Monika Marons Verlagsrauswurf stößt auf Kritik
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„Unsouverän, maßlos und vielleicht auch unehrlich“ sei die Entscheidung des S. Fischer Verlags, sich von Monika Maron zu trennen, lesen wir in der „FAZ“. Auch in den übrigen Feuilletons überwiegen Unverständnis und Fassungslosigkeit über den Vorgang.
"Eine wie Monika Maron muss man nicht streichen. Mit ihr muss man streiten", schreibt die Literaturkritikerin Iris Radisch in der ZEIT. Die Trennung des Fischer Verlags von seiner Autorin nach fast 40 Jahren der Zusammenarbeit war das beherrschende und auch bestürzende Thema der vergangenen Woche.
Maron zeigt sich tief getroffen, spricht von Rausschmiss. In den letzten Jahren hat sie sich bisweilen sehr scharf rechtskonservativ geäußert, vor allem aber hat sie ein einzelnes Buch im Dunstkreis eines rechtsextremistischen Verlages herausgebracht. Damit will nun wieder der Fischer Verlag keinesfalls in irgendeine Verbindung gebracht werden, auch nicht mittelbar, wie Verlegerin Siv Bublitz betont.
Zum Streit gehören zwei
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG berichtet von einem Treffen von Maron und Bublitz bereits im vergangenen März und meint: "Wenn man miteinander streiten will, gehören dazu zwei Parteien. Monika Maron allerdings brach den persönlichen Kontakt zu ihrer Verlegerin mit dem gescheiterten Gespräch im März ab."
Wer was wann wie wem gesagt oder auch vor die Füße geworfen hat, wird sich kaum wirklich aufdröseln lassen. Zu viele Verletzungen und Empfindlichkeiten haben sich zu einem wohl nicht mehr zu entwirrenden Knoten verhärtet. Es überwiegt jedoch das Unverständnis und die Fassungslosigkeit über den Vorgang.
Die Entscheidung, sich nach 40 Jahren von Monika Maron zu trennen, sei "unsouverän, maßlos und vielleicht auch unehrlich: Soll man es doch offen sagen, was einen stört, und nicht aus einer Irritation einen Fehltritt sondergleichen machen", meinen Jürgen Kaube und Jan Wiele in der FAZ.
Argumente für den "Meinungskorridor"
Ebenfalls in der FAZ äußert sich die Schriftstellerin Judith Hermann, die selbst bei S. Fischer veröffentlicht, sie meint beinahe verzweifelt: "Wir kennen nur noch Rechthaber" und schreibt: "Mir wird Monika Maron als Autorin meines Verlages, als unersetzliche, mutige, kluge, widerständige Stimme mehr als heftig fehlen."
Durs Grünbein sagt der ZEIT: "Es ist ein Schaden entstanden, indem man sich von Monika Maron getrennt hat. Damit liefert man jenen Argumente, die glauben, sie leben in einem Meinungskorridor." Und Iris Radisch betont, ein Grund für einen Verlagsrausschmiss sei im gesamten Werk von Monika Maron nicht zu entdecken.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, die die Debatte mit einer kompletten Seite ins Rollen brachte, versucht, zu erklären: "Monika Maron besitzt, wie manche Intellektuelle, die in beiden deutschen Staaten Karriere gemacht haben, eine unerschütterliche Treue zur eigenen Überzeugung." Das bezeichne "eine Charaktereigenschaft, die sich von der Diskurswendigkeit vieler ihrer Kolleginnen und Kollegen unterscheidet", meint Hilmar Klute. Eine Autorin wie Monika Maron würde mit ihrer Haltung also geradezu zwangsläufig in ein Minenfeld treten.
"Kein gutes Zeichen für das literarische Leben"
Und Marie Schmidt, ebenfalls in der SZ, mahnt an: "Einem Verlag wie S. Fischer wäre es absolut zuzutrauen, diesem Werk einen würdigen, möglicherweise auch kommentierenden Ort zu geben. Dass er es nicht mehr schafft, dieser Verantwortung für das Werk einer solch bedeutenden Autorin nachzukommen, ist kein gutes Zeichen für das literarische Leben in Deutschland."
Wir haben der Debatte hier so viel Raum gegeben, weil die Erschütterung über diesen Disput die ganze Woche über anhielt, eine - so die SZ - "traurige, ja tragische Geschichte".
Über 60 Kunstwerke beschädigt
Ebenso traurig, aus ganz anderem Grund: "Die Ölspur" oder was immer genau es für eine Flüssigkeit war, die bislang unbekannte Täter auf über 60 Artefakten in Berliner Museen hinterließen. "Was wurde damit bezweckt?", fragt Rüdiger Schaper ratlos im TAGESSPIEGEL.
"Es wurde keine ätzende Substanz aufgetragen, die auf dem antiken Stein schwerere Schäden hinterlassen hätte, auch waren Museumsbesucher nicht in Gefahr. Das soll die Attacke nicht verharmlosen. Aber es gibt zu denken. Kriminelle Energie muss man schon aufbringen, um über 60 Einzelstücke anzugehen. Es wirkt wie eine Drohung. Schaut her, so einfach ist das! Darin liegt die unheimliche Symbolik. Jemand hat keine Spuren hinterlassen, aber eine Duftmarke gesetzt, wie es Tiere in der Natur tun. Hier aber ist der Raum der Kultur und Zivilisation, hier wurden wehrlose Zeugen der Geschichte und Kunst angegriffen, wahllos." Soweit der TAGESSPIEGEL.
Debatte ohne Zwischenrufe
Eine ziemlich frustrierende Woche, voller Zwist, Zerstörung und Ratlosigkeit. Immerhin verlief das zweite TV-"Duell" zwischen Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden einigermaßen friedlich – aber wohl auch nur, weil dem, der gerade nicht redete, schlicht der Ton abgedreht wurde. Die Kunst des gezielten Zwischenrufs wurde damit aber gleich mit abgewürgt, bedauerte die SZ.
Und in der WELT beschäftigte sich Adrian Lobe mit der Rolle, die Computerspiele im US-Wahlkampf haben, sie könnten von großem Einfluss sein im Präsidentschaftsrennen. Das ist ein so gewichtiges wie auf dem Bildschirm mitunter gewalttätiges Thema – die Überschrift dazu aber dürfen Sie gern einfach mal fröhlich im Kopfe kneten, sie lautet: "Darf man digitale Tomaten werfen?"
Und für all diejenigen, deren Laune in diesen eher düsteren Tagen ein wenig nachgeholfen werden muss, haben wir noch einen Tipp aus dem Filmgeschäft, vom Schauspieler und neuerdings auch Regisseur Moritz Bleibtreu nämlich. Der sagte der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Das Kino lebt davon, dass man sich aneinander hochzieht!"
Also, beherzt nachmachen!