"Rollende Lounge und Heilungsmaschine"
Die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt veranlasst die "FAZ" zu einem Abgesang auf das Auto als Vehikel von Freiheit und Selbstbestimmung. Es wisse in Zukunft besser, was für den Fahrer gut ist: Opernkarten, bremsen, Frau Blumen mitbringen, weniger Butter essen.
"Kommt der neue Mercedes mit einem Doktortitel in Medizin und Psychologie?"
fragt in dadaistischer Diktion die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
Berichtet indessen ernsthaft über die Tendenzen auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt.
Umgetan hat sich dort der FAZ-Autor Niklas Maak, neben Ulf Poschardt von der Tageszeitung DIE WELT gewiss der Auto-affinste Feuilletonist im Lande.
Und was Maak gesehen hat – nämlich "datensammelnde Computer, die zufällig auch fahren können" –, missfällt ihm sehr.
"[Die] Neudefinition des Automobils als rollende Lounge und Heilungsmaschine ist grundlegend. Das heroische moderne Ideal der Fahrzeugbeherrschung, des wachen Fahrers, wird abgeschafft und ersetzt durch die Trias von Komfort, Entspannung und Therapie, eine Entwicklung der gesellschaftlichen Prioritäten, weg von Freiheit und Selbstbestimmung hin zu Abschottung, Komfort und Heilung. Das Auto weiß nun eben besser, was für den Fahrer gut ist: Opernkarten, bremsen, Frau Blumen mitbringen, weniger Butter essen."
Angesichts der "drohenden digitalen Abschaffung" erinnert der FAZ-Autor Maak daran, was das Automobil vor einhundert Jahren einmal gewesen ist: Nämlich ein Vehikel, "das einen zu Dingen verleiten sollte, die man ohne das schöne Gerät nicht getan hätte, Dinge, die das Leben aufregender, besser und wärmer machen".
Wir denken bei diesen Zeilen unwillkürlich an unsere muskulöse Honda, die vor der Tür unternehmungslustig mit dem Hinterreifen schart, und möchten auch dem Mobilitäts-Melancholiker Maak die Anschaffung eines stark motorisierten Zweirads empfehlen. -
Unisex-Toiletten und andere stille Orte in Berliner Clubs
Um im weitesten Sinne beim Kitzel zu bleiben:
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kümmert sich um die "Lustschutzräume" in Berlin, worunter stille und nicht ganz so stille Örtchen zu verstehen sind.
"Was macht man nachts im Club, wenn man in vergleichsweiser Ungestörtheit Drogen nehmen, Sex haben, sich die Achseln föhnen will, oder auch tatsächlich mal muss? Man geht auf die Toilette. Neben dem DJ, der Bar und der Türselektion gehören die Sanitäranlagen zu jenen Faktoren, die über Gelingen oder Ödnis einer Partynacht entscheiden",
behauptet der SZ-Autor Jan Kedves anlässlich der Ausstellung "Comfort Zone" im Restaurant Crackers.
Im Mittelpunkt steht die Unisex-Toilette im hauptstadtberühmten Cookie Club, der letztes Jahr geschlossen hat.
"Innenarchitektonisch war alles sehr kommunikativ angelegt, mit ausgetüfelten Blickachsen, die dafür sorgten, dass sich Freunde beim Pinkeln in die Augen schauen konnten, oder dafür, dass exhibitionistisch Veranlagte die Blicke derjenigen trafen, die eher voyeuristisch veranlagt waren. Alles war nur eine Ecke weit."
Kai Dieckmann von "Bild" ist "schizo"
"Nicht nur plem-plem, sondern auch schizo", nennt die TAGESZEITUNG keineswegs Unisex-Toiletten, sondern BILD-Chef Kai Dieckmann.
In ihrer Begründung nimmt die TAZ-Autorin Silke Burmester auf ein bei Twitter hochgeladenes Foto Bezug,
"auf dem im Hintergrund riesig das Bild-Logo prangt und vorn eben jener Mann steht, den ich als den Verantwortlichen für die größte tägliche Verbreitung sexistischer Kackscheiße bezeichnen möchte, die dieses Land zu bieten hat. Und ausgerechnet er, dessen Zeitung keine Gelegenheit auslässt, Frauen zu Objekten der sexuellen Verfügbarkeit zu degradieren, hält ein Kampagnenschild der UN in die Kamera, mit dem für Geschlechtergleichheit gekämpft wird. Das lässt bei mir den Eindruck entstehen, der Dieckmann hat jede noch so gering vorhandene Zurechnungsfähigkeit verloren. Der ist nicht nur plem-plem, sondern schizo."
Nun denn. Kai Dieckmann wird wissen, ob er die TAZ wegen Beleidigung vor den Kadi zerrt oder ihr verschwiegen beipflichtet.
Die Männer und der Feminismus
"Zur Lage des Feminismus" hieß die Veranstaltung im Rahmen der Berliner Festspiele, über die der WELT-Autor Jan Küveler berichtet. Sein Eindruck:
"Von Männern ist nur als Buhmännern die Rede. (...) Glaubt man (der britischen Feministin) Laurie Penny, sind weiße, heterosexuelle Männer sämtlich gestört, potenziell übergriffig und gehören abgeschafft. Wenn so ein unterkomplexer, gehässiger Quatsch die gegenwärtige Lage des Feminismus abbildet, wäre es ein Trauerspiel."
Bleibt uns noch das letzte Worte für heute: Tschüss!