Aus den Feuilletons

Mit Worten reüssieren

Robert Habeck, der Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen.
Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen im Gespräch. © Paul Zinken/dpa
Von Klaus Pokatzky |
Im besten Fall dient Sprache der Verständigung, im schlechtesten der Verletzung und oft der Verschleierung. Robert Habeck erklärt, warum er keine Plastiksprache benutzt, und María Cecilia Barbetta spricht über ihre große Geliebte: die deutsche Sprache.
"Ich rede schon gerne." Ich auch. "Der schlauste Gedanke ist nichts wert, wenn er nur für einen selbst gedacht ist." Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. "Ich muss selbst daran glauben, dass die Demokratie so funktioniert, dass jeder an seinem Platz versucht, einen Beitrag zu leisten", sagt im Interview Robert Habeck – mit Annalena Baerbock gemeinsam Bundesvorsitzender der Grünen.
"Die demokratischen Kräfte müssen wieder stärker eine kulturelle Bindung entwickeln", meint der frühere schleswig-holsteinische Minister. "Voraussetzung ist, dass es eine einladende, anschauliche Ansprache gibt." Und da hat der Mann, der in Kiel auch für die Landwirtschaft und die Natur zuständig war, von den "Fischern, Bauern, Jägern" jede Menge gelernt: "Wenn ich da reüssieren wollte, durfte ich eben nicht 'reüssieren' sagen. Diese Zeit hat mir sehr geholfen, zumindest achtsam zu sein, nicht eine Plastiksprache zu benutzen."

Anhäufung technischer Begriffe

Daran sollten sich Robert Habecks Politikerkollegen mal ein Beispiel nehmen, die ja flächendeckend mit Abkürzungen und Fremdworten so um sich schmeißen, dass nur noch Experten sie verstehen können. "Es gibt eine Scheu, Begriffe zu benutzen, die Mitbewerber besetzen", sagt er noch in unseren populistischen Zeiten. "'Freiheit' und 'Heimat' zum Beispiel. Dann drückt man sich vor dem Wort, stapelt technische Begriffe drumherum und gibt damit das Feld preis. Wenn man aber den Kampf um die Sprache aufgibt, verliert man den Kampf um die Wirklichkeit." Der Kampf geht weiter.

"Eine Sprache, die ich mir wie eine Geliebte erobert habe"

"Mir liegen die einfachen Menschen am Herzen, nicht die Politiker", heißt es im Berliner TAGESSPIEGEL. "Wir Menschen sind letztendlich eine Mixtur aus unterschiedlichen Erfahrungen, Geschichten, Kulturen", sagt im Interview die Schriftstellerin María Cecilia Barbetta, die mit ihrem Roman "Nachtleuchten" Kandidatin für den Deutschen Buchpreis ist. Geboren in Argentinien und seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebend schreibt sie nicht auf Spanisch, sondern in der Sprache ihrer neuen Heimat:
"Weil Deutsch die Sprache ist, die ich studiert habe, die ich liebe. Sie ist für mich die Sprache der Freiheit, eine Sprache, die Spaß macht, die ich mir wie eine Geliebte erobert habe und weiter erobern muss. Sie ist schön und klingt gut, und sie gehört zu mir." Auch das Interview sollte mancher unserer Politiker mal lesen.

Orchester künftig von Frauen geleitet

"Es bewegt sich doch was in der Klassikwelt", steht ebenfalls im TAGESSPIEGEL: "Im Abstand von nur wenigen Tagen haben die Theater in Magdeburg und Halle an der Saale bekannt gegeben, dass ihre Orchester künftig von Frauen geleitet werden", klärt uns Frederik Hanssen über eines der letzten Berufsfelder auf, in dem es ja so gut wie nur Männer zu geben scheint:
Dirigenten allerorten und kaum Dirigentinnen – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Da gilt für Frederik Hanssen bis auf weiteres noch "die alte Feministinnen-Weisheit: Als Gott Herbert von Karajan schuf, übte Sie nur."

Zum Tod von Montserrat Caballé

Aber singen dürfen die Damen - wie "die letzte Vertreterin einer verlorenen Kunst", so die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, "eine der größten Opernsängerinnen", so die SÜDDEUTSCHE zu Montserrat Caballé, die ja am Samstag im Alter von 85 Jahren gestorben ist.
"Ausgezeichnet hat sie immer eine umwerfende Herzlichkeit und das Fehlen jeglicher Berührungsängste", schreibt Egbert Tholl in der SÜDDEUTSCHEN. "Sie war eine hinreißende Sängerin von Zarzuelas und spanischen Volksliedern. Anders aber als viele Stars", erinnert Jürgen Kesting in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, "hat sie das vermeintlich Leichte nicht zum Gefälligen erniedrigt. In ihrer riesigen Diskographie finden sich auch viele jener kleinen Dinge, die uns entzücken können".
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