Shakespeare und die Masturbation
Dem bevorstehenden 400. Todestag William Shakespeares widmet "DIE ZEIT" zwei ganze Seiten. Dort erfahren wir, dass der Sänger Rufus Wainwright in der Pubertät von seiner Mutter mit dessen Sonetten konfrontiert wurde – um ihm die Selbstbefriedigung zu erklären.
"Wie kamen Sie auf Shakespeare?",
fragt Christoph Dallach für DIE ZEIT den Sänger Rufus Wainwright, der ein Album mit Shakespeare-Sonetten aufgenommen hat. Wainwrights Antwort (Achtung, Fremdschäm-Gefahr!):
"Ich war zwölf, als die Pubertät mich erwischte und ich mich immer länger in mein Zimmer zurückzog. Meiner Mutter fiel die befleckte Bettwäsche auf. Eines Tages nahm sie mich beiseite und sagte: 'Rufus, für das, was gerade mit deinem Körper geschieht, gibt es ein Sonett von Shakespeare.' Dann zitierte sie ein Sonett, um mir Masturbation zu erklären."
Zu Shakespeares 400. Todestag füllt DIE ZEIT gleich zwei ganze Seiten. Die Erste davon mit einem Artikel von Neil MacGregor. Für den designierten Intendanten des Berliner Humboldt Forums besteht das große Rätsel darin, wie dieser "Schöpfer nationaler Mythen (...) zum Dichter der gesamten Menschheit werden konnte". Sicher ist sich aber MacGregor in einem:
"Shakespeare bot eine raffinierte Kunst für ein Massenpublikum."
Er habe alle Gesellschaftsschichten erreicht:
"In vielerlei Hinsicht dem Fernsehen der fünfziger und sechziger Jahre nicht unähnlich. Und wie das frühe Fernsehen zog auch dieses neue kommerzielle Theater große Talente und Zuschauerzahlen an. Wir wissen, dass um 1600 oft wenigstens drei konkurrierende Theater täglich zur selben Zeit ihre Vorhänge öffneten."
Die AfD und die Religionsgeschichte
Auch Lucas Wiegelmann zieht Vergleiche über die Jahrhunderte hinweg, aber mit einem weniger schönen Sujet: Wiegelmanns Text für DIE WELT ist nämlich eine "kleine Religionsgeschichte der Intoleranz". Genauer: eines Arguments. Der Journalist zitiert den AfD-Vizevorsitzenden Alexander Gauland mit den Worten:
"Der Islam ist keine Religion wie das katholische oder protestantische Christentum, sondern intellektuell immer mit der Übernahme des Staates verbunden."
Die AfD versuche, so Wiegelmann, den Eindruck zu vermitteln, "die in Deutschland lebenden Muslime (5 Prozent der Bevölkerung) könnten die Verfassung kippen".
Man könne nun mal nicht überzeugend begründen, dass eine Religion falsch liege, schreibt der WELT-Autor:
"Wenn eine Regierung in der Vergangenheit eine religiöse Lehre wirksam diskriminieren wollte, schürte sie deshalb lieber den Verdacht, von deren Anhängern gehe eine politische Gefahr aus, ja, eigentlich handele es sich um gar keine Religion."
Mit diesem Argument sei schon Jesus ans Kreuz geschlagen worden. Und auch die Nazis hätten den Juden Staatsfeindlichkeit unterstellt und dieses Argument zur "apokalyptischen Erzlüge" übersteigert, "die Juden planten nicht nur den Umsturz in Deutschland, sondern arbeiteten gleich am Weltuntergang."
Und in diese Tradition habe sich nun die AfD mit der Verbreitung desselben Arguments begeben.
Erdogans wütende Anwälte
Ebendiese AfD hat zum Teil "von ihren Veranstaltungen" Journalisten ausgesperrt und laut Reporter ohne Grenzen damit dazu beigetragen, dass nun Deutschland auf den 16. Platz der Länder mit der größten Pressefreiheit abgerutscht ist. Darüber berichtet die BERLINER ZEITUNG. Sie erwähnt auch den desaströsen 151. Platz der Türkei.
DIE ZEIT druckt bekannte Erdogan-Karikaturen aus türkischen Satire-Zeitschriften ab und lässt sie vom Journalisten Bülent Mumay erläutern.
"Der Karikaturist Musa Kart wurde wegen seiner Karikatur einer Katze mit Erdogans Kopf verklagt", steht auf einem Cover des Satiremagazins "Penguen" aus dem Jahr 2005. Unter dem Text dann die kunterbunte Solidaritätsbekundung der Kollegen:
"Jeder Karikaturist des Magazins zeichnete Erdogan als ein anderes Tier."
Als Giraffe, Frosch, Kamel, Affe, Schlange ... Bülent Mumays Kommentar:
"(Erdogans) Anwälte wurden sehr wütend."