Malen ohne Farben
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Der britische Maler David Hockney erklärt in der "Welt", dass er mit dem iPad besser malt. Dort habe er alle Farben und Pinselstärken parat und die Farbe müsse auch nicht trocknen. Und er ist sich sicher, Vincent van Gogh hätte es auch so gemacht.
Was macht die Kunst, fragt man in Deutschland ja gern im übertragenen Sinne, doch Catrin Lorch antwortet in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ganz konkret: "Die Kunst gibt sich gerade sehr politisch. Einer der Gründe: geschlossene Galerien, keine Messen." Also Zeit zum Arbeiten und Nachdenken und das Ergebnis fasst die SZ-Autorin so zusammen:
"Ob man in Hochglanzmagazinen wie ‚Artforum‘ blättert, Twitter folgt oder den Nachrichten auf Websites wie ‚Hyperallergic‘ – zurzeit geht es weniger um Formfragen, Stile oder Neue Medien, die sich die Kunst erschließt. Diskutiert wird, ob ein Ölmulti wie BP nach Künstlerprotesten als Sponsor noch tragbar ist oder der von der amerikanischen Fotografin Nan Goldin angeführte Boykott der Mäzenaten-Dynastie Sackler Folgen zeigt."
Malerei am Computer
Ob David Hockney da zustimmen würde? Die Tageszeitung DIE WELT druckt viele Blumenbilder des britischen Meisters ab und führt dazwischen ein Gespräch, in dem Hockney erklärt, warum er inzwischen auch am Bildschirm malt:
"Ich kann den Nachthimmel so malen, wie ich ihn male, eben, weil kein künstliches Licht meine Vision trübt. Ich bin schneller, weil ich alle Farben und alle Pinselstärken auf dem iPad habe, weil ich selbst ganz schnell Farben mischen kann, weil ich nicht warten muss, bis die Farben getrocknet sind. Ich bin mir sicher, Vincent van Gogh hätte auch auf dem iPad gezeichnet, wenn es das damals schon gegeben hätte."
Kaum hat man sich von der Vorstellung eines digitalen Van Goghs erholt, nennt Hockney noch eine weitere Quelle seiner Inspiration: "Tabak ist eine fantastische Sache, es beruhigt die Nerven, fördert die Konzentration. Rauchen ist wunderbar. Ich werde bis zum Ende rauchen und das Rauchen auch bis zum Schluss verteidigen. Die Leute mögen mich für verrückt halten, aber diese ganzen militanten Antiraucher sind eindeutig gehirngewaschen", so Hockney.
K.I.Z. hassen jeden, auch die Fans
Der Tabak hat ja inzwischen einen ähnlich schlechten Ruf, wie der Hass, aber auch der findet in den Feuilletons Fürsprecher. Die Wochenzeitung DIE ZEIT hat die Rapper von K.I.Z zum Hassgespräch gebeten.
Tarek Ebéné legt los mit: "Es gibt gute Gründe, zu hassen." Und sein Bandkollege Nico Seyfrid ergänzt: "Für mich ist diese Ablehnung von Hass einfach eine bürgerliche Position, auf die sich alle schnell einigen können."
Wenig überraschend heißt das neue K.I.Z.-Album "Rap über Hass" Martin Eimermacher und Lars Weisbrod von der ZEIT zitieren hingegen ganz freundlich einen häufigen Vorwurf an die Rüpel-Rapper: "Bei K.I.Z stehen im Publikum nur weiße Lehrerkinder, die Jonas heißen und mal grenzwertige Lyrics mitgrölen wollen!"
Tarek Ebéné hasst auch sein Publikum und bekennt: "Die Jonasse werden bei uns aber nicht verschont. Wir beleidigen in unseren Texten möglichst wild durch die Gegend." Während Nico Seyfrid beim Thema Jonas einlenkt: "Jonasse haben mir mein Auto finanziert."
Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Borchert
Am Donnerstag wird der hundertste Geburtstag von Wolfgang Borchert begangen und Elmar Krekeler stellt in der WELT fest: "Das Stück, das, so Borchert selbst, ‚kein Theater spielen und kein Publikum sehen will‘, wollten danach alle Theater spielen, alle wollten es sehen. Es wurde zum erfolgreichsten Stück der Nachkriegsgeschichte."
Gemeint ist natürlich "Draußen vor der Tür", für Krekeler "ein Mentalitätsdokument":
"Es zeigt, wie eng die Perspektive dieser Generation war. Von einem Abgrund aus, wie jenem, in dem Borchert sich wähnte, ist der Ausblick auf die Welt halt eher beschränkt."
Der rülpsende Tod
Bleibt die Frage, wie man Borchert heute noch lesen kann? Die beantwortet Charly Hübner, der bei der Eröffnungsveranstaltung des mehrwöchigen Hamburger Borchert-Festivals den Eingangsdialog aus dem berühmten Theaterstück vortrug. Für Jan Wiele von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG war das Zuhören eine "schreckliche Freude", die er so beschreibt:
"‘Rülpst mehrere Male und sagt dabei jedes Mal: Rums!‘, lautet die Regieanweisung für den vor Leichenfresserei aufstoßenden Tod, und Hübner setzt das gnadenlos konsequent um, sodass Bauerntheater auf Sartre’schen Ekel trifft."