Zum Nachhören: Über die Ernennung von Neil McGregor zum Gründungsintendanten des Humboldforums - Gespräch mit Kunstwissenschaftler Robert Kudielka in unserer Sendung "Fazit"
Neil MacGregor - der Museums-Messias
Mit der Ernennung Neil MacGregors zum Gründungsintendanten des Berliner Humboldtforums ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters ein Glanzstück gelungen. Die Feuilletons sind voll des Lobes über die Personalie. Die Erwartungen sind hoch an den "schottischen Aufklärer".
"Gut gemacht, Frau Grütters!"
…ruft Eckhard Fuhr in der WELT der Kulturstaatsministerin zu und stimmt damit in einen Zeitungschor ein, der harmonisch wie selten klingt. Alle sind begeistert von der Berufung des bisherigen Direktors des British Museum Neil MacGregor als Leiter der Gründungsintendanz des Berliner Humboldtforums. Der Titel klinge holprig, wendet zwar Regina Mönch von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG ein, aber das ist auch ihr einziger Kritikpunkt. Ansonsten schreibt sie:
"Das künftige Humboldt-Forum musste, seit es beschlossen worden war, wahre Stürme deutscher Bedenkenträgerei aushalten. Es hielt sie aus, doch wurde nun befürchtet, die Sache sei für einen wie MacGregor zu sehr zerredet worden, habe sich zu oft im kleinkarierten Zwist über Zuständigkeiten, Hierarchien, Geldfragen und mögliche wie unmögliche Gestaltungsentwürfe verheddert. Jetzt, mit der Zusage des Schotten, liegt über dem Vorhaben endlich ein Glanz, der eine gute Zukunft verspricht."
Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG präsentiert MacGregor unter dem Titel "Der schottische Aufklärer" als eine Art Museums-Messias und erklärt, worin der besondere Glanz-Gewinn für Berlin besteht:
"Für Berlin – schreibt Johan Schloemann – muß diese spektakuläre Personalie wie eine Bestätigung dafür erscheinen, daß die Stadt endgültig wieder zu einer der großen kulturellen Metropolen der Welt aufgestiegen ist. Immerhin hat Neil McGregor vor einigen Jahren schon mal die Leitung des Metropolitan Museum in New York ausgeschlagen."
Und damit genug von dieser "Schicksalspersonalie" – um noch einmal DIE WELT zu zitieren. Eckhard Fuhr stellt bei der Gelegenheit auch ein Gedankenspiel an, was im Falle einer Absage des Messias passiert wäre:
"Es wäre ein glatter Fehlstart für das Humboldt-Forum gewesen, wenn er dem Werben der Staatsministerin, der Bundeskanzlerin widerstanden hätte. Jeder andere wäre zweite Wahl gewesen. Es war riskant für Monika Grütters, sich so früh auf den Londoner Star zu versteifen."
…ruft Eckhard Fuhr in der WELT der Kulturstaatsministerin zu und stimmt damit in einen Zeitungschor ein, der harmonisch wie selten klingt. Alle sind begeistert von der Berufung des bisherigen Direktors des British Museum Neil MacGregor als Leiter der Gründungsintendanz des Berliner Humboldtforums. Der Titel klinge holprig, wendet zwar Regina Mönch von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG ein, aber das ist auch ihr einziger Kritikpunkt. Ansonsten schreibt sie:
"Das künftige Humboldt-Forum musste, seit es beschlossen worden war, wahre Stürme deutscher Bedenkenträgerei aushalten. Es hielt sie aus, doch wurde nun befürchtet, die Sache sei für einen wie MacGregor zu sehr zerredet worden, habe sich zu oft im kleinkarierten Zwist über Zuständigkeiten, Hierarchien, Geldfragen und mögliche wie unmögliche Gestaltungsentwürfe verheddert. Jetzt, mit der Zusage des Schotten, liegt über dem Vorhaben endlich ein Glanz, der eine gute Zukunft verspricht."
Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG präsentiert MacGregor unter dem Titel "Der schottische Aufklärer" als eine Art Museums-Messias und erklärt, worin der besondere Glanz-Gewinn für Berlin besteht:
"Für Berlin – schreibt Johan Schloemann – muß diese spektakuläre Personalie wie eine Bestätigung dafür erscheinen, daß die Stadt endgültig wieder zu einer der großen kulturellen Metropolen der Welt aufgestiegen ist. Immerhin hat Neil McGregor vor einigen Jahren schon mal die Leitung des Metropolitan Museum in New York ausgeschlagen."
