Kritik an Berliner Architektur
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Die Berliner Architektur kommt in einem neu erschienen "Abriss-Atlas" nicht gut weg, schreibt die "Welt": "Der Mut zum Experiment wurde Berlin einfach zu wenig gestattet." Vor allem die vielen Gebäude mit den Schießschartenfenstern sind verpönt.
Zum Wochenbeginn staunen wir: Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat den Entwurf einer "Gemeinsamen Erklärung zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten" vorliegen – simpel gesprochen: Was müssen die Museen an Exponaten zurückgeben, die in Zeiten des deutschen Kolonialismus gesammelt worden waren?
Juristische Klärung zu Raubgut
Es geht um tendenziell folgenreiche juristische Formulierungen und z. B. darum, dass sorgfältig vermieden werden muss, Raubgut aus kolonialem und aus jüdischem Besitz begrifflich in einen Topf zu werfen. Nachdem sich Leser und Leserin einen Eindruck von der Komplexität der Materie verschafft haben, gehen sie davon aus, dass allein die rechtliche Klärung sich noch Jahre hinziehen wird. Und dann sagt die FAZ abschließend:
"Das große Projekt der Rückabwicklung aller Unrechtsgeschäfte, deren Ergebnisse zu Hunderttausenden in deutschen Museumsdepots gelagert werden, soll sich Deutschland just in dem Moment vornehmen, da der Vorsitzende der Limbach-Kommission, Hans-Jürgen Papier, zu Protokoll gegeben hat, dass die Kommission mit dem Volumen von einem Fall pro Jahr überfordert sei."
Was für ein erstaunliches Eingeständnis.
Zur Architektur von Berlin
Bauen in Berlin, das hat man schon oft gehört, ist ein heikles Thema. Die WELT berichtet von einem frisch erschienenen "Abriss-Atlas", in dem 14 Journalisten, Kunsthistoriker, Architekten in kurzen Artikeln die Stadtbereiche vorstellen, die sie am liebsten abgeräumt sähen. Das betrifft das gesamte Viertel um den neuen Hauptbahnhof, dazu eine Reihe von Gebäuden an der Spree, die mit der Todsünde der Schießschartenfenster behaftet sind und auch Hochhäuser am identitätsstiftenden Breitscheidplatz, ebenfalls wegen Schießscharten.
Da scheint nicht viel übrig zu bleiben von der Nachwende-Moderne, die aus Berlin doch eine weltläufige Metropole machen wollte. Die WELT wertet den Atlas als Polemik ab, gibt ihm aber recht:
"Das ist die traurige Erkenntnis aus der Polemik gegen diese vielfach unterwältigend neu bebaute Stadt. Der Mut zum Experiment wurde Berlin einfach zu wenig gestattet. Gegen Architektenseilschaften, antiquierte Bauordnungen und rigide Planwerke haben situationistische Ambitionen einfach keine Chance gehabt."
Für erfahrene Berliner keine erstaunliche Überlegung.
Die Zukunft der Demokratie
Der TAGESSPIEGEL hat mit Francis Fukuyama gesprochen, der ein neues Buch über die Zukunft der Demokratien veröffentlicht hat. Der Politikwissenschaftler gesteht partielle Verständnislosigkeit:
"Was ich bis heute nicht verstehe, ist, welche tiefe Leidenschaft Trumps Unterstützer für ihn empfinden. Es ist wie ein Massenkult. Trump sagt die seltsamsten Dinge, und seine Unterstützer bejubeln ihn dafür erst recht."
Er gibt der Linken eine Mitschuld am Wachsen des Populismus:
"Meiner Ansicht nach fing es damit an, dass die Linke sich von 1968 an marginalisierten Gruppen zuwandte: ethnischen Minderheiten, Lesben und Schwulen und so weiter. Das Primat der Wirtschaftspolitik, also der Bekämpfung von materieller Ungleichheit, wurde abgelöst von der Identitätspolitik."
"Stilistik-Handbuch" fürs Radio
Nachdem der TAGESSPIEGEL vor wenigen Wochen den Skandal um das "Framing-Manual" der ARD entdeckt hat, wird jetzt in einem Artikel über das "Stilistik-Handbuch" des Deutschlandfunk Kultur gesprochen, den sie gerade hören. Der TAGESSPIEGEL hat erkannt:
"Im Deutschlandfunk Kultur in Berlin darf auch weiterhin selber gedacht werden, nur im Moment, wenn die Mikrofone offen sind, muss das Programm im beschriebenen Sinne durchhörbar sein."
Und er kommt zu dem Schluss: "Worin sich 'Manual' und 'Handbuch' gleichen: Sie lesen sich wie Misstrauenserklärungen der Leitungsebenen an die Profis in Kommunikation und Programm."
Was wiederum eine erstaunliche Überlegung ist, die im Kern unterstellt, dass die Leitungsebenen im Deutschlandfunk Kultur keine Profis sind - weder in Kommunikation noch im Programm.