"Lügenpresse" – immer die anderen?
Die AfD macht Schlagzeilen – wahrlich keine neue Aussage. Nur macht sie die tatsächlich – indem sie die Überschrift eines facebook-Posts der Münchener Abendzeitung manipuliert. Und das sorgt für Gesprächsstoff in den Feuilletons.
"Der 8. März war der Tag, an dem ein Kind der Lehrerin und der Mutter einen Blumenstrauß schenkte."
Das lesen wir in der Tageszeitung TAZ.
"Beliebt war auch Kaffee, besonders, wenn er aus dem Westen war."
Und da wissen wir: Die Autorin dieser Zeilen, die Schriftstellerin Katrin Seddig, kennt den Weltfrauentag am 8. März aus ihrer Kindheit im schönen Strausberg östlich von Berlin, also aus der alten DDR.
"Meine Kinder kennen den 8. März nicht mehr als Feiertag. Sie schenken mir keine Blumen, weil ich eine Frau bin."
Alles eine Frage der Erziehung, Frau Seddig.
"Auch ihrer Lehrerin schenken sie keine Blumen, es wird einfach keine Frau mehr am Frauentag gefeiert."
Blumen und ein Schreiben für die Frau im Kanzleramt
Das stimmt nicht, wir beweisen hier das Gegenteil. "Rund 100 Prominente haben sich auf Initiative von Regisseur Volker Schlöndorff und Filmproduzentin Regina Ziegler bei Angela Merkel für deren Flüchtlingspolitik bedankt", erfahren wir nämlich aus dem Berliner TAGESSPIEGEL.
"Am Dienstag, dem Weltfrauentag, gaben sie im Kanzleramt einen Strauß roter Rosen und ein Schreiben ab."
Darin steht, dass die Welt sich gewaltig verändern werde, dass Kriege, Not und Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten Millionen Menschen zwingen würden, ihre Heimat zu verlassen. Die Unterzeichner wollen diese Herausforderung annehmen und Europa auf die Völkerwanderung so vorbereiten, "dass wir sie langfristig, mit Herz und Verstand, bewältigen können, ohne unsere eigenen Werte aufzugeben."
Unterschrieben haben "unter anderem Daniel Barenboim, Iris Berben, Senta Berger, David Chipperfield, Veronica Ferres, Maria Furtwängler, Elke Heidenreich, Nico Hoffmann, Dieter Kosslick, Thomas Ostermeier, Hans Neuenfels, Til Schweiger und Wim Wenders."
AfD fälschte Schlagzeile
Und damit aus der Welt der Kultur in die andere Welt:
"Die Abendzeitung leitet nach einer manipulierten Facebook-Schlagzeile rechtliche Schritte gegen die AfD ein."
Das steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Wie die Münchner Abendzeitung nämlich berichtet, hat der Nürnberger Ortsverband der Partei "Alternative für Deutschland" auf seiner Facebook-Seite eine Schlagzeile aus dem Blatt gebracht und diese schlicht gefälscht.
"So hieß es im Original: 'Jugendliche wollten Flüchtlingsheim in Brand stecken'. Die AfD machte daraus: 'Polizei erwischt Linksextreme bei Brandstiftung in Asylbewerberheim!'"
Nun können wir uns endlich vorstellen, was mit dem Begriff Lügenpresse gemeint ist.
"Die Manipulation wurde möglich, weil bei Facebook Überschriften von geposteten Links verändert werden können", so der TAGESSPIEGEL.
"Wir sind bei Facebook wirklich nicht auf dem Ponyhof."
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG heißt es:
"Facebook kann so schön sein, für Schreibtischmenschen etwa, denen niemand über die Schulter guckt, wenn sie abschweifen, weil ihnen gerade nichts einfällt."
Das schreibt die Publizistin und Schriftstellerin Cora Stephan in einem ganzseitigen Hadern mit und Hängen an dem manchmal ja doch recht asozialen Netzwerk:
"Wir sind bei Facebook wirklich nicht auf dem Ponyhof."
Da sind ja nicht nur all die Freunde, die rasch bedient und geliked werden wollen mit all dem, was sie so veröffentlichen; da wird von den Freunden genau beobachtet, wer "sich aus purer Neugier", so Cora Stephan, Gruppen zuwendet, die als politisch höchst unkorrekt gelten.
"So einer erhält schon einmal die Nachricht eines wohlmeinenden Freundes, man möge da 'schleunigst austreten und die Sache richtigstellen', so etwas mache im Netz ganz schnell die Runde."
Und wo bleibt da der Humor?
Und wo bleibt da der Humor?
"Humor ist eher wie Weinen, er hat eine seelische Relevanz."
Das erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN.
"Grundsätzlich glaube ich, dass jemand, der zu stolz ist, nicht humorfähig ist", sagt im Interview der Regisseur David Schalko.
"Guter Humor unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Tragödie. Nur mit umgekehrten Vorzeichen."
Es darf gelacht werden.
Es darf gelacht werden.