Nicht jeder von Bülow ist witzig
"Am Ende ist von Bülow nur ein Name", resümiert Johann von Bülow, verwandt mit der Legende Vicco von Bülow alias Loriot, im "Tagesspiegel". Derweil schreibt das Leben Geschichten, die sich selbst Loriot nicht hätte ausdenken können.
"Für einen Lacher verkaufe ich meine Oma", sagt ein Mann, dessen Name mit Humor verbunden wird wie sonst kaum einer. "Ehrgeiz wird ja oft als notwendig beschrieben, um erfolgreich zu sein", erzählt er auch noch im Interview mit dem Berliner TAGESSPIEGEL: Johann von Bülow, verwandt mit der Legende Vicco von Bülow alias Loriot – aber allenfalls halb so witzig. "Nervt Sie, dass Sie oft auf Ihren berühmten Verwandten angesprochen werden?", fragt TAGESSPIEGEL-Interviewerin Cäcilia Fischer. "Es gibt um die 800 Familienmitglieder mit dem Namen von Bülow!", antwortet der Schauspieler Johann von Bülow, "Alle zwei Jahre gibt es einen Familientag, da war ich aber, glaube ich, nur zweimal in meinem Leben. Ich finde das alles schön und gut, doch am Ende ist von Bülow nur ein Name." Unser Loriot hätte mehr daraus gemacht.
Museen als die letzte Kathedralen
"Museen, so scheint es, sind die letzten Kathedralen", steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. "In Deutschland gibt es mehr als 6000 Museen, die 2017 von mehr als 114 Millionen Menschen besucht wurden, und die Zahlen wachsen seit Jahren", klärt uns Catrin Lorch auf. "Die Glaubwürdigkeit von Parteien und Kirchen mag schwinden, Museen aber genießen so viel Vertrauen wie kaum eine andere Institution." In dieser Aufzeichnung sind natürlich die Medien vergessen worden. "Und jetzt, lieber Leser, liebe Leserin, kommen endlich Sie ins Spiel", lesen wir in der Wochenzeitung DER FREITAG. "Wir haben Angst vor Ihnen", bekennt Michael Angele – und macht uns damit ja fast schon wieder Angst. "Nicht vor Ihnen als Einzelner und Einzelne", beruhigt er uns dann wieder: "Angst haben wir vor Ihnen nur als diffuse Masse."
Seltsame Internet-Trends
Vor allem dann, wenn sich die diffuse Masse in der schlechten neuen Welt des Digitalen tummelt. "Manchmal vergleiche ich die Internet-Kommunikation mit dem altehrwürdigen Männerstammtisch, an dem auch Tacheles geredet wurde", sagt eine Frau dazu. "Doch trafen dort, beim Bier, meist unterschiedliche Meinungen aufeinander, die dann aus- oder zumindest andiskutiert wurden", erklärt die Historikerin Ute Frevert im Interview mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. "In den gegenwärtigen Filterblasen gibt es kein Korrektiv, hier schraubt man sich in seiner radikalen Ablehnung hoch und feiert Hassorgien."
Es geht aber auch ganz anders blöde. "Der Streamingdienst Netflix hat vor einem Internetphänomen gewarnt, bei dem Nutzer sozialer Medien mit Augenbinde durch ihr Haus laufen oder mit Augenbinde Rolltreppe fahren", warnt uns der TAGESSPIEGEL vor Nachbarn und anderen Zeitgenossen, die bei Netflix den Thriller "Bird Box" zu ernst genommen haben, "in dem die Menschen mit Augenbinde leben, weil der Anblick einer dunklen Macht sie in den Suizid treiben würde", wie der TAGESSPIEGEL die Handlung zusammenfasst. Und nun sind im Internet lauter Filmchen zu sehen, "bei denen Nutzer eine Augenbinde tragen, alltägliche Dinge tun und sich dabei auch verletzen". Auf sowas wäre noch nicht mal Loriot gekommen.
Journalismus ist nicht nur eine "gute Story"
"Es ist für mich schon länger merkwürdig zu sehen, wie sich der Begriff des Storytelling, des Geschichtenerzählens, inflationär verbreitet", sagt Jay Rosen zum Fall des Spiegel-Geschichtenerfinders Claas Relotius. "Manche Journalisten sehen sich als gesellschaftlichen Erzähler", meint der New Yorker Journalismus-Professor Rosen im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN. "Es gibt viele Dinge, die im Journalismus wichtiger sind als eine gute Story: Die Achtung vor der Wahrheit, die Herstellung einer Faktenbasis für die öffentliche Debatte, die Machtkontrolle. Die Genauigkeit."
Loriot hätte jetzt gesagt: "Danke, das war’s!"