Kopfprämie auf indischen Studentenführer
Eine Uni in Neu-Delhi ist zum Zentrum des studentischen Protests gegen die Regierungspolitik in Indien geworden. Der Studentenführer Kanhaiya Kumar wurde wegen Volksverhetzung angeklagt, wie die "SZ" berichtet. Unbekannte sollen eine Kopfprämie auf ihn ausgesetzt haben.
"Harte Themen, sanfter Kern" – diese Mischung wird der afroportugiesischen Künstlerin und Gendertheoretikerin Grada Kilomba in der Tageszeitung TAZ bescheinigt. Sie stellte in Berlin ihre Lecture-Performance "Decolonizing Knowledge" vor, mit der sie noch bis August durch Europa tourt. Im Gespräch mit Marion Bergermann beschreibt sie ihr Projekt.
"Ich zeige eine Collage meiner literarischen und visuellen Arbeiten und hinterfrage die andauernde Kolonialität, in der wir leben."
Sie will die Strukturen von Wissen und Macht dekolonialisieren, das heißt "die Strukturen von Unterdrückung aufbrechen". Grada Kilomba erklärt:
"Marginalisierte Gruppen haben immer Wissen geliefert, aber dominante Räume haben keinen Platz gemacht, ihnen zuzuhören."
Institutionen wie Museen, Theater und Kunstakademien, die sie "konservative Dinosaurier" nennt, lernen ihrer Meinung nach mit einem neuen Publikum auch neues Wissen kennen.
"Sie werden mit Perspektiven konfrontiert, die sie vorher nicht hatten. Und so verändert man die Gesellschaft", das ist ihre Überzeugung.
Studentenproteste in Indien
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt den Studentenführer Kanhaiya Kumar von der Jawaharlal Nehru Universität in Delhi vor, die als Zentrum einer neuen Protestbewegung gilt. Arne Perras berichtet:
"Um keinen Ort in Indien wurde zuletzt so heftig gestritten wie um diesen. Seit Wochen ist der Ort in Aufruhr. Aufsässige Linke reizen das rechte politische Lager, das Indien regiert."
Zum Gesicht des studentischen Protests wurde der 29-jährige Kumar, Doktorand der Politikwissenschaften und Präsident der Studentenunion.
"Er ist nun wegen Aufwiegelung des Volkes angeklagt . Unbekannte haben Prämien auf seinen Kopf ausgesetzt", berichtet Perras. "Seine Gegner drohten ihm Prügel an, selbst im Gerichtssaal wurde er angegriffen. Die Polizei hat zugesehen."
Perras kommentiert:
"Kräfte, die der Regierung nahestehen, stilisieren sich zu Hütern von 'Mutter Indien', während sie Gegnern den Stempel 'antinationaler Agitation' aufdrücken."
Der Autor erklärt:
"Kumar ist nicht allein. Manche sehen ihn schon als 'Roten Stern' am Himmel der indischen Politik aufsteigen."
Bochumer Symphoniker bekommen "edles Wohnzimmer"
Im TAGESSPIEGEL informiert Frederik Hanssen über ein Bauvorhaben in Bochum. Er schreibt:
"Nokia weg. Opel dicht. Zechen zu. Bochum ist eine Stadt am Abgrund. Gerade darum wird dort jetzt ein Musikforum gebaut."
Für die vor 98 Jahren gegründeten Bochumer Symphoniker geht nun der Traum vom Eigenheim in Erfüllung. Das Haus wird mit regionalen Partnern sowie der Bochumer Musikschule betrieben, die mit über 10.000 Schülern eine der größten im Land ist. An den Baukosten von 40 Millionen Euro beteiligt sich die Stadt mit einem Zehntel der Summe, auch Düsseldorf unterstützt den Bau, Bochumer Bürger spendeten 14,3 Millionen Euro, eine weitere Spende kam bei einem Benefizkonzert mit Herbert Grönemeyer zusammen.
"Die größten Brocken", so zählt der Autor auf, "kamen vom Lottokönig Norman Faber sowie von der Stiftung der einstigen WAZ-Verlegerin Anneliese Brost."
Am 27. Oktober soll "das edle Wohnzimmer" mit 920 Plätzen eröffnet werden.
Geert Maak über "Macht der Globalisierung"
Die BERLINER ZEITUNG druckt ein Interview mit dem niederländischen Schriftsteller und Preisträger des Leipziger Buchpreises Geert Ludzer Maak. Er redet "über die Macht der Globalisierung und die Gefahr des Populismus". In seiner Heimat sorgt er immer wieder für Debatten, so mit der These, die Medien "seien nach dem Mord an Theo van Gogh zu Händlern der Angst geworden und hätten eine hysterische Islamophobie geschürt."
Für Europa meldet er Handlungsbedarf:
"Die europäischen Staaten arbeiten zusammen, jedoch lediglich untereinander, ohne ein starkes Zentrum. Aber eine gemeinsame Währung lässt sich ohne ein starkes Zentrum nicht managen ... Europa funktioniert nur mit einem starken, demokratisch legitimierten, bundesstaatlichen Zentrum, das die Politik der Mitgliedstaaten orchestriert."