Und damit genug von dieser "Schicksalspersonalie" – um noch einmal DIE WELT zu zitieren. Eckhard Fuhr stellt bei der Gelegenheit auch ein Gedankenspiel an, was im Falle einer Absage des Messias passiert wäre:
"Es wäre ein glatter Fehlstart für das Humboldt-Forum gewesen, wenn er dem Werben der Staatsministerin, der Bundeskanzlerin widerstanden hätte. Jeder andere wäre zweite Wahl gewesen. Es war riskant für Monika Grütters, sich so früh auf den Londoner Star zu versteifen."
Kritik an Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner
Ein anderer Londoner Star ist in Berlin hingegen weniger willkommen, jedenfalls bei Claus Peymann, der den Leiter der Tate Modern, Chris Dercon, für völlig unqualifiziert hält, die Volksbühne zu leiten. Das hat Peymann in den vergangenen Tagen bereits einigen Journalisten ins Mikrofon gesagt, doch DIE ZEIT kommt jetzt erst dazu, seinen wütenden Angriff auf die Berliner Lokalpolitiker und insbesondere auf den Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner zu drucken. Und dieser Wutausbruch ist einfach zitierenswert:
"Der Renner ist jung, frisch, ein bisserl dumm, immer nett lächelnd und auf Rhythmus aus. Ich hab mich ein paarmal mit dem getroffen – der weiß vom Theater nix. Da ist keinerlei Geschichtsbewußtsein, kein Hintergrund. Da können sie genausogut mit dem Pförtner sprechen. Er ist einer dieser Lebenszwerge, die jetzt überall die Verantwortung haben."
Übrigens bekommt auch Elfriede Jelinek im selben Interview ihr Fett ab.
"Ich war mal sehr mit ihr befreundet", sagt Peymann, "aber inzwischen produziert sie ja nur noch Textflächen. Sie hat die Fantasie, die Fiktion, das Geheimnis des Theaters völlig aufgegeben, sie schüttet nur noch den Sprachmüll der Zeit auf der Bühne aus."
"Der Renner ist jung, frisch, ein bisserl dumm, immer nett lächelnd und auf Rhythmus aus. Ich hab mich ein paarmal mit dem getroffen – der weiß vom Theater nix. Da ist keinerlei Geschichtsbewußtsein, kein Hintergrund. Da können sie genausogut mit dem Pförtner sprechen. Er ist einer dieser Lebenszwerge, die jetzt überall die Verantwortung haben."
Übrigens bekommt auch Elfriede Jelinek im selben Interview ihr Fett ab.
"Ich war mal sehr mit ihr befreundet", sagt Peymann, "aber inzwischen produziert sie ja nur noch Textflächen. Sie hat die Fantasie, die Fiktion, das Geheimnis des Theaters völlig aufgegeben, sie schüttet nur noch den Sprachmüll der Zeit auf der Bühne aus."
Ende der Pressefreiheit in der Türkei
Zum Schluß ein weniger lustiger und weniger kultureller Blick auf die Erdogan-Türkei. Die BERLINER ZEITUNG berichtet vom offenbar bevorstehenden Freispruch der niederländischen Journalistin Frederike Geerdink. Sie war verhaftet worden, weil sie Vertreter der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK interviewt und Fotos von ihnen gepostet hatte. Die FAZ veröffentlicht indessen einen Brief, der so beginnt:
"Als Leiter einer internationalen Mediengruppe, die auf eine Vergangenheit von 22 Jahren zurückblickt und vierzehn Fernsehsender unter ihrem Dach vereint, schreibe ich diese Zeilen aus einer Gefängniszelle in der Türkei. Was ich dort zu suchen habe, werden Sie sich vielleicht fragen. Dutzende Mitarbeiter eines unserer Sender sind festgenommen worden. Als Grund wurde eine Fernsehserie angeführt, die vor fünf Jahren ausgestrahlt wurde."
Ende des Zitats – und kurz gesagt: Ende der Pressefreiheit in der Türkei.
"Als Leiter einer internationalen Mediengruppe, die auf eine Vergangenheit von 22 Jahren zurückblickt und vierzehn Fernsehsender unter ihrem Dach vereint, schreibe ich diese Zeilen aus einer Gefängniszelle in der Türkei. Was ich dort zu suchen habe, werden Sie sich vielleicht fragen. Dutzende Mitarbeiter eines unserer Sender sind festgenommen worden. Als Grund wurde eine Fernsehserie angeführt, die vor fünf Jahren ausgestrahlt wurde."
Ende des Zitats – und kurz gesagt: Ende der Pressefreiheit in der Türkei.