Laurie Anderson begeistert in Hamburg
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Nur selten verweilen Musiker auf Tour mehrere Tage in einer Stadt. Die US-amerikanische Künstlerin Laurie Anderson kann in Hamburg gleich mehrere Tage die Elbphilharmonie bespielen, berichtet die "Taz" und ist von ihrer Performance begeistert.
"Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?"
Mit dieser Frage überraschten vor 30 Jahren die Guerilla Girls aus New York und jetzt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG in ihrer Mittwochausgabe. Werner Bloch informiert:
"Das feministische Künstlerinnenkombinat wollte damals den Kunstbetrieb wachrütteln, ein Signal schicken, das die systematische Ausgrenzung von Frauen in der Kunst anprangerte."
Nun fragt der Autor:
"Erzählt die Kunstgeschichte nur die Hälfte der Vergangenheit? Denn abgesehen von den wenigen großen Stars fehlen ihr die Frauen."
Dazu seine Fakten:
"Nur 4 Prozent der im New Yorker Metropolitan Museum ausgestellten Arbeiten stammen von Frauen – während 85 Prozent der im Museum gezeigten Akte weiblich sind. Das ist ein Verhältnis, das viele Fragen über Kunst, Geschlecht und Machtstrukturen aufwirft."
Bloch fragt: "Erzählt die Kunstgeschichte also nur die halbe Wahrheit?" und macht damit Werbung für die gegenwärtige Schau im eleganten Wiener Belvedere unter dem Titel "Stadt der Frauen. Künstlerinnen in Wien 1900 bis 1938", die "verfemte, vergessene und verdrängte Künstlerinnen ans Licht holt, von denen man seit 80 Jahren kaum etwas gehört hat."
Laurie Anderson in der Elbphilharmonie
Frauen und Kunst und Kultur sind in der TAZ keine Seltenheit. Die Zeitung berichtet begeistert von Laurie Anderson, "die ein paar Tage lang die Hamburger Elbphilharmonie bespielt." Reflector heißt das Format, bei dem sich ein Künstler einige Tage lang in dem Konzerthaus ausleben kann. Die 71-jährige Anderson ist am vergangenen Freitag gerade aus London eingetroffen, wo sie mit Brian Eno gearbeitet hat.
"Sie selbst bezeichnet sich als Geschichtenerzählerin, gerne auch politisch grundiert", berichtet Alexander Diehl, der ihre Hamburger Konzerte besucht hat. Er schreibt:
"Verlust, gerade auch der durch den Tod verursachte, das ist ein großes Thema in Andersons jüngerer Arbeit."
2013 starb ihr Mann, der Musiker Lou Reed. Für ihren letzten Abend am kommenden Donnerstag hat die Musikerin das Stück "Here Comes the Ocean" angekündigt.
Literatur zwischen den Kulturen
Ebenfalls die TAZ berichtet von der Lesung zweier japanischer Schriftstellerinnen im Literarischen Colloquium Berlin: Yoko Tawada lebt seit 1982 in Hamburg, Yuko Chigara kam direkt aus Tokio. Mira Nagel schreibt:
"Sie gaben Einblick in ihr literarisches Schaffen das weder in Japan noch in Deutschland zu verorten ist, sondern sich vielmehr zwischen den Kulturen bewegt."
Yuko Chigara plant ein Theaterprojekt mit Berliner Künstlerinnen – und möchte die hiesige Theaterszene in einem Buch porträtieren.
"Yoko Tawada entwirft in ihrem Roman 'Sendbo-o-te', der drei Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima entstanden ist, ein Japan, das nach einer Katastrophe alle Verbindungen zur Außenwelt gekappt hat."
Ein unveränderter US-Präsident
Eine kleine Annotation im TAGESSPIEGEL verdient Aufmerksamkeit. Das bekannte Wortpaar "Spott" und "Hohn" verwandelt Christiane Peitz in "Spott und Thron" und berichtet über die Reaktion des US-amerikanischen Präsidenten auf den Aufruf von Spike Lee bei der Oscar-Gala.
Mit Bezug auf das Wahljahr 2020 hatte der Regisseur das versammelte Publikum dazu aufgerufen, bei der Wahl zwischen Hass und Liebe das Richtige zu wählen. Trump reagierte, "Lee habe ihn rassistisch attackiert." Die Autorin wundert sich:
"Trump hält es für rassistisch, wenn ein Afroamerikaner dazu aufruft, sich für das Richtige zu entscheiden?"
Sie erinnert daran, 2017 hatte Meryl Streep bei der Globe-Gala ihrem Erschrecken Ausdruck verliehen, dass Trump bei einer Wahlveranstaltung einen behinderten Journalisten nachgeäfft hatte. Trump beschimpfte sie daraufhin als "eine der überschätztesten Schauspielerinnen". Und als Robert de Niro ihn kritisierte, nannte er ihn "ein Individuum mit sehr geringem IQ". "Das sei nicht neu – und nicht harmloser im dritten Amtsjahr", so Christiane Peitz.