Steht eine Besetzung der Volksbühne bevor?
Der "Tagesspiegel" geht einem Gerücht nach, in Berlin sei die Besetzung der Volksbühne geplant. Ein Drei-Monats-Spielplan stehe schon, heißt es in einem Facebook-Post. Die Spur führte bis eine außerordentliche AStA-Sitzung einer Berliner Hochschule für Technik - und zu namhaften Kritikern des neuen Intendanten Dercon.
Verwirrung herrscht im Feuilleton vom Freitag. So fragt etwa die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Wo seid ihr?" Und möchte Folgendes klären: "Wie stark prägen Intellektuelle noch die politische Debatte?" Dafür muss sich der Leser auf den Weg durch eine Bleiwüste von neun Gastbeiträgen machen, um dann etwa von Claus Leggewie, Ludwig Börne-Professor an der Universität Gießen, zu erfahren: "Intellektuelle sind Spezialisten deliberativer Demokratie, die anders, als es ein aktuelles Wahlplakat fordert, erst bedenkt und dann handelt. Ihr professionelles Ethos besagt, dass sie niemandem verpflichtet und stets um ihre Unabhängigkeit besorgt sein müssen." Julia Schulze Wessel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Dresden, ergänzt: "Die Frage also: 'Wo verstecken sich die Querdenker, die Freigeister, die echten Charakterköpfe, die abseits der Norm denken?' ist falsch gestellt. Man muss viel mehr fragen, warum sie niemand hören will." Die Frage der SZ "Wo seid ihr?" wird also in etwa mit, wer will das wissen, beantwortet.
Die Frage, was denn jetzt eigentlich aus dem Humboldtforum wird, beantwortet Kulturstaatsministerin Monika Grüters, im Interview mit der SZ, dagegen ganz locker: "Das Humboldt-Forum ist das größte Kulturprojekt seit Jahrzehnten und wird schon aus seinem Verständnis heraus ein Work in progress sein. Zudem soll es ein Haus neuen Typs mit experimentellem Charakter werden."
Ankündigung einer Volksbühnen-Besetzung
Das könnte auch auf die Berliner Volksbühne gemünzt sein, bei der man ja auch noch nicht so richtig weiß, wohin die Reise geht. Der Berliner TAGESSPIEGEL allerdings warnt: "Der nächste Akt in der dramatischen Posse um die Volksbühne ist eröffnet. Vor einigen Tagen wurde über die Facebook-Seite des Berliner Alexander Verlags ein Aufruf der Gruppe 'Staub zu Glitzer' geteilt, in der diese die Besetzung der Volksbühne ankündigt. Darin heißt es, dass ein Organisationsteam, bestehend aus 48 Personen, seit Monaten 'im Verborgenen und in Vollzeit' einen dreimonatigen Alternativspielplan ausgearbeitet habe. Das klingt nun wirklich mehr als bizarr.
Hannes Soltau ist der Spur trotzdem bis in eine außerordentliche AStA-Sitzung der Berliner Beuth Hochschule für Technik gefolgt, wo es eine Anfrage zur "Aktion Staub zu Glitzer" gab: "Laut Protokoll sollen im Zuge der Besetzung 'sechs bis sieben Bühnen in den Gängen aufgebaut und bespielt werden'. Die angehängte Anwesenheitsliste des Protokolls führt auch die Namen der Aktivisten auf, die die Planungen vorstellten: Hendrik Sodenkamp und Alexa Brunner." Sodenkamp wird im TAGESSPIEGEL vorgestellt als: "Assistent des langjährigen Chefdramaturgen Carl Hegemann an der Volksbühne. Hegemann gehört zu den heftigsten Dercon- Kritikern." Aber erklärt das eine Besetzung des Theaters? Und was sagt Chris Dercon dazu? Fortsetzung folgt ganz sicher!
Wort für die Zeit, eine Banane zu essen
Nicht ganz sicher zu klären sind dagegen Begriffe wie "Tsundoku", "Fika" oder "Pisan Zapra". Andreas Rossmann hat sie für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG dem Buch "Lost in Translation" von Ella Frances Sanders entnommen. Diese Worte sind schlicht nicht zu übersetzen, jedenfalls nicht mit einem Wort: "'Tsundoku' ist japanisch und meint 'ein Buch ungelesen lassen, nachdem man es gekauft hat, und es zu den anderen ungelesenen Büchern legen', 'Fika' heißt auf Schwedisch 'sich treffen, um zu reden und eine Pause vom Alltag zu machen, wobei man normalerweise Kaffee trinkt', und 'Pisan Zapra' ist Malaiisch für 'die Zeit, die man braucht, um eine Banane zu essen'. Am ehesten wäre mir jetzt hier nach Fika, auch wenn Sie, liebe Hörer, vermutlich schon wieder vergessen haben, was das heißt.
Also tragen auch wir zu der Verwirrung bei, für die die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG einen eindeutigen Schuldigen ausgemacht hat und fragt: "Herbst, muss das sein?" Unter dieser Überschrift erklärt uns Daniele Muscionico "Der Herbst nebelt uns so lange ein, bis man nicht mehr weiss, wer man ist – und wieso man sich diese Frage erst heute stellt."