaninchenzüchterinnenverein für Schwarzer!

Die Kulturpresseschau beschäftigt sich unter andereme mit den jüngsten Schlagzeilen zu ADAC und Steuerbetrug sowie mit dem Beruf des Schauspielers und mit George Clooneys "Monuments Men".
"Vermeintliche Wohltäter haben gefehlt und Vertrauen enttäuscht." Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, die auch die vermeintlichen Wohltäter genüsslich aufzählt, die uns so enttäuscht haben: den ADAC, die Stiftung Warentest oder den TÜV Rheinland – die allesamt in der letzten Zeit mit reichlich Schmu in die Schlagzeilen gedrängt sind. "In dieser komplizierten Welt wächst die Sehnsucht nach Verlässlichkeit. Das Ansehen der Politiker nimmt wieder zu und alles, was im halbstaatlichen, öffentlich-rechtlichen oder quasi-staatlichen Gewand daherkommt, wie eben ADAC, TÜV oder Warentester, der genießt höchstes Ansehen. Bisher", schreibt Karl-Heinz Büschemann – in dessen Enttäuschungsliste übrigens die Namen Alice Schwarzer oder André Schmitz nicht auftauchen. Schließlich haben die nicht einen Vertrauensbonus, der sich hinter zwei typisch deutschen Buchstaben verbirgt: Klein "E" – Punkt – Groß "V" – Punkt.
"Der Verein ist in Deutschland zum Garanten für Verlässlichkeit und Überschaubarkeit geworden. Ob Gesangsverein, Sportverein, Kaninchenzüchterverein oder ADAC e. V.: Hier ist man daheim und unter sich – und die böse Welt da draußen hat keinen Zutritt." Bisher. Bisher? "Vereine können sich Dinge erlauben, die in einem Wirtschaftsunternehmen kaum vorstellbar sind. Uli Hoeneß darf als Präsident des FC Bayern, der im Nebenberuf auch Aufsichtsrat der Profi-Firma des Clubs ist, im Amt bleiben, obwohl er ein bekennender Steuerhinterzieher ist." Hätte Alice Schwarzer also doch besser einen Kaninchenzüchterinnenverein gegründet und André Schmitz einen Verein für das Wohlleben der deutschen Schauspieler.
"In Deutschland gibt es die Vorstellung, ein Künstler muss wild und ungewöhnlich leben", erfahren wir in einem Interview in der SÜDDEUTSCHEN – in dem allerdings nicht die Rede von Alice Schwarzer ist, sondern von den Künstlern, die den Rollentausch ganz professionell betreiben: auf der Bühne oder im Film. "Es ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann – aber man muss verrückt genug sein, das alles aushalten zu können", sagt zum Beruf des Schauspielers der Schauspieler Hans-Werner Meyer. "Es ist ein stolzer Beruf. Einer, der sehr viel mit Humor zu tun hat." Und mit sehr geringem Einkommen und schlechter sozialer Absicherung. 70 Prozent der deutschen Mimen verdienen im Jahr nicht mehr als 30.000 Euro – und deshalb hat Hans-Werner Meyer den Schauspielerverband gegründet. Eine seiner Forderungen geht an die Fernsehsender: "Wir wollen auch wieder sogenannte Folgevergütungen einführen – damit Schauspieler von der Wiederholung der Filme profitieren, an deren Erfolg sie beteiligt sind. Das war bis in die Neunzigerjahre selbstverständlich und ist dann sukzessive von den Sendern beendet worden."
Solche Probleme hat ein ganz Großer der Branche nun wirklich nicht. Nicht mehr jedenfalls. "Du hast einen beträchtlichen Teil deiner Karriere keinen Erfolg gehabt", erzählt George Clooney über sich, "sei dankbar, dass du zu den großen Studios gehen und ihnen vorschlagen kannst: 'Gebt mir bitte 70 Millionen Dollar für einen Film über Kunst'." Er erzählt das im Interview mit der Tageszeitung DIE WELT zu seinem Film "Monuments Men", bei dem er die Regie geführt hat.
Es ist ein Film über amerikanische Offiziere, die im Zweiten Weltkrieg Kunstschätze gerettet haben. "Eine patriotische Selbstbeweihräucherung, die mit den wahren Hintergründen der Geschichte wenig zu tun hat", meint die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Auf jeden Fall hat George Clooney im Interview mit der WELT bekannt, dass er sich bei Kunst nicht sehr gut auskennt und auch das hässlichste Stück genannt, das bei ihm zu Hause an der Wand hängt: "Vermutlich eine Glasmalerei mit dem Wappen der irischen Clooneys, extra für mich von einem Kumpel kreiert. Auch die bleibt hängen